EXKLUSIV Wer steckt hinterm Protest vor Russischem Konsulat in Istanbul?

Nach den Meldungen über die Befreiung der syrischen Stadt Aleppo ist es im türkischen Istanbul zu einer Protestaktion vor dem Russischen Konsulat gekommen. Die Teilnehmer skandierten dabei Parolen gegen Russland, den Iran sowie die syrische Regierung. Sputnik hat mehrere Experten dazu befragt.

Ali Özgündüz von der Republikanischen Volkspartei, der führenden Oppositionspartei der Türkei, sagte gegenüber Sputnik, die Protestaktion sei mit Wissen und Unterstützung der türkischen Regierung veranstaltet worden.

„Zweifelsohne waren die türkische Regierung, das Innenministerium und die Sicherheitskräfte über die Pläne dieser Aktion im Bilde. Es gibt keine andere Erklärung für die Tatsache, dass die Polizei, die sonst immer mit Wasserwerfern und Pfefferspray gegen Demonstranten vorgeht, die Kundgebung ohne weiteres stattfinden ließ und die Teilnehmer sogar einigermaßen schützte“, so Özgündüz. Die Mehrheit der Demonstranten waren demnach Mitglieder radikaler und dschihadistischer Gruppierungen. Die Regierung in Ankara unterstütze solche Radikale, so der Republikaner, wenn es ihren Interessen entspricht. Mit hoher Wahrscheinlichkeit könne angenommen werden, dass die Aktion gar von jemandem aus der Regierung organisiert worden war.

Eine Quelle aus dem türkischen Verein für die Entwicklung der türkisch-russischen Beziehungen wiederum  bestätigt gegenüber Sputnik, dass die Proteste von den Organisationen Özgür-Der, Mazlum-Der sowie Sympathisanten der Freien Syrischen Armee veranstaltet worden sei. Die Situation in Aleppo gilt für die Türkei als heikles Thema, deswegen seien solche Aktionen als Botschaft zu betrachten, dass die türkische Gesellschaft über das Vorgehen der syrischen Militärs in Aleppo zutiefst besorgt ist.

Auch der renommierte türkische Dschihadismus-Experte Ali Ergin Demirhan meint, radikale Gruppierungen seien an den Protesten vor dem russischen Konsulat beteiligt gewesen, und zwar aus Protest gegen die Syrien-Politik Ankaras, die gegenwärtig unter dem Einfluss der Normalisierung zwischen der Türkei und Russland steht. „Man kann sagen, dass die Teilnehmer dieser Kundgebung sich für eine Konfliktpartei halten. Sie werden vom Eroberungstrieb geleitet, nicht von Gefühlen der Solidarität oder Unterstützung“, so Demirhan. „Aktuell sehen sie sich mit einer Situation konfrontiert, bei der Ankara nach manchen Abkommen mit Moskau auf seine Pläne in Bezug auf Syrien verzichtet hat. Um mit diesem ‘Trauma’ zurechtzukommen, richten die Vertreter dieser Organisationen ihren Ärger auf Russland, da sie keine Möglichkeit haben, die türkische Regierung offen anzugreifen“, schlussfolgerte der Experte.

 

Der Pressesprecher des russischen Konsulats in Istanbul, Sergej Losew, teilte derweil mit, dass die Behörde angesichts der Situation in Aleppo und den Kundgebungen vor dem Gebäude bereits zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen ergriffen hat.

Die syrische Armee hatte zuvor eine Offensive gegen Kämpfer im östlichen Teil von Aleppo gestartet. Nach russischen Angaben vom Dienstag stand die Stadt bereits zu 98 Prozent unter Kontrolle der Regierungstruppen.