Russland-Gespür in der Praxis: Deutsche Wirtschaft hofft auf Sanktions-Abschwächung

 

Vor einigen Tagen haben Dutzende deutsche Studierende in der Deutschen Botschaft in Moskau ihre Nachweise für ein sechsmonatiges Betriebspraktikum in Russland erhalten, schreibt die „Nesawissimaja Gaseta“ am Dienstag.

 

Ihr Praktikum hatten sie in russischen Unternehmen gemacht.

 

Das Programm „Russland in der Praxis“ war von der Moskauer Higher School of Economics und dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) organisiert worden. Finanziert wurde es vom DAAD und den Mitgliedern der Russisch-Deutschen Außenhandelskammer.

 

Die Wirtschaftslage in Russland sei schwierig, stellten die Experten des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO) jüngst in einem Bericht fest, der dem Einfluss der Russland-Sanktionen auf die europäischen Industrieländer gewidmet war.

 

Die EU-Länder und die Schweiz leiden darunter viel mehr, als man gedacht habe. Auf dem Spiel stehen insgesamt mehr als zwei Millionen Arbeitsplätze und etwa 100 Milliarden Euro Mehrwert. Auf Deutschland entfallen davon etwa 500.000 Arbeitsplätze und 27 Milliarden Euro. Dass ausgerechnet die Russland-Sanktionen dafür ausschlaggebend sind, ist ein offenes Geheimnis.

 

Nach Angaben der Russisch-Deutschen Außenhandelskammer ist der deutsche Export nach Russland im ersten Halbjahr 2015 um vier Milliarden Euro (34 Prozent) geschrumpft. In erster Linie leiden Bereiche wie Maschinenbau, Landwirtschaft, Nahrungsindustrie und Automobilbau darunter.

 

Dabei zeigten sich 75 Prozent der befragten Unternehmensvertreter überzeugt, dass die Handelsrestriktionen wirkungslos seien und das Vorgehen der russischen Behörden kaum beeinflussen. Mehr als 50 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, vor allem von den Finanzbeschränkungen getroffen worden zu sein. Der Anteil solcher Firmen steige zunehmend: von 14 Prozent 2014 auf 30 Prozent im Dezember 2015.

 

Der ständige Stellvertreter des Botschafters in Moskau, Andreas Meitzner, verwies darauf, dass die Zahl der Teilnehmer am Programm „Russland in der Praxis“ wesentlich gestiegen ist. Es sei sehr wichtig, Kontakte zwischen deutschen Studenten und ihren russischen Kollegen anzuknüpfen und aufrechtzuerhalten, vor allem in der Zeit angespannter Beziehungen zwischen Europa und Russland.

 

Aber trotz der politischen Spannungen und der wirtschaftlichen Talfahrt glaubt die deutsche Wirtschaft offenbar an gute Perspektiven in den Beziehungen mit Russland und plant sogar allein für dieses Jahr Investitionen in Höhe von 900 Millionen Euro.

 

Quelle: Sputniknews