Russlandgeschäft: Deutsche Unternehmer unzufrieden mit Abhängigkeit von Brüssel

 

Die deutsche Geschäftswelt rechnet mit einem Aufschwung der russischen Wirtschaft im kommenden Jahr, schreibt die „Nesawissimaja Gaseta“ am Dienstag unter Berufung auf die Ergebnisse einer Umfrage der Russisch-Deutschen Außenhandelskammer.

 

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55 Prozent der befragten Unternehmer erwarten 2017 eine positive Wirtschaftsentwicklung in Russland. 32 Prozent hoben ihre Stabilisierung in letzter Zeit hervor und 56 Prozent rechnen mit einem geringen Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr. Nur ein Prozent der Befragten erwartet eine weitere Talfahrt.

 

Dass die russische Wirtschaft ihren Tiefpunkt wohl schon hinter sich hat, bestätigt auch ein Zuwachs an Direktinvestitionen. Die deutschen Unternehmer verstehen, dass es für sie nur zwei Möglichkeiten gibt: entweder investieren oder den russischen Markt verlieren. AHK-Vorstandschef Matthias Schepp führte die Statistik von Ernst & Young an, nach der Russland nach dem Umfang der Direktinvestitionen in die Verarbeitungsindustrie unter allen europäischen Ländern auf dem vierten Platz stehe.
 
Dass deutsche Unternehmen wieder intensiv in Russland investieren, bestätigt auch die Bundesbank. Die Zeitung „Die Welt“ berichtete, dass deutsche Firmen in Russland im vorigen Jahr 1,78 Milliarden Euro investiert und damit das höchste Niveau der Jahre 2006 bis 2008 wiedererreicht haben. In diesem Jahr erwartet die Bundesbank einen neuen Rekord, denn allein im ersten Vierteljahr beliefen sich die Direktinvestitionen auf 1,1 Milliarden Euro.

 

Matthias Schepp führte seinerseits weiter an, dass 56 Prozent der befragten Unternehmer nach ihren Worten schon Produktionskapazitäten in Russland haben. Weitere 20 Prozent wollen ihre Produkte schon in den kommenden zwei Jahren unmittelbar in Russland herstellen.
 
Schepp zeigte sich überzeugt, dass die russische Führung deutschen und anderen ausländischen Investoren die gleichen Bedingungen wie ihren russischen Konkurrenten schaffen sollte. Das würde neue Investitionen nach Russland locken.

 

Aber neben den offensichtlichen Schwierigkeiten auf dem russischen Markt, darunter mit den instabilen Ölpreisen und den damit verbundenen Schwankungen des Rubel-Wechselkurses, sehen die deutschen Unternehmer einen weiteren negativen Aspekt, und zwar die ausbleibende Unterstützung seitens der deutschen Regierung.
 
Es entsteht nämlich der Eindruck, dass Berlin bei seiner Politik gegenüber Moskau vor allem an die Meinung Brüssels denkt und seine eigenen Wirtschaftsinteressen vernachlässigt. In diesem Zusammenhang verwies Schepp auf die Position der italienischen Unternehmen, die mit den Russland-Sanktionen lockerer umgehen und vor allem an ihre eigenen Interessen und nicht an die von Brüssel denken.
 
Übersetzung: Sputnik