Russischer Botschafter: Ein Attentat das vereint, anstatt zu trennen — Contra Magazin

Das Attentat auf den russischen Botschafter in der Türkei sollte die für den nächsten Tag (20.12.2016) geplante Unterzeichnung der von der Triangel-Koalition (Türkei, Russland & Iran) ausgearbeiteten „Moskauer Deklaration“ verhindern, die die Basis für den kommenden „Astana-Prozess“ sein soll – und werden wird.

Von Viribus Unitis

Das Attentat sollte einen Keil zwischen in die Triangel-Koalition treiben, um die Unterzeichnung der „Moskauer Deklaration“ zu verhindern. Vor eineinhalb Jahren, als die türkische Luftwaffe eine russische Su 24 abschoss, war es schon einmal gelungen, einen Keil zwischen Russland und die Türkei zu treiben. Nun glaubte man offensichtlich, man könne mit ähnlichem erneut Russen und Türken entzweien, um die Moskauer Deklaration und den Astana-Prozess zu stoppen. Man erwartete offenbar viel von dem Attentat. Medien spekulierten, dies könnte mindestens einen Krieg Russland gegen die Türkei auslösen – wenn nicht gar den 3. Weltkrieg.

Der russische Außenminister drückt es so aus: «Als Präsident der Russischen Föderation Wladimir Putin in einem Gespräch mit seinem türkischen Kollegen Tayyip Erdoğan in einer Fernsehansprache, wir sind überzeugt, dass der Hauptzweck von denen, die diesen barbarischen Akt konzipiert – den Prozess der Normalisierung der Beziehungen zwischen der Türkei und Russland zu untergraben». Da gerade kein russisches Flugzeug verfügbar war, entschlossen sich die NATO-Geheimdienste, den Russen die Ermordung des russischen Botschafter als „Casus Belli“ gegen die Türken zu präsentieren, wie der russische Senator Franz Klintsevich meint.

Karlov war eine Schlüsselfigur im Rahmen der Triangel-Politik, die von manchen Leuten in Russland auch als «Syrien-Troika» bezeichnet wird. Es war sein Verdienst – in Zusammenarbeit mit dem chinesischen Sonderbotschafter für Arabien – dass die Türkei, Iran und Russland (mit Syrien im Schlepptau) nun an einem Strang ziehen, um die Syrien-Problematik zu lösen. Es gelang nicht, die Unterzeichnung der Moskauer Deklaration zu stoppen. Die Triangel-Koalition ließ sich nicht beirren und wird zukünftig – als Parallel-Veranstaltung zu Genf – auf Basis der „Moskauer Deklaration“ im kasachischen Astana Friedensverhandlungen abhalten.

Teilnehmer werden alle jene Gruppen sein, die im Rahmen des „Russian Reconciliation Centers“ Waffenstillstands- Verträge mit der Assad-Regierung haben. Aktuell hat das Center bereits mit 1.070 Aufstandsgruppen bzw. Aufstandsregionen solche Waffenstillstandsverträge abgeschlossen. Aber nicht nur diese, auch andere Gruppierungen (sofern sie von Bedeutung sind), sind im Rahmen dieses Prozesses willkommen – sofern es sich nicht um Terroristen handelt.

Der Westen hatte seine so genannten „moderaten“ Rebellen, organisiert von Präsident Barack Obama und Außenministerin Hillary Clinton von Saudi Arabien aufbauen lassen. Das führte dazu, dass Islam- Fundamentalisten bis heute die einzigen Verbündeten des Westens sind. Alle säkularen Gruppen sind im Assad- Lager.

Der Westen hat so Burka-Fanatiker und Frauen-Steiniger als Partner – keine einzige laizistische Gruppe. Da Hillary dieses System so aufbaute und für gut befand, stehen die Feministinnen im Westen diesen Strukturen sehr positiv aufgeschlossen gegenüber. Die unter deutscher Patronanz agierenden Gruppen sind hierbei Ahrar al-Sham und Jaish al-Islam. Diese Gruppen wurden gegen den Willen der Russen von Steinmeier z.B. zu den Genfer Gesprächen durchgedrückt/zugelassen.

