Medien: Gibt es in Kaliningrad einen Zeugen-Strich für westliche Reporter?

 

In den letzten Jahren wurde die Berichterstattung über Russland immer negativer. Ob die Ukraine-Krise, der Doping-Skandal oder die Vorgänge in den russischen Medien sind immer gerne ein Thema in den Reportagen der Staatsmedien. Zur besten Austrahlungszeit versteht sich. Um eine «Reportage» oder besser gesagt «Lügengeschichte» glaubhafter zu gestalten, werden immer gerne Zeugen unkenntlich gemacht. Gegenrecherchen bestätigen immer wieder, dass sich ein paar Menschen aus der Oblast Kaliningrad ein paar Euros dazuverdienen wollen.

 

Warum aber Kaliningrad? Zum einen ist es für Besucher und Touristen leichter in die Region zu kommen und man kann seine Absichten auch besser kaschieren. Zum anderen ist die Region auch aufgrund der Sanktionen wirtschaftlich nicht gerade prosperierend, so dass viele Menschen sich gezwungen sehen auf entsprechende Angebote von Journalisten einzugehen. Zahlt man ihnen 250 Euro für eine entsprechendes Interview, wo man Inhalte gibt, die nicht unbedingt den Tatsachen entsprechen, dann ist das eine Menge Geld.

 

Im Übrigen sind viele Deutsche schon durch das Privatfernsehen an imaginäre Reportagen gewöhnt, was die «Glaubwürdigkeit» solcher Lügengeschichten ebenfalls noch einmal untermauert. Man kennt solche Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit. Der alternative Sender KenFM hat in einer medienkritischen Sendung ebenfalls ein Beispiel aus dem Donbass durchleuchtet, wo Deutsches und Russisches Staatsfernsehen zu unterschiedlichen Ergebnissen kamen. Hier war auch ein junger Kaliningrader als bezahlter Zeuge im Fokus der Recherchen gewesen. Der Titel der Sendung hieß «Im Fadenkreuz der Propaganda», ausführlich schrieb bereits der russische Sender Sputnik über den Zeugen Igor, der als Beleg für die russische Militärpräsenz in der Dokumentation «Machtmensch Putin» herangezogen wurde.

 

Und auch die ZDF-Doku ist Fiktion. »Igor« heißt in Wirklichkeit Juri Labiskin, dem nach eigenen Angaben 50.000 Rubel für seine Falschaussagen in Aussicht gestellt worden sind. Im russischen Fernsehen sagt er: »Um ehrlich zu sein, habe ich gelogen – das ZDF wollte es so. Sie sagten, sie würden mir nach dem Interview Geld für meine Aussagen geben.« Mitarbeiter des Zweiten hätten mit ihm tagelang ein Drehbuch geübt und ihm Zitate suffliert. Das beweise auch das Rohmaterial der Filmsequenzen von Patrouillen im Donbass, das »Igor« zur Verfügung stellte. So berichtete Sputnik im vergangenen Dezember.

 
Solche Fälle scheinen aber keine bedauerlichen Einzelfälle zu sein, denn es kommt immer wieder vor, dass im öffentlich-rechtlichen Fernsehen solche «Zeugen» auftreten. Auch der Sender News Front war einmal im öffentlich-rechtlichen Fernsehen thematisiert worden, aber kein Mensch kannte den Zeugen, der vor allem mit wilden Anschuldigungen gegen News Front um sich geworfen hat. Auch im Zuge des sogeannten Doping-Skandals kamen immer wieder Reporter Zeugen auf der Spur, die von Kaliningrad aus den Medienmacher genau das erzählten was sie hören wollten und schließlich auch weiter verbreiteten.

 
Hinterfragt werden solche Reportagen in Deutschland selten. Prüfen es russische Medien nach, dann schreit man in den Deutschen Medienhäusern gerne «Propaganda» — letztlich muss man oftmals selbst die Wahrheit herausfinden. Ob nun ausschließlich Kaliningrad alleine falschen Zeugen stellt, will damit nicht gesagt sein. Aber alleine die geographische Nähe und der geringere Aufwand in Kombination mit den wirtschaftlichen Problemen und den genannten Beispielen zeigen ein gewisses Muster in der Herangehensweise der westlichen Journalisten.