Die EU hat sich selbst im Ukraine-Konflikt zur Loyalität gegenüber Kiew verordnet und deswegen immer wieder ein Auge im politischen Prozess der Ukraine zugedrückt, wie die Wochenzeitung „der Freitag“ schreibt. Dies jedoch wird nun die EU-Politik gegenüber der Ukraine scheitern lassen.
Den EU-Ländern fehle es an Mut, ihre Irrtümer in der Ukraine-Politik anzuerkennen und Fakten zu berücksichtigen, da diese nicht ins eigene Gesinnungsbild passten, heißt es im „Freitag». Westliche Regierungen hätten die Ereignisse auf dem Kiewer Maidan 2013 und 2014 ausschließlich als eine „demokratische Revolution» wahrgenommen, die gegen eine „korrupte Oligarchie um den Präsidenten Janukowitsch» gerichtet gewesen sei. Dabei würde „der chauvinistische, mitunter faschistoide Furor eines Teils der Maidan-Besetzer» schlicht ausgeblendet.
Bandera — vom Massaker-Führer zur National-Ikone?
Besondere Besorgnisse rufe der Kult um den Nazikollaborateur Stepan Banderas, den wenigstens Teile der Menschenmenge auf dem Maidan „zur Ikone erhoben» hätten, hervor. Dass Europa daran keinen Anstoß genommen habe, sei mehr als erstaunlich. Wie konnte „einer als Nationalheiliger verehrt» werden, der „1941 Massaker an ukrainischen Juden wie polnischen Zivilisten zu verantworten hatte»? Allerdings hätten die EU-Länder ja auch zuvor keinen Unmut gezeigt, als der ukrainische Präsident