Dr. Marcus Franz ist Wiener, Jahrgang ’63, Internist mit eigener Praxis, Abgeordneter zum österreichischen Nationalrat und ein sehr aktiver Blogger mit stetig anwachsender Leserschaft. Darüber hinaus befindet sich Franz via sozialer Medien in einem regen Austausch mit Freunden, Kritikern und Gegnern, wo seine Beiträge für so manche heiße Diskussion sorgen. Höchste Zeit, dieser interessanten Persönlichkeit auf den Zahn zu fühlen; die Fragen stellte Marcello Dallapiccola.
via Contra Magazin
Franz ist ein politischer Quereinsteiger, schloss sich 2013 dem Projekt des Austro-kanadischen Milliarärds Frank Stronach, genannt „Team Stronach» an. Von dort wechselte er dann zur Volkspartei (ÖVP), wo er nach knapp einem Jahr allerdings wieder ausgeschlossen wurde. Franz hatte die Theorie in den Raum gestellt, dass Angela Merkel sich aufgrund ihrer eigenen Kinderlosigkeit nun so sehr dafür einsetze, dass junge Männer aus aller Herren Länder nach Deutschland kämen. Seither ist Franz als parteiloser Abgeordneter im österreichischen Nationalrat politisch aktiv, wo er – der Arzt – sich inzwischen hauptsächlich um den Gesundheitsbereich kümmert.
Doch auch abseits seiner Tätigkeiten als Arzt und Abgeordneter ist Franz sehr umtriebig, etwa auf seinem Blog „thedailyfranz.at“, den er regelmäßig mit interessanten, glasklar formulierten Artikeln befüllt, die eine scharfe politische Kante zeigen.
Franz bezeichnet sich selbst als „Familienmensch, bürgerlich, konservativ, wirtschaftsliberal und katholisch“ und vertritt diese Linie sowohl mit Witz als auch mit Verve, was immer wieder zu teils hässlichen Anfeidungen aus dem links/grünen Lager sorgt. Umgekehrt wird Franz für seine stets bürgernahe, beinahe hemdsärmelig-umkomplizierte Art von einer wachsenden Anzahl von Menschen in den sozialen Medien geschätzt; nicht nur einmal hat er das Instrument der parlamentarischen Anfrage genutzt, um Licht in ein besonders heiß diskutiertes Thema zu bringen – eben die Franz’sche Art, seiner Verpflichtung als Volksvertreter nachzukommen.
MD: Herr Dr. Franz, wieso sind Sie eigentlich damals zum „Team Stronach“ gegangen? Bei vielen der Leute, die sich dort versammelt haben, ist schnell klar warum die ausgerechnet dort sind, bei Ihnen tut man sich doch ein bisschen schwer, diese Entscheidung nachzuvollziehen.
Dr. Marcus Franz: Ich wurde damals über einen renommierten Journalisten, der Kathrin Nachbaur und Frank Stronach kennt, mit dem TS zusammengebracht.
Es wurden vom TS Leute mit Expertise im Gesundheitssystem gesucht und ich hatte sowohl als Primarius mit eigener Praxis und als jemand, der viel gesundheitspolitisch-publizistische Tätigkeit mitbrachte, schon einen Ruf als einer, der sich gut auskennt. Zu der Zeit gab es ja übrigens etliche teils recht bekannte Ärzte, die sich politisch für das TS interessierten. Nach einem langen Gespräch mit Frank sagte ich zu, meine Inputs ins TS einzubringen. Mir erschien sein Ansinnen damals auch sehr authentisch: Frank Stronach war und ist erfolgreich, weltbekannt und reich, er musste also nicht noch durch Politik berühmt werden oder dort gar was verdienen, so wie das andere müssen. Es klang glaubwürdig, dass er angesichts seiner Erfolgsgeschichte am Ende seiner großen Karriere noch etwas für Österreich tun will. Mit der Kandidatur hatte ich ursprünglich gar nicht gerechnet, diese für mich erfreuliche Einladung kam sehr überraschend und nachdem ich mit meiner Frau die Einladung ausgiebig debattiert hatte und die Verwaltungsdirektorin meines damaligen Arbeitgebers (das Ordenskrankenhaus Hartmannspital in Wien) den Gang in die Politik sogar stark unterstützte, sagte ich zu.
