Eigentlich gilt Saudi-Arabien als «traditioneller Sicherheitspartner» der USA im Nahen Osten. Doch nun stoppten die Amerikaner eine Munitionslieferung an das Land. Offiziell wegen Jemen.
Von Marco Maier
Jahrzehntelang haben die Vereinigten Staaten von Amerika und Saudi-Arabien eine strategische Partnerschaft geführt, die nicht nur auf der Devise «Dollars für Öl» basierte, sondern auch heikle US-Geheimdienstoperationen im Nahen Osten ermöglichte. Die innige Feindschaft der Amerikaner mit dem schiitischen Iran (der in seiner «islamischen Revolution» den US-gestützten Diktator Schah Reza Palewi verjagte) machte die wahhabitischen Saudis zu einem perfekten Partner, die einen gemeinsamen Feind in der Region haben.
Der (teils) auch konfessionelle Konflikt im Jemen, bei dem die – unter anderem vom Iran unterstützten – Houthi-Rebellen (die dem ehemaligen Staatschef Ali Abdallah Saleh die Treue halten) gegen die von Saudi-Arabien unterstütze sunnitische Führung unter Präsident Abd Rabbo Mansour Hadi kämpfen und zudem noch diverse Terrorgruppen wie die al-Quaida und der «Islamischen Staat» agieren, spielt hier ebenso eine Rolle.
Doch nun scheinen die Saudis mit der Bombardierung einer Beerdigung mit mehr als 140 zivilen Todesopfern den Bogen etwas überspannt zu haben. Die US-Militärkooperation mit Saudi-Arabien sei «kein Blankoscheck», sagte der Regierungsmitarbeiter, der anonym bleiben wollte, der Nachrichtenagentur AFP. Nach dem Angriff hatten die USA eine Überprüfung ihrer Unterstützung für die Koalition angekündigt. Es solle sichergestellt werden, dass die Unterstützung «im Einklang mit den Zielen und Werten unserer Außenpolitik» stehe.
Die USA hätten «andauernde starke Sorgen» wegen der Mängel in den Luftangriffen durch die von Saudi-Arabien angeführte Militärkoalition im Jemen. Gut, dass die US-Luftstreitkräfte trotz angeblicher «Präzisionsbomben» auch immer wieder Zivilisten in die Luft sprengen und selbst Krankenhäuser (wie letztens in Kandahar und in Mossul) immer wieder ins Visier geraten, spielt für Washington allerdings keine Rolle. Doch sich selbst ein Munitionslieferungsverbot aufzuerlegen ist etwas schwierig.
Indessen wollen die Amerikaner Saudi-Arabien und dessen Koalition trotzdem weiterhin bei deren Kampf gegen die Houthi unterstützen, wenngleich auch «nur» in beratender Funktion und beim Wiederauftanken von Flugzeugen. Wobei man dem Pentagon und der CIA bei solchen Erklärungen ohnehin nur eingeschränkt Glauben schenken darf.