Russlands Plan in Syrien geht auf

 

Als Russland am 30.September 2015 in Syrien intervenierte, was gab es da nicht für ein Geschrei im Westen. Die Russen würden scheitern, es würde das neue Vietnam für Moskau, am Ende stünde noch mehr Chaos. Nun, stattdessen stehen am Ende ein Waffenstillstand und eine wesentlich verbesserte Position Russlands im internationalen Gefüge. Jetzt hat Putin den Großteil der russischen Truppen zurückgezogen. Auftrag erfüllt.

 

Manche im Westen glaubten tatsächlich, dass Russland wegen einer Art Nibelungentreue zu Assad in Syrien eingegriffen hätte. Sie haben übersehen, wie vorsichtig und überlegt Putin die letzten Jahre gehandelt hat. Warum sollte das jetzt in Syrien anders sein? Russland hat mit der Intervention gleich ein Bündel von Zielen erreicht.

 

Erstens hat Moskau bewiesen, dass es eine komplexe militärische Operation jenseits der eigenen Grenzen durchführen kann. Zweitens hat Russland sich seine Stützpunkte im Land gesichert und damit seine Rolle als eine gleichwertige Macht in der Region. Drittens hat es verhindert, dass der Westen einen Regimewechsel dort durchführen kann bzw. durch eine Flugverbotszone die Kontrolle über das Land übernimmt. Viertens hat es bewiesen, dass Moskau treuer zu seinen Verbündeten steht als Washington.

 

Wer sich auf Moskau verlässt, wird nicht verlassen. Die USA hingegen lassen ihre Verbündeten schnell fallen wie z.B. Hosni Mubarak in Ägypten. Fünftens hat Russland die Isolation aufgebrochen, in die es vom Westen im Gefolge der Ukraine-Krise gedrängt wurde. Sechstens hat es seine neue militärische Schlagkraft unter Beweis gestellt.

 

Diese beeindruckende Liste von Erfolgen wird noch ergänzt durch einen weiteren Faktor.

 

Russland hat Washington im Grunde aus einer Zwangslage geholfen. Die USA wollen den Sturz Assads und können ihn daher niemals unterstützen. Zugleich wollten sie aber nicht, dass Assad vom Islamischen Staat gestürzt wird. Noch im Herbst 2015 sah es in der Tat so aus, als ob der IS bald in Damaskus einmarschieren würde. Russland hat das verhindert. Washington dürfte darüber insgeheim erleichtert sein. Die Rechnung wird Putin bald präsentieren, wenn es um die Ukraine geht. Kann gut sein, dass Washington einer dauerhaften Neutralisierung der Ukraine zustimmt. Das wäre ein zentrales Anliegen von Putin, die NATO von der Ukraine fern zu halten. Somit hätte Russland durch das Eingreifen in Syrien einen entscheidenden Sieg im Konflikt um die Ukraine errungen. Wenn es so kommt, dann ist das eine hervorragende Leistung der Moskauer Diplomatie. Man kann nur noch sagen: So geht Politik.

 

Von Dr. Christian Weilmeier