Sehr oft hat man ja nicht die Gelegenheit, für den NR zu kandidieren und mir war und ist die Gesundheitspolitik und eine konservative Gesellschaftspolitik ein Anliegen, ebenso wie der Wirtschaftsliberalismus.
MD: Warum haben Sie sich dann für den Wechsel zur ÖVP entschieden? – Wäre nicht die FPÖ die naheliegendere Möglichkeit gewesen?
Dr. Marcus Franz: Das TS hat leider nicht so funktioniert, wie wir uns das gewünscht haben. Auf die Details mag ich da gar nicht eingehen, die sind eh bekannt. Zwischen ÖVP und TS (und natürlich in meiner persönlichen politischen Haltung) gab es immer schon gemeinsame Schnittmengen, sowohl wirtschafts- wie gesellschaftspolitisch und vor allem auch in der Gesundheit. Mit der FPÖ gab und gibt es diese politischen Schnittmengen natürlich auch immer schon, ich verstehe mich mit den FP-Kollegen menschlich und weltanschaulich ausgezeichnet und immer besser. Vor allem, weil sich die FP die klare patriotische Linie bewahrt hat und von Anfang an gegen die unselige Willkommens- und Einladungspolitik war. Ich habe ebenfalls vom ersten Tag an die Merkel-Haltung als falsch bezeichnet, die VP war aber da leider nicht geschlossen und hat koalitionsbedingt viele Fehler gemacht. Aber zurück zur FPÖ: Es gibt in Österreich viele Bürger, die sich in der ÖVP nicht mehr heimatlich fühlen und die mittlerweile die FPÖ für klar konservativ-rechts-bürgerlich-patriotisch halten. Strukturell und weltanschaulich ist halt die ÖVP auch extrem geschwächt, die frühere gemeinsame Spange „Katholische Kirche“ hält das Werkl nicht mehr zusammen. Da sind jetzt starke gegensätzliche Kräfte am Werk. Was hat zB ein oberösterreichischer Bauernbündler mit einem Wiener Firmenchef gemeinsam? Oder ein linker ÖAAB-Flügel mit wirtschafstliberalen Konzern-Managern? So gut wie nichts, die sind sogar in vielen Fragen gegeneinander aufgestellt.
MD: Bereuen Sie Ihre Aussage über Angela Merkel, die schließlich zu Ihrem Parteiausschluss geführt hat?
Dr. Marcus Franz: Nein. Warum auch? Das war ein tiefenpsychologischer Erklärungsversuch ihrer für sehr viele Menschen nicht nachvollziehbaren Motivation. Freilich war der Text sarkastisch formuliert, aber das hab ich so gesagt und ich halte nichts von Zurückrudern auf Druck von anderen. Der Text war nie als Beleidigung gemeint, warum sollte ich den Artikel jetzt relativieren? Man hat mir zwar unterstellt, ich würde kinderlose Frauen damit kränken und vielleicht ist der Sarkasmus manchen in die falsche Kehle gerutscht: Das war nicht meine Absicht, dazu sage ich natürlich schon: Sorry, bitte nicht persönlich nehmen. Haben Sie übrigens eine einzige Stellungnahme eines tiefenpsychologisch gebildeten Menschen gelesen, die mir widersprochen hätte? Eben! Unter der Hand haben mir die meisten Leute in der ÖVP und im Bekanntenkreis übrigens sogar recht gegeben. Abgesehen von diversen Feministinnen natürlich. Man kann gerne darüber diskutieren, ob der Text nicht zu süffisant und zu direkt war, aber wie gesagt: es war von mir nie eine persönliche Beleidigung damit geplant.
MD: Sind Sie jetzt ein „freier“ oder ein „wilder“ Abgeordneter?
Dr. Marcus Franz: Frei. Wild bin ich aber durchaus mal, vor allem, wenn ich mir die Unzahl der politischen Versager ansehe, die bei uns das Sagen haben.
