WikiLeaks, russische Hacker und Donald Trump — Eine Medienmär

Spätestens seit den DNC-Leaks, die Emails der Demokratischen Spitze in den USA, setzte das Transparenz-Portal WikiLeaks und ihren Begründer Julian Assange unter massiven Druck. Die Vorwürfe sind bekannt.

 

 

«WikiLeaks — Ein Instrument des Kremls», so in etwa der Tenor der westlichen Leitmedien in Bezug auf die E-Mail-Enthüllungen über Hillary Clinton, ihre Demokraten und ihr Umfeld. «Wie kann Julian Assange nur so einen Populisten wie Donald Trump unterstützen», fragte sich die linksliberale Netzgemeinde, die den einst gefeierten Journalisten nun bashen. Die Inhalte interessieren nicht mehr, sondern nur die Tatsache, dass man Trump Wahlkampfuntersützung leistete. Und da der Kreml sich auch aus verständlichen Gründen sich eher über einen Trump-Sieg als eine nächste Clinton als Präsident, rechtfertigte sehr schnell den Schluss, dass WikiLeaks ein Instrument der russischen Regierung sei, die von russischen Regierungshackern unterstützt werde.

 

WikiLeaks hat insgesamt rund 109.000 E-Mails um Hillary Clinton veröffentlicht, die viele Dinge wieder mal ans Tageslicht brachten, so beispielsweise auch die Tatsache, dass Libyen nur im Bombenchaos zerstören wollte und nie an Reformen interessiert war, die man von von Seiten Gaddafi durchaus anbot. Daraufhin folgte die ISIS-Unterstützung, die man aus den Leaks um DNC heraus vermuten konnte, worauf man im Oktober mit den Podesta-Mails anfing, die bis kurz nach den Präsidentschaftswahlen täglich neue Tranchen lieferte. Darüber wurde wenig berichtet, schon mehr der Vorwurf WikiLeaks stecke mit dem Kreml unter einer Decke.

 

 

Diese E-Mail zeigt noch mal einen Überblick über die Emails der US Beratungsfirma Stratfor, die doch deutlich die Anzahl der E-Mails im Vergleich zu den Clinton-Leaks übersteigen. Der Hacker damals ein US-Bürger musste dafür ins Gefängnis, an eine Beteiligung aus Russland dachte auch niemand zu diesem Zeitpunkt. Es gibt auch genügend Systemkritiker in den USA, die bereit sind solche Dinge an die Weltöffentlichkeit zu bringen.

 

Diese Vorwürfe dauern bis heute an und eine Task-Force von WikiLeaks im Oktober ins Leben gerufen entkräftet die Vorwürfe über die «Russen», so gut es geht. Willkommen im Informationskrieg! Immer wieder muss man erklären, dass die Leaks aus den USA direkt stammen und nicht von russischen Hackern vom privaten E-Mail-Server der Clintons gestohlen wurde.

 

 

 

Gestern äußerte sich auch die Sprecherin des russischen Außenamtes, Maria Sacharowa, zu den kursierenden Vorwürfen in den Leitmedien des Westens.

„Was die US-Wahl angeht, kann ich nicht verstehen, wie sich Russland darauf ausgewirkt haben soll oder überhaupt auswirken konnte. Viele reden darüber, niemand kann aber konkrete Fakten oder Zitate und überhaupt irgendwelche Argumentationen anführen“, so Sacharowa.

https://twitter.com/de_sputnik/status/799326493944016897

„Das hat die US-Bevölkerung gesagt, indem diese so gestimmt hat, wie sie gestimmt hat“, betonte die Sprecherin.

 

Zugeben, der Verdacht bietet sich an und immer wieder wurde im Zusammenhang mit «russischen Hackern» auch über Deutschland berichtet. «Russischer Militärgeheimnis hackt den Bundestag», hieß es zu Jahresbeginn. Der Generalbundesanwalt ermittle bereits, obwohl eine Erklärung bislang noch aussteht oder angepasst wurde. Die Beweislage der Medien? Ganz geheim! Interne Kreise…Genauso wie Clinton sich auf 17 US-Geheimdienste verlassen konnte, die angeblich dasselbe sagten wie sie zuvor. Kritisiert wurde später das F.B.I, das sich tatsächliche wagte gegen Clinton zu ermitteln. Man soll ja schließlich die russischen Hacker im Auge haben. Die Mailinhalte spielten eine sekundäre Rolle in der Berichterstattung — wenn überhaupt!

