Russland empfiehlt den Amerikanern, sich doch besser nicht immer wieder neu im „Anschleichen“ zu versuchen

 

Die USA und Russland tauschten miteinander wieder einmal ordentlich Sticheleien aus. Die Amerikaner mögen es scheinbar nicht, dass die russischen SU-27 Abfangjäger immer wieder mal ein schmähendes «Fassrolle»-Manöver über der Ostsee rund um ihre Flugzeug-Aufklärer vorführen, fliegerische Visitenkarten, hinterlassen von Steuerknüppel-Meistern eben.

 

Der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Generalmajor Igor Konashenkov pariert:

 

«Wir beginnen uns schon daran zu gewöhnen, dass die Vertreter des Pentagons sich bezüglich angeblich «nicht-professioneller» Manöver unserer Jäger beim Abfangen ihrer Aufklärungsflugzeuge an der russischen Grenze beschweren… Um die Probleme der amerikanischen Luftwaffe jedoch prinzipiell zu lösen gibt es nur ganze zwei Varianten: Entweder erst gar nicht erst in der Nähe unserer Grenzen zu fliegen, oder Luftfahrtsicherheitsregeln folgend, ihre Transponder zur automatischen Identifizierung durch unser Radar zwecks objektiver Kontrolle eingeschaltet zu lassen, nicht, sie in vergeblicher Täuschungsabsicht auf Null zu stellen».

 

Seinen Worten nach erfolgen alle Flüge der russischen Abfangjäger nach den internationalen Regeln zur Nutzung des Luftraums. «Das Aufklärungsflugzeug RC-135U versucht nicht nur ausnahmsweise, sondern regelmäßig, sich mit ausgeschaltetem Transponder an die russische Grenze heranzuschleichen. Deshalb werden unsere Jäger durch die verantwortlichen Kräfte der Luftverteidigung losgeschickt, um visuell den Typ des Flugzeuges und sein Kennzeichen, die «On-Board-Number» aus nächster Nähe zweifelsfrei zu identifizieren, eine unausschlagbare Einladung also», sagte Konaschenkov.

 

Er wies auch darauf hin, dass «ein anderes Aufklärungsflugzeug Boeing OC-135B im Rahmen des Internationalen Vertrag Über Den Offenen Himmel, (OH-Vertrag) am Samstag in Ulan-Ude sogar landete und niemand Jäger schickte, um es zu identifizieren».

 

 

Höchste Kunstflug Meisterschaft

 

Am 29. April flog das russische Jagdflugzeug SU-27 in sehr kleinem Abstand zum amerikanischen Flugzeug-Scout RC-135, das sich über die Ostsee in Richtung Russland bewegte. Laut CNN ereignete sich der Vorfall im internationalen Luftraum. Die russischen Piloten hätten eine «Fassrolle» absolviert. Das ist eine Kunstflug-Figur, jene, in der das Flugzeug (bei gleichzeitiger Fortsetzung der Allgemeinen Richtung des Fluges) sich 360 Grad um seine Längsachse dreht.

 

Im russischem Verteidigungsministeriums wurde versichert, dass die Flüge der russischen Abfangjäger in strikter Übereinstimmung mit den internationalen Regeln zur Nutzung des Luftraums über neutralen Gewässern erfolgen.

 

In den USA wurden diese Manöver als gefährlich benannt und festgestellt, dass «es bereits der zweite Fall im letzten Monat ist», und sich deswegen das «US-Militär entschlossen dagegen verwehrt». Ein absolut ähnlicher Fall ereignete sich am 14. April, als die SU-27 VKS Russlands amerikanisches Aufklärungsflugzeug des gleichen Modells RC-135 über der Ostsee abgefangen und auch über ihm die «Fassrolle» ausgeführt hatte. Moskau erklärte kurz und bündig: «Ein unbekanntes Objekt flog in Richtung russische Grenze. Eine Su-27 identifizierte den Aufklärer und bewog ihn dazu, abzudrehen.»

 

Dieser Vorfall ereignete sich am selben Tag, als die Amerikaner die russischen SU-24 der gefährlichen Nähe zu ihrem tragischen Heldenschiff, dem Zerstörer «Donald Cook» in der Ostsee vorbeizufliegen beschuldigten.

 

Die Liste derartiger Vorkommnisse nur für den letzten Monat kann man noch durch das Abfangen eines russischen Aufklärungsflugzeuges MIG-31 durch das Flugzeug der US-Marine P-8 «Poseidon» in der Nähe der Halbinsel Kamtschatka vervollständigen. Vorfälle wie diese waren üblich zu Zeiten des Kalten Krieges.

 

 

Abkühlung und Unverständnis

 

Pentagon-Sprecherin Michel Baldansa erklärte am 30.04, dass solche Aktionen der russischen Luftwaffe eine Abkühlung der Beziehungen zwischen Moskau und Washington verursachen könnte.

 

«Diese gefährlichen und unprofessionellen Luft-Abfangmanöver können potenziell zu Schäden und Verletzungen der Beteiligten führen. Darüber hinaus würden «unsichere und unprofessionelle Handlungen einzelner Piloten» potenziell eine unnötige Eskalation der Spannungen zwischen den Ländern heraufbeschwören», sagte sie.