MD: Sie sind ein sehr kommunikativer Politiker und zeigen eine sehr scharfe Kante in Ihrer Kommunikation nach außen. Während sogenannte „Gutmenschen“ und „Willkommensklatscher“ sie fürchten und hassen wie der Teufel das Weihwasser, sehen nicht wenige „Neurechte“ in Ihnen eine Art Gott-sei-bei-uns. Welche Reaktionen überwiegen und wie gehen Sie damit um, vor allem mit den teils harschen Anfeindungen?
Dr. Marcus Franz: An die Feinde habe ich mich längst gewöhnt. Das ist schon Alltag. Und: Viel Feind, viel Ehr. Diese Feindschaften sind aber vor allem im Netz und medial in den einschlägig bekannten Medien des Juste Milieu sichtbar, im realen Leben habe ich 90% Zustimmung – überall wo ich hinkomme, sagen die Leute, recht haben Sie, Sie sprechen die Wahrheit aus, Sie haben Linie und stehen dazu! Was ich im Netz ablehne und bekämpfe, das sind diese erbärmlichen persönlichen Angriffe, also den Hate-Speech von Links. Die Linken glauben, sie können immer per Rufschädigung agieren, das stünde ihnen im Kampf gegen rechts einfach zu. Aber Schaum vorm Mund berechtigt zu gar nix – außer vielleicht zu einem epileptischen Krampfanfall. Und der gehört behandelt. Was mich amüsiert, ist: Gleichzeitig regen sich dieselben Leute, die einen aufs Heftigste attackieren und rufmörderisch „argumentieren“, wahnsinnig über diese doofen, angeblich „rechten“ Hasspostings auf, die aus meiner Sicht einfach zu ignorieren sind.
MD: Es gab ja schon mal einen Politiker in Österreich, der – ähnlich wie Sie – das Katholische weit voranstellte und auch sonst recht polarisierte. Sind Sie eine Art „Ewald Stadler 2.0“? Was halten Sie von Ihm?
Dr. Marcus Franz: Ich kenn’ den Ewald Stadler persönlich nur flüchtig, aber natürlich kenne ich seine Haltungen und Botschaften und seinen rhetorisch brillianten Stil. Ich denke, für Österreich wäre es gut, mehr Leute wie den Stadler und den Franz zu haben. Die politische Landschaft strotzt ja allzu sehr vor harmoniesüchtigen, linksdralligen Schönrednern.
MD: Wenn man sich die aktuelle politische Großwetterlage ansieht, scheinen sich tief-dunkle Wolken zusammenzubrauen. Kann ein kleines Land wie Österreich diesen Sturm überhaupt allein bewältigen und wenn ja, was wäre zu tun?
Dr. Marcus Franz: Meine Vision ist ein mitteleuropäischer, rechtskonservativer Riegel: Die Visegrad-Staaten, Österreich und gerne auch die Bayern könnten diesen Riegel, diesen Block ideal bilden. Die Schweiz würde natürlich ebenfalls sehr gut dazu passen. Wichtig ist, dass jetzt eine klare Null-Migration eingehalten wird und man sich auf die eigene Geschichte und den eigenen Wert besinnt.
MD: Was ist Ihre persönliche Meinung, warum im Moment die ganze Welt vor die Hunde zu gehen scheint? Greifen hier Verschwörungstheorien? Ende des Geldsystems? Ressourcenkrieg? Oder werden wir schlicht Zeugen davon, wie sich die Offenbarung erfüllt?
Dr. Marcus Franz: Die Interessenlage ist eindeutig. Man will ein schwaches und multikulturell gefärbtes Einheits-Europa. Das kommt geopolitisch sowohl den USA wie auch Russland entgegen. Verschwörungstheorien gibt es viele, manche mögen einen wahren Kern haben, aber da muss man vorsichtig sein. Wichtig ist es, die eigenen Stärken zu stärken und als Nation nicht in die totale Abhängigkeit zu verfallen.
MD: Kürzlich hat eine deutsche Abgeordnete – sogar CDU-Abgeordnete, Bettina Kudla, in einem Tweet von „Umvolkung“ gesprochen. Den Tweet hat sie nach Einsetzen des erwartbaren Shitstorms wieder gelöscht – was halten Sie von der Theorie und was könnte der Sinn hinter so einem Vorgang sein?