 

 

 

Für den libertären Republikaner und Arzt Ron Paul sind die Enthüllungen von WikiLeaks das Großartigste an der Ganzen Geschichte gewesen, wie er dem Sender RT mitteilte. Stichwort RT, die immer wieder Assange oder andere WikiLeaks-Unterstützer zum Interview vor die Kamera holen. Auch hier versuchte man andere Partner zu finden und in der Vergangen hat WikiLeaks auch verstärkt mit westlichen Medienpartnern wie der Süddeutschen Zeitung, dem Guardian oder dem Spiegel zusammen gearbeitet. Aber diesen waren aktuell die Clinton-Mails eher zu heiß, um hier zu kooperieren.

 

Aber das geheimnisvolle Thema um russische Hacker wurde immer gerne aufgegriffen. Dabei berichtete man per se eher negativ über den Begriff Hacker, der ansonsten ja eher positiv konnotiert ist. Beispielsweise wenn die Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen für die Bundeswehr Hacker als Quereinsteiger sucht. Es werden doch immer gerne die unterschiedlichen Hacker hervorgehoben: Da gibt es die mit dem weißen Hut, die mit dem schwarzen Hut, die Kriminellen, die Regierungshacker oder einfach die Info-Hacker. Aus Moskau kommen entweder nur die Hacker aus den Geheimdiensten GRU, FSB oder FSO, die im Auftrag des Kremls auf Datenklau aus den USA sind. Starten die USA einen DDoS-Angriff auf russische Banken, dann ist das nicht so schlimm. Der Grund wurde ja von den Medien geliefert.

 

 

Und was hat das alles mit WikiLeaks nochmal zu tun? Die russischen Hacker liefern ihre «Beute» an WikiLeaks, die dann instrumentalisiert wurden. Aus diesem Grund hätten auch Konsortien des investigativen Journalismus, wie das ICIJ, der Assange-Plattform eingeholt, die mit ihren Panama-Papers Verbindungen zu Putins bösen Jungs enthüllten. Willkommen im Informationskrieg. Die Unterschiede zwischen dem ICIJ und WikiLeaks sind aber signifikant. Erstens ist das ICIJ eine von der Open Society massiv ausgestattete Stiftung, ähnlich wie das Portal Correctiv aus Berlin, die ebenfalls Preise abstaubten für Reportagen, die sich gezielt gegen die russische Politik richten und schwere Anschuldigungen gegen Präsident Wladimir Putin erheben.

 

 

 

Für WikiLeaks arbeiten nicht nur Journalisten. Auch Ingenieure aus dem IT-Bereich, renommierte Juristen, Politikwissenschaftler, Sprachwissenschaftler, Mathematiker, Informatiker, Physiker, Hacker, Infokrieger, Internetexperten — aber aus der ganzen Welt. So auch aus Russland, China oder den USA, woher auch die meisten Sachen stammen. Warum aber veröffentlicht WikiLeaks kein Material, welches sich dezidiert gegen die russische Regierung richtet, sondern immer nur gegen den Westen oder die USA gerichtet ist? Die Antwort ist recht einfach: WikiLeaks kann auch nur solches Material veröffentlichen, was auch zugespielt wird. Dabei muss es gewissen Standards entsprechen, die vorher in der Redaktion der Plattform geprüft werden müssen. Und es gibt auch Material , dass man gegen Trump oder Russland verwenden könnte. Man muss nur auf der Plattform recherchieren. Die westlichen Leitmedien recherchierten erstaunlich selten auf der Plattform. Auch über die Inhalte wurde mehr geschwiegen, denn das Problem war die Plattform selbst und ihre dunklen Kanäle mit Moskau, die man ohne Beweise gerne erhebt, wenn sich aktuell neues Material auf den Servern befindet.

 

 

In erster Linie fürchtet Julian Assange die Verfolgung vor den US-Behörden, die ihn wegen Verschwörung, Geheimnisverrat und vielen anderen Delikten vor ein Gericht stellen und ihn für mindestens 45 Jahre einsperren wollen. Clinton und ihre Berater würden Assange am liebsten Töten und haben sich dafür auch im Wahlkampf ausgesprochen. Anders Trump, der unter Berufung der WikiLeaks-Enthüllungen auf die Machenschaften der Clintons hingewiesen hat und in der Demokratin eine Gefahr für die Zivilisation sieht.