Der Dollar verliert in Südostasien zunehmend an Boden -CM

Auch wenn es an den Devisenmärkten noch nicht sichtbar ist, spielt sich in Südostasien gerade eine finanzielle Entmachtung der USA ab. Die Entdollarisierung schreitet voran.

Von Marco Maier

Eigentlich sollte das transpazifische Freihandelsabkommen TPP auch dazu beitragen, die monetäre Dominanz des US-Dollars im pazifisch-asiatischen Raum zu sichern und zu stärken. Doch die Wahl Donald Trumps, der darin einen Angriff auf die wirtschaftliche Souveränität der USA sieht und kein wirkliches Interesse daran hat, die globale Dollardominanz – die ohnehin mehr eine Last als ein Segen für die US-Wirtschaft darstellt, weil die Fed sich fast schon mehr auf die Weltwirtschaft als die US-Wirtschaft kümmern muss – aufrecht zu erhalten. Vor allem jedoch sollte TPP eine Gegenmaßnahme zu den chinesischen Wirtschaftsbestrebungen in der Region darstellen – wenngleich man unter der Obama-Administration auch das Reich der Mitte dazu eingeladen hat, dem Handelsabkommen beizutreten.

Die sich entwickelnden Länder in Südostasien suchen nach einer Möglichkeit, stärker am internationalen Handel partizipieren zu können. So haben sie die Wahl zwischen dem (faktisch toten) US-dominierten Abkommen TPP und den wirtschaftlichen Allianzen Russlands und Chinas. Obamas «Achse nach Asien» («Pivot to Asia») wird unter der Administration Donald Trumps eine neue Ausrichtung vornehmen müssen, da sich die politischen Gegebenheiten (siehe beispielsweise Philippinen und Duterte oder auch die partielle Annäherung Japans an Russland) sukzessive verändern.

Inzwischen versuchen die «Mekong-Länder» China, Kambodscha, Laos, Myanmar, Thailand und Vietnam trotz einiger politischer Differenzen untereinander stärker miteinander zu kooperieren. Dies führte dazu, dass die ganze Region auch politisch stabiler wurde und man mehr auf Dialog denn auf Drohgebärden setzt. Auch andere lokale Treffen auf höchster Regierungs- und Wirtschaftsebene sorgen für engere Beziehungen zueinander.

Im vergangenen hieß es auf dem 7. ACMECS (Ayeyawady – Chao Phraya – Mekong Economic Cooperation Strategy) Treffen, an dem Wirtschaftskreise aus Vietnam, Kambodscha, Laos, Myanmar und Thailand teilnahmen in einer gemeinsamen Stellungnahme, dass sie ihre Regierungen dazu aufrufen, im bilateralen Handel zwischen diesen Staaten auf die eigenen Landeswährungen zu setzen, anstelle wie bisher auf den US-Dollar. Denn davon würden die Geschäfte der teilnehmenden Länder deutlich profitieren. Als Beispiel dafür gelten Vietnam und Thailand, die vor nunmehr drei Jahren im bilateralen Handel auf den US-Dollar verzichten und seitdem ihren gegenseitigen Handel um knapp 40 Prozent steigern konnten.

Auch die sogenannte «maritime Seidenstraße» der Volksrepublik China in Südostasien macht dem US-Dollar zu schaffen. Es wird in diversen Expertenkreisen angenommen, dass der chinesische Yuan den US-Dollar global schon in zehn Jahren als Weltleitwährung ablösen könnte – in der südostasiatischen Region könnte dies (neben der Nutzung der lokalen Währungen) bereits in weniger als fünf Jahren der Fall sein. Der Druck auf die US-Währung wächst nämlich immer weiter, wie auch das Interesse Vietnams, Thailands und Singapurs am Beitritt zur von Russland dominierten Eurasischen Wirtschaftsunion (EAEU) verdeutlicht. Als Beispiel kann hier das Bemühen der Regierungen Russlands und Thailands gesehen werden, die wirtschaftliche Zusammenarbeit zu vertiefen, Bankfilialen im jeweils anderen Land zu eröffnen und so bereits in wenigen Jahren den bilateralen Handel in Rubel und Baht abzuwickeln.

Gerade der südostasiatische Raum zeigt deutlich auf, dass eine multipolare Welt – zumindest auf wirtschaftlicher Ebene – schon jetzt durchaus möglich ist. Immerhin zeigt diese Region eine große Vielfalt an Handelsabkommen und einer Vielzahl an ökonomischen Blöcken, die dort miteinander interagieren. Während die lokalen Währungen plus Yuan und Rubel davon stark profitieren, wird die Entdollarisierung im Gegenzug stark voranschreiten