Dr. Marcus Franz: Das Wording ist problematisch. So wie alles, was in der deutschen Sprache zwischen 1933 und 1945 zum politischen Schlagwort wurde. Aber zum Thema: Sooft ich auch drüber nachdenke, ich kann angesichts dieser zweifellos stattfindenden demographischen Transformation keinen echten europäischen Gewinner erkennen, ich sehe niemanden, der am Ende dasteht und einen wirklichen Nutzen von der Massenmigration hat. Nur der Islam. Und die vorher genannten geopolitischen Profiteure.
MD: Der „Willkommenskultur“ bläst mittlerweile ein immer schärferer Gegenwind ins Gesicht; dennoch waren die ersten, die vor einer Islamisierung warnten, ehemalige Migranten wie Akif Pirincci, Mina Ahadi oder Hamed Abdel-Samad. Sarrazin stand lange allein auf weiter Flur, erst mussten ihm sogenannte „Krawall-Journalisten“ folgen, bis sich schließlich auch die ersten Intellektuellen bequemten, ihre Kritik kund zu tun. Wieso dauert das alles so lange?
Dr. Marcus Franz: Wir haben seit 1968 in Europa ein grundsätzlich linksideologisch gefärbtes Klima bekommen. Alles, was irgendwie mit Differenzierung und Unterscheidung zu tun hat, wird sofort verdammt – es soll nur noch lauter Gleiche geben und es soll keine Grenze mehr sein. Der Superstaat Europa ist das Ziel. Derzeit ist die Massenmigration das Vehikel, mit dem die supernationalen Haltungen verbreitet werden sollen. Seit dem Mauerfall träumt man von einem großen friedlichen und einigen Europa, das zentralistisch verwaltet und langfristig möglichst ohne staatliche Armeen existieren soll – das ist das pazifistische und auch kapitalistische Hintergrundrauschen der EU. Die Linken und das Kapital finden da auf eine paradoxe Art zusammen: Die einen nennen es sehnsüchtig „No Border“, die anderen wünschen sich die Europäisierung und letztlich die totale Globalisierung. Dass beides ohne Identitäten nicht funktionieren kann, wird da immer ausgeblendet. Freie Menschen brauchen freie Staaten und klar begrenzte Nationen, in deren Rahmen sie sich entfalten können. Die Idee vom Superstaat Europa oder gar vom Weltstaat ist eine gefährliche Romanze mit der Unmöglichkeit und endet mit der Zerstörung von allem. Die intellektuelle Redlichkeit hat unter dem Einfluss der Frankfurter Schule seit ’68 massiv gelitten, denn die linke Ideologie wurde an die Stelle des scharfen Geistes gesetzt. Erst jetzt trauen sich hellsichtige Intellektuelle, die Dinge wieder beim Namen zu nennen.
MD: Politik und Medien tanzen immer noch wie verrückt ums goldene Kalb herum; die Mehrheit murrt zwar inzwischen, lässt sich aber immer noch unterdrücken. Was glauben sie, was passieren muss, dass die Mehrheit endlich aufwacht? Köln hat offenbar nicht gereicht.
Dr. Marcus Franz: Ich denke, der Aufwachprozess läuft. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die Vernunft übernimmt. Man kann das ja an den nervösen und nahezu schon panischen Eruptionen der linken Medien-Leute erkennen. Gerade jetzt im österreichischen Wahlkampf zwischen dem linken Van der Bellen und dem rechten Norbert Hofer wird klar, dass die Linken zum letzten Gefecht rüsten.
MD: Kann man den von EU und Willkommenskultur angerichteten Saustall überhaupt noch irgendwie ausmisten?
