Radio Sputnik im Interview: Kurdische Peschmerga im Irak

Der IS verliert an Boden in Syrien und im Irak. Trotzdem wird dort weiter gekämpft. Enno Lenze ist Journalist und Experte für die Kurdenfrage und Nahostpolitik. Er war letzte Woche vor Ort um sich die Situation in der autonomen Region Kurdistan im Irak anzuschauen. Bolle Selke hat mit ihm in einem Studiointerview über diese Reise gesprochen.

Auf das Interview kann man hier zugreifen.

„In 95 Prozent der Region Kurdistan kann man gefahrenlos Urlaub machen. Die Cafés haben auf, die Shopping-Malls haben auf, selbst die Freizeitparks haben geöffnet. Gefährlich wird es dann erst so fünf bis zehn Kilometer vor dem wirklichen IS-Gebiet.“

„Als ich vor zwei Jahren an der Front war, da war das ein paar Kilometer südlich von Kirkuk. Dieses Mal war die Front 140 Kilometer südlich von Kirkuk. Da kann man schon sagen, da ist was passiert. In der anderen Richtung auch; zwischen der Regionalhauptstadt Erbil und der syrischen Grenze sind in den letzten zwei Jahren ungefähr 80 bis 100 Kilometer vom IS eingenommen worden. Das sind oft Gebiete, die vom Irak kontrolliert waren. Als der IS kam, haben die Iraker sich zurückgezogen und die kurdischen Peschmerga haben es jetzt vom IS zurückgeholt.“

„Die Story über ethnische Säuberungen durch kurdische Milizen kommt seit Jahren ungefähr alle sechs Monate auf. Überraschend ist auch, dass ungefähr die letzten zwei Jahre immer dieselbe Person die Quelle war. Drei Mal war ich gerade vor Ort in den Gegenden, um die es ging, und wie es der Zufall will, dieses Mal wieder. Dieses Mal war es Kirkuk. Dort habe ich auch mit Arabern gesprochen. Bei allem was ich gesehen habe, kann ich diese Punkte nicht nachvollziehen.“

„Wenn man mit Militäroffensiven nicht weiter kommt, ist die logische Konsequenz, um das militärische Engagement der anderen Länder zu brechen, im Wahljahr oder bei anstehenden Wahlen dort Terror zu machen. Ich kann mir also sehr gut vorstellen, dass die Leute dafür ausbilden wollen. Umso eher müssen wir jetzt Leute hinbekommen, die solche Terroristen direkt vor Ort an der Grenze filtern, bevor sie irgendwohin weiter kommen. Wenn der Terrorist erstmal in Griechenland in einem riesen Treck ist, dann hat er es ja im Prinzip geschafft.“

„Viel größer halte ich aber immer noch die Gefahr vor den selbstradikalisierten Menschen hier in Deutschland.“