Todenhöfer: „Auch die Bombardierung Mossuls ist Terror“

 

Der Journalist Jürgen Todenhöfer hat in seinem jüngsten Facebook-Post die Situation im irakischen Mossul analysiert. In seinem Beitrag mit dem Titel „Auch die Bombardierung Mossuls ist Terror“ kritisiert er das Vorgehen der USA zur Befreiung der Stadt von der Terrormiliz Daesh (auch Islamischer Staat, IS).
 

 

„Wer, wie fast alle unsere Politiker, von der ‚Befreiung‘ Mossuls spricht, lügt. Die sunnitischen Städte im Irak werden nicht befreit, sondern zerstört. In Schutt und Asche gelegt. Die geflohenen Einwohner verlieren alles. Hab und Gut, oft ihre Familien, alles. Und niemand im Westen protestiert. Sind wir Vasallen, Knechte der USA oder ein stolzes, freies Land?“, schreibt Todenhöfer am Sonntagabend.

 

Die USA würden im Irak ein „blutiges Finale“ planen. „Sie wollen die 5.000 IS-Terroristen, die sich noch in Mossul verbergen, mit 90.000 schiitischen, kurdischen, türkischen und ein paar tausend bestochenen arabisch-sunnitischen Kämpfern angreifen. Unterstützt von 6.500 US-Spezialeinheiten. Parallel wird eine von den USA geführte 60-Staaten-Koalition die Millionenstadt Mossul im Minutentakt bombardieren.“ Zehntausende würden sterben.
 

„In Mossul leben wunderbare Menschen. Menschen wie Du und ich. Aber in furchtbarem Leid: Sie mussten die mörderischen Sanktionen Clintons erdulden, den Krieg Bushs, den Terror des IS und jetzt die ‚Freiheitsbomben‘ Obamas. Doch wer weint schon um Mossul, wer um sunnitische Iraker? Jeden Tag denke ich an die Menschen von Mossul“, schreibt der Journalist, der selbst zweimal nach Mossul gereist war.

 

Die Terrormiliz müsse man mit „klügeren Strategien“ bekämpfen. Dem Weißen Haus liege sogar ein offizielles Angebot der oppositionellen irakischen Sunniten vor. Mit deren Hilfe hätte der IS „nicht die Spur einer Chance“. Als Bedingung sollen die Sunniten genannt haben, dass sie wieder am politischen Leben des Irak teilhaben können. Washington sei das zu kompliziert gewesen. „Bombardieren ist einfacher“, erläutert Todenhöfer bitter.
 

„Wie bei all ihren Kriegen töten die US-Bomben die Falschen. Und züchten dadurch neuen Terror“, heißt es in dem Facebook-Beitrag ferner. Seit August 2014 tötete die US-geführte Koalition mit ihren Angriffen auf sunnitisch-irakische Städte rund 50.000 Zivilisten, ihre Verbündeten weitere 15.000.

 

Die meisten IS-Terroristen konnten ihm zufolge schon entkommen – sei es im Flüchtlingsstrom, durch Tunnel oder Bestechung. In anderen Ländern würden sie schon längst weiterkämpfen. Wenn sie dann Europa erreichten, könnten sie Rache nehmen. „Wir werden die amerikanische Bombenstrategie mit Jahrzehnten des Terrorismus bezahlen“, so der Journalist.´Dass die Amerikaner trotzdem von großen Erfolgen sprechen, hält Todenhöfer für zynisch und eine „Perversion des Denkens“.
 

„Wenn sich die Welt nicht endlich gegen diesen Bombenterror erhebt, wird die Jahrtausende alte Kulturstadt Mossul bald nicht mehr existieren. Dank Clinton und Bush, dank dem IS. Und dank Ihnen, Herr Obama. Wenn Sie diesen kriminellen Wahnsinn nicht stoppen, wird Mossul sterben. In den Trümmern Ihrer großen Worte. Und unserer Feigheit», schreibt Todenhöfer abschließend.

 

Quelle: Sputniknews