Dr. Marcus Franz: Ja, freilich. Strikte australische Politik ist die Lösung: No Way nach Europa. Es muss weiteres Land im Orient angemietet werden, wo alle abgelehnten Asylwerber hinkommen. Die Verwaltung dieser „Hot Spots“ muss die EU übernehmen, dafür brauchen wir natürlich Personal und Armee-Schutz. Machbar ist so etwas, man hat ja zB nach großen Naturkatastrophen mit vereinten Kräften rasch zustande gebracht, hunderttausende Leute zu versorgen. Wichtig ist, dass niemand mehr nach Europa kommt und dass alle ohne Bleiberecht so schnell wie mögliche außer Landes gebracht werden. Die Hot Spot–Lösung ist wesentlich billiger, als Millionen von Leuten hier in Europa zu versorgen. Man kann auch mit den Griechen einen Deal machen und sagen: gebt uns ein paar Inseln, wir machen Euch dafür die Infrastruktur und alle Migranten kommen dorthin. Aus diesen Verteiler-Zentren können die Leute dann wieder nach Hause gebracht werden.
MD: Zum leidigen Thema EU: Von Grund auf reformieren, das Ungetüm? Oder einfach nur raus, weil’s ja eh keinen Sinn hat?
Dr. Marcus Franz: Die EU könnte noch immer ein Erfolgsrezept werden. Mit einem Europa der Vaterländer ist das machbar. Als Superstaat ist die EU aber schon jetzt gescheitert. Ich glaube, am besten wäre es, zur EWG zurück zu kehren und den Euro nur in den wirtschaftlich gut funktionierenden Ländern zu belassen.
MD: Was halten Sie von Handelsabkommen wie CETA, TISA, TTIP?
Dr. Marcus Franz: Wir brauchen gute Freihandelsabkommen. Aber die gegenständlichen Materien sind extrem komplex und so nicht umsetzbar. Diese gordischen Knoten müssen durchschlagen und noch einmal neu gefädelt werden. Verträge, die niemand mehr versteht, sind meistens keine guten Verträge!
MD: Sollte Europa sich von den USA emanzipieren und vermehrt die Nähe Russlands suchen?
Dr. Marcus Franz: Ja, wir brauchen Russland. Als Handelspartner und als Freund. Allerdings wird durch die Wahl von Donald Trump jetzt ein neues Kapitel aufgeschlagen.
MD: Was halten Sie von einer – teilweisen oder totalen – Drogenfreigabe?
Dr. Marcus Franz: Als Arzt sehe ich das mit der medizinischen Brille: Richtig eingesetzt haben Drogen ja vor allem positive Wirkungen für Kranke. Aber das ist natürlich ein anderes Thema. Für die Allgemeinheit wäre es sinnvoll, wenn leichte Drogen kontrolliert und gezielt an eingetragene Konsumenten abgegeben würden, so wie Medikamente über Apotheken. Das würde den Umgang mit Haschisch und Cannabis entkriminalisieren und man hätte Kontrolle. Dafür muss es schwerste Strafen für Dealen mit harten Drogen geben. Da muss zwischen 20 Jahre und „lebenslänglich“ Standard sein. Und man muss den Zugang zu harten Drogen erschweren: Mehr Kontrollen an den Grenzen, mehr Razzien in der Szene, mehr Agents provocateurs. Die Wahrscheinlichkeit, erwischt zu werden, muss für die Dealer und Konsumenten stark ansteigen – das ist das einzige Mittel, das wirkt.
MD: Müsste der Ausschank von Alkohol, besonders für Jugendliche, strenger überwacht werden?
Dr. Marcus Franz: Dafür sind die Gesetze streng genug. Als Arzt sehe ich das Problem woanders: Warum gibt es Phänomene wie Koma-Trinken und Binge-Drinking? Da stimmt gesellschaftlich etwas nicht, wenn sich die Jugendlichen so niedermachen.
MD: Sind Sie für verpflichtenden Religionsunterricht? Wenn ja, warum und wie sollte der dann für Kinder aus atheistischen oder moslemischen, buddhistischen, etc. Familien ausschauen?
Dr. Marcus Franz: Ja, es soll sowas geben. Allerdings sollte in einem christlichen Land für alle Volksschulkinder zwischen 6 und 10 das Christentum gelehrt und den Kindern nähergebracht werden. Verpflichtend. Ab dem 11. Lebensjahr können die Eltern und Kinder dann entscheiden, welchen Religionsunterricht sie weiterhin wollen.
