Der Streit kommt auf die Straße: Aktivisten haben sich in der Nähe der türkischen Botschaft mit Jan Böhmermann solidarisiert.
Die Debatte um das Schmähgedicht von Jan Böhmermann ist nun auch vor der türkischen Botschaft in Berlin angekommen. In der Nähe des Gebäudes in der Tiergartenstraße hatten Aktivisten ein Protestplakat angebracht, das sich mit dem TV-Satiriker solidarisiert und das Vorgehen des türkischen Präsidenten harsch angeht. Überschrieben ist es mit dem Hashtag «#mimimimimi», was umgangssprachlich wohl mit «Heul doch!» zu übersetzen ist. An die Adresse von Präsident Erdogan dürfte das heißen: «Stell Dich mal nicht so an.» Weiter sind auf dem Plakat die Hashtags «#freeboehmi», «#Satiredarfalles» sowie «#HumorloseKackbratze» zu finden.
«Mit Verlaub, Herr Präsident, Sie sind ein Arschloch»
Zu der Aktion hat sich die Streetart-Gruppe «Dies Irae» («Tag des Zorns») bekannt, die sich schon in der Vergangenheit öfter Werbeplakate und -flächen für ihre Botschaften zunutze gemacht hat. Auf ihrer Facebookseite haben sie ein Foto des Plakats hochgeladen, überschrieben mit dem Satz «Mit Verlaub, Herr Präsident, Sie sind ein Arschloch». Bis zum Mittag wurde das Bild mehr als 400 mal geteilt.
Der Werbekasten befindet sich etwa 250 Meter von der Botschaft entfernt. Dem Foto nach zu urteilen, muss das Banner gestern Abend angebracht worden sein. Dazu müssen die Protestierenden einen speziellen Schlüssel verwendet haben. «Mittlerweile gibt es ja im Netz überall Anleitungen, wie man solche Werbekästen knackt», sagt Frauke Bank von der Wall AG, die für die Werbefläche an der Stelle verantwortlich ist.
Bereits am Mittwochvormittag hing das Solidaritätsbanner aber nicht mehr. Die Wall AG ließ das «#freeboehmi»-Plakat bereits in den Morgenstunden abnehmen. Stattdessen befindet sich in dem Schaukasten nun wieder ein Werbeplakat für eine Ausstellung. «Wir haben gegen kurz nach acht Uhr die Meldung bekommen, und dann sofort veranlasst, das Plakat zu entfernen», so Sprecherin Frauke Bank gegenüber dem Tagesspiegel. Etwas Positives kann sie dem Fall dennoch abgewinnen: «Immerhin haben die Aktivisten auch erkannt, dass Werbeflächen ihre Wirkung haben.»
Quelle: Tagesspiegel