All diese Gruppen, die der Westen aufbaute und in Genf mit dabei hat, werden von den Russen und ihrer Triangel-Koalition abgelehnt. Sie werden nicht Teil des Astana-Prozesses, was praktisch den Westen im Rahmen der Verhandlungen völlig entmachtet, weil er keine Gruppen hat die für ihn sprechen. Genau deshalb wollte man den „Astana-Prozess“ und die Unterzeichnung der „Moskauer Deklaration“ stoppen. – Aber das hat nicht geklappt.

Attentäter: Gesäuberter Putschist wird Attentäter

Der Attentäter wird von den Westmedien korrekt mit Namen genannt, wobei die Westmedien kryptisch verbreiten, dass er Polizist „war“. Die Medien verwenden das Wort „war“ so, als würde sich das „war“ auf den Tod des Attentäters beziehen – vor seinem Tod war er Polizist.

Das ist wunderbar konstruiert, und perfekt so umsetzt – wenn auch falsch. Der Attentäter war bis Anfang August 2016 Polizist – und zwar in jener Abteilung die für Personenschutz zuständig ist, und Leute wie den russischen Botschafter schützt. Im Rahmen der „Säuberungen“ nach dem Putsch wurde er als „Gülen-Anhänger“ aus dem Polizeidienst entlassen. Diese Säuberungen wurden und werden vom Westen heftig als „Putsch nach dem Putsch“, und ähnliches kritisiert.

Man fragt sich ja, warum konnte er mit Waffe so nahe an den russischen Botschafter herankommen. Ganz einfach. Seine Ex-Kollegen, die noch in Dienst sind, hatten den Personenschutz für den Botschafter gestellt, und den bekannten Ex-Kollegen als „passt schon, der tut nix“ reingelassen. Ein Fehler, wie man nun im Nachhinein weiß.

Der Attentäter rief nach den Schüssen «Wir sind diejenigen, die dem Propheten Mohammed und dem Dschihad Treue schwören.» Diesen Satz rufen auch syrische Islamisten, wenn sie ins Gefecht ziehen. Der von Klintsevich geäußerte Verdacht, der Attentäter hätte im Auftrag von NATO-Diensten gehandelt, wird von den Schlussworten des Attentäters indirekt bestätigt. Genau jene Gruppen die Saudi-Arabien für den Westen aufbaute und die nun für den Westen kämpfen, haben den Kampf-Slogan, den der Attentäter nutzte. Honi soit qui mal y pense? Zufälliger Zufall? Klintsevich denkt offensichtlich schlecht – und glaubt nicht an Zufälle!

Attentat: Vereint statt zu trennen

Ziel war es einen Keil in die Triangel-Koalition zu treiben. Man erreichte damit genau das Gegenteil. Die Zeit berichtet: «Mit eigenen Ermittlern untersucht Russland das Attentat auf seinen Botschafter. Die türkische Regierung will eine Straße in Ankara nach ihm benennen.» Genau genommen soll die Straße in der die russische Botschaft liegt, nach dem Botschafter benannt werden.

Die Chinesen, sind schon alarmiert wegen der von der Obama-Administration in Auftrag gegebenen Rand-Studie „War with China – Thinking Through the Unthinkable“, worauf der chinesische Verteidigungsminister reagierte und mit einem Volkskrieg auf dem Meer drohte. Die Chinesen fragen sich nicht unbegründet, welcher unserer Botschafter ist im Visier – wer von unseren Botschaftern wohl in nächster Zeit erschossen?

China meinte nun, es werde mit Russland noch enger in der Terrorbekämpfung zusammenarbeiten. Wobei, das mit „enger zusammenarbeiten“ ist ein reines Statement. Enger als Chinesen und Russen in dieser Problematik zusammenarbeiten, kann man nicht zusammenarbeiten.

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