MD: Mal eine ganz visionäre Frage: Wie sähe das ideale Österreich, die perfekte Gesellschaft, aus?
Dr. Marcus Franz: Die Freiheit des Individuums und die Selbstverantwortung sind das oberste Ziel. Die traditionelle Familie mit Vater, Mutter, Kindern ist das gesellschaftliche Leitbild und die westlich-christliche Kultur ist unsere Leitkultur, der sich alle anderen Kulturgruppen, die bei uns sind, unterordnen müssen. Unternehmerisch gesehen müssen wir die Wirtschaft entlasten und Betrieben das Existieren erleichtern. Nur die freie Wirtschaft in einer kulturell gut aufgestellten Gesellschaft kann eine gute Zukunft garantieren. Es gibt nur 4 Einkommenssteuerklassen: 10%, 20%, 30%, 35%. Alle anderen Steuern müssen weg. Das Gründen von Unternehmen muss viel leichter werden und wenn mal einmal scheitert, darf das kein Grund sein, es nicht noch einmal zu versuchen.
MD: Wie sieht Ihre Zukunft in der österreichischen Politik aus? Wenn es keine vorgezogene Neuwahl gibt – was ja angesichts des Zustandes der GroKo allerdings durchaus wahrscheinlich ist – sind Sie noch bis September 2018 Abgeordneter. Ihre Pläne bis dahin, welche Agenden werden Sie verfolgen? Und was passiert danach?
Dr. Marcus Franz: Ich habe einige gute Ideen und Pläne und vor allem auch Unterstützer, derzeit ist es aber noch zu früh, darüber zu reden. Mein Fokus liegt natürlich auf der Gesundheitspolitik, aber auch die Gesellschaftspolitik ist mir ein Anliegen.
MD: Welche Arbeit erscheint Ihnen schwieriger – die des Politikers oder des Arztes?
Dr. Marcus Franz: In gewisser Weise sind die Bereiche ähnlich, man muss in beiden Feldern Diagnosen treffen und Therapien erstellen. Aber letztlich ist die Medizin natürlich schwieriger und umfangreicher, weil es – ganz ohne Pathos – ja gar nicht selten um das Leben und um schwere gesundheitliche Bedrohungen geht.
MD: Wie bringen Sie das eigentlich alles unter einen Hut? Eigene Praxis, Operationen, die Arbeit im Nationalrat, die vielen Artikel, die Sie schreiben, Ihre Präsenz in den sozialen Medien – dann machen Sie ja auch noch Sport, kümmern sich um ihre Familie und kommen Ihrer Christenpflicht nach – ist das nicht ein bisschen viel manchmal? Wo holen Sie die Energie her?
Dr. Marcus Franz: Ich hab’ zum Glück ein geringes Schlafbedürfnis. 5 Stunden reichen. Und ich bin meist um 4.30 Uhr auf, da bringe ich den Sport und die Artikel unter. Danach gibt’s Familienfrühstück und dann ab in die Schule mit den Kindern und für meine Frau und mich gehts in die Ordination oder ins Spital. Oder eben zu Politik-Terminen und Besprechungen, Plenum und Ausschüssen. Natürlich wird es zwei, drei Mal in der Woche auch sehr spät, der lange Arbeitstag ist Routine. Wir achten aber darauf, möglichst viel Zeit mit den Kindern zu verbringen und uns gegenseitig nicht zu vergessen; bei all dem Fleiß, den wir an den Tag legen, kein leichtes Unterfangen. Die Energie kommt aus der Familie, vom Sport und nicht zuletzt aus der christlichen Grundeinstellung.
MD: Zum Abschluss noch eine Frage, um die wohl kein Arzt je bei einem Interview herumkommt: Wie lebt man richtig? Was kann man tun, um gesund alt zu werden?
Dr. Marcus Franz: Mens sana in corpore sano. Sport, gesundes Essen, sinnvolle Vorsorgemedizin, intaktes Familienleben. Das sind die Essenzen, die uns gesund alt werden lassen.
MD: Dr. Marcus Franz, wir bedanken uns für das Interview!