Auch wenn man in Moskau die ausgleichendere Haltung Trumps gegenüber Russland schätzt, so wird man dort die Allianz mit China sicher nicht opfern, um dem US-Präsidenten zu gefallen.
Die zunehmenden Feindseligkeiten des Westens – inklusive der USA – gegenüber Russland und China haben beide Länder in vielen Bereichen enger zusammengeschweißt. Die teils schwierigen Beziehungen zwischen Moskau und Peking während der sowjetischen Zeit, die nach wie vor partiell (insbesondere in Sachen «Russischer Ferner Osten») bis in die heutige Zeit bestehen blieben, sind nur noch nebensächlich. Heute geht es um das große Ganze.
Gedanken darüber, dass sich Russland angesichts der Präsidentschaft Donald Trumps und dessen Versuch einer Normalisierung der Beziehungen zwischen Washington und Moskau negativ auf die russisch-chinesischen Beziehungen auswirken würden, werden jedoch nach und nach verpuffen. Denn die für Russland wichtige strategische Partnerschaft mit China wird der Kreml ganz gewiss nicht für ein paar warme Worte aus Washington aufgeben. Worte, die ohnehin kaum einen Wert haben, so lange die US-Finanzoligarchie und deren «deep state» die Fäden in der Hand halten. Offiziell versucht man zwar seitens Moskaus und Pekings das Wort «Alliierte» möglichst zu vermeiden, doch faktisch besteht zwischen den beiden Ländern auf politischer, wirtschaftlicher und militärischer Ebene genau das. Die Politik und die Diplomatie wurden von der Realität längst eingeholt.
Eine der treibenden Kräfte hinter dieser Entwicklung war auch die Präsidentschaft Obamas. Jenes «weichen Präsidenten», der zwar vollmundig mit Versprechungen um sich warf, jedoch realpolitisch kaum etwas gebacken kam und bei der Verwirklichung seiner Wahlkampfversprechen in weiten Teilen entweder an der «Schattenregierung» oder am republikanisch geprägten Kongress (plus einiger demokratischer Politiker) scheiterte. Insbesondere die CIA und das Pentagon drehten unter seiner Präsidentschaft stets ihre eigenen Dinger und schreckten sogar nicht davor zurück, in Syrien eine militärische Auseinandersetzung mit Russland zu provozieren.
Donald Trump mag zwar (im Gegensatz zu Hillary Clinton) vielleicht für bessere politische Beziehungen zwischen den USA und Russland sorgen, doch wird er es sicher nicht schaffen, Moskau zum Bruch mit China – welches für Trump viel mehr ein Feindbild darstellt – bewegen zu können. In Moskau ist man nicht blöd und hat das Spiel wohl ohnehin längst schon durchschaut. Zudem: Niemand weiß, wer dann auf Trump folgen wird und in vier oder acht Jahren könnte die Sache schon wieder völlig anders aussehen.
Von Marco Maier, Contra Magazin