Bei den gestrigen Unruhen im Flüchtlingslager Idomeni an der griechisch-mazedonischen Grenze sind etwa 300 Personen verletzt worden, wie die Agentur France Press unter Berufung auf die internationale Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen berichtet.
„Rund 300 Flüchtlinge wurden verletzt. 200 von ihnen nahmen wegen Atemprobleme medizinische Hilfe in Anspruch, 30 erlitten Verletzungen durch Gummigeschosswaffen und weitere 30 andere Verletzungen“, teilte ein Vertreter der Organisation gegenüber France Press mit.
Zuvor hatte die Agentur gemeldet, die mazedonische Polizei habe am Sonntag Tränengas gegen Hunderte Flüchtlinge eingesetzt, die den Grenzzaun auf griechischer Seite gestürmt hätten. Dabei war von „Dutzenden Betroffenen“ die Rede.
Die griechischen Migrationsbehörden kritisierten die mazedonischen Sicherheitskräften für deren Einsatz von Gummigeschossen und sprachen von einem „gefährlichen und verabscheuungswürdigen» Vorgehen.
Am Sonntagvormittag hatten sich Gruppen von Flüchtlingen am Grenzzaun zu Mazedonien versammelt und zunächst versucht, friedlich mit den mazedonischen Behörden zu verhandeln, wie das Online-Portal Protothema berichtete. Die Flüchtlinge forderten die Grenzöffnung – die mazedonischen Polizisten blieben hart und forderten die Flüchtlinge auf, sich von der Grenze zurückzuziehen. Daraufhin sollen die Flüchtlinge versucht haben, den Zaun zu stürmen. Die Behörden antworteten mit Tränengas. Auslöser für die erneuten Unruhen soll ein Flugblatt gewesen sein, das angab, die Grenzen seien geöffnet worden.
Nach der Schließung der Balkanroute sitzen in dem Lager Idomeni Tausende Flüchtlinge fest, darunter viele Frauen und Kinder. Sie haben die Felder rund um die 100-Seelen-Gemeinde Idomeni besetzt und dort ihre Zelte aufgeschlagen. Ende März hatte Athen dann mit dem Abtransport von Flüchtlingen aus Idomeni begonnen, nachdem die EU mit der Türkei ein Abkommen unterzeichnet hatten, das die Zahl der Flüchtlinge reduzieren soll. Am Montag, den 4. April, ist die Vereinbarung über die Rücknahme illegaler Flüchtlinge, die über die Türkei nach Europa gereist waren, in Kraft getreten.
Die Zuwanderungskrise in Europa hat sich im Zusammenhang mit dem wachsenden Flüchtlingszustrom aus Nordafrika, dem Nahen Osten sowie aus Zentral- und Südasien zugespitzt. Die Zahl der Migranten aus den Unruhegebieten des Nahen Ostens und Nordafrikas steigt noch immer rasant an. Im Jahr 2015 sind rund 1,8 Million Migranten nach Europa gekommen. Experten zufolge handelt es sich um die größte Flüchtlingskrise seit dem Zweiten Weltkrieg.
Quelle: Sputniknews