 

Nach ihren Daten führen die US-amerikanischen RC-135 lediglich «normale Flüge in internationalem Luftraum» durch. Gemäß den Worten der Vertreterin des Pentagons gab es bereits mehrere Vorfälle im letzten Jahr, dass russische Kampfflugzeuge sich zu dicht an US-Flugzeuge und -Schiffe angenähert hätten, was in den USA große Besorgnis bewirkte.

 

Dabei hat sie allerdings nicht erklärt, exakt welcher Abstand der Annäherung den USA als «unsichere und unprofessionelle» Art und Weise zu fliegen gilt. Und im internationalen Recht gibt in dieser Hinsicht auch keinen eindeutigen Hinweis darauf, im Gegensatz zu den Definitionen von internationalem Luftraum und internationalen Gewässern.

 

Am 28. April sagte der Außenminister Sergej Lawrow Grundsätzliches über die volle Rechtmäßigkeit des Vorbeiflugs der SU-24 am Zerstörer «Donald Cook»:

 

«Bei dem jüngsten Vorfall in der Ostsee kam ein Schiff, ein US-Lenkwaffen-Zerstörer, ausgestattet mit Dutzenden von Marschflugkörpern, bis auf eine Entfernung von nur wenigen Kilometern an die russische Militärbasis in Baltijsk heran, Russisches Territorium! Unsere Flugzeuge erfüllten in diesem Gebiet gerade absolut legitime Übungs-Flüge im internationalen Luftraum. Sie sahen dabei, dass der US-amerikanische Zerstörer mit seiner erkennbar mächtigen Feuerkraft sich unserer Militärbasis unmittelbar näherte und hatten deswegen beschlossen nachzusehen, wer das wohl ist. Sobald sie erkannt hatten, wer es ist, und das geschah aus sicherer Entfernung, drehten sie ab und setzten ihren ursprünglichen Übungsflugauftrag fort».

 

Sergej Lawrow erinnerte daran, dass die UdSSR und die USA im Jahr 1972 ein bilaterales Abkommen über Flugsicherheit abgeschlossen hatten.

 

«Später haben wir vorgeschlagen, ein Zusatzprotokoll zu diesem Abkommen abzuschließen, aber die Amerikaner weigerten sich. Am 20. April des Jahres gab es in Brüssel eine Sitzung des Russland-NATO-Rates. Unser ständiger Vertreter bei der Allianz, Alexander Gruschko erinnerte die USA-Vertreter während der Diskussionen an diesen Vorschlag einer Vertrags-Erweiterung. Die Amerikaner fühlten sich an dieser Stelle offensichtlich unwohl, weil sie nichts darüber wussten, sich an partout nichts erinnern konnten», sagte der RF Außenminister.

 

Jedoch erklärte der US-Außenminister John Kerry dem Außenminister Russlands, Sergej Lawrow im Zusammenhang mit dem letzten Vorfall seinen «entschlossenen Protest».

 

Eine andere Sicht auf die letzten Vorfälle mit der SU-27 äußerte der erste stellvertretende Leiter des Ausschusses des Föderationsrates für Verteidigung und Sicherheit Franz Klintsewitch:

 

«Jetzt wird endgültig klar, warum die USA um das Abfangen der amerikanischen Flugzeug-Spione über die Ostsee und dem Vorfall mit dem Zerstörer «Donald Cook» eine solche Hysterie entwickeln. Ihre Ausspäh-Vorstöße waren informative Vorbereitung zu einer zusätzlichen Platzierung von vier Bataillonen der NATO im Ostseeraum… Tatsächlich setzt die Nordatlantische Allianz in ihrer strategischen Linie auf die Einkreisung Russlands. …Jedoch ist unklar, warum die baltischen Staaten das alles brauchen. Nato-Kontingente können keineswegs ihre Sicherheit garantieren. Und die Ansammlung von Nato-Truppen dort, wo keine besondere Notwendigkeit besteht erzeugt nur zusätzliche Risiken».

 

Ein wenig früher berichtete das «Wall Street Journal» unter Berufung auf militärische Quellen in der Europäischen Union und den USA, dass die Amerikaner zwei Bataillone in die baltischen Staaten schicken können, für ein weiteres Bataillon würden Streitkräfte aus Deutschland und Großbritannien sorgen.

 

Vor diesem Hintergrund wurde am 26. April bekannt, dass im US-Kongress ein Antrag gestellt wurde, die Flüge der Russischen Militärischen Luftfahrt über die Vereinigten Staaten im Rahmen des internationalen Vertrag über den Offenen Himmel, (OH-Vertrag) nicht zu finanzieren. Sie wollen solange nichts zahlen bis die Obama-Regierung sie überzeugen könne, dass Moskau keine Gesetze und Verträge bräche.

 

Nach Ansicht vieler russischer Experten gibt es in den USA eine «undifferenzierte und wenig durchdachte Störabsicht zu allem, was auch nur politisch irgendwie entfernt mit Russland tun zu haben scheint».

 

 

Übersetzung: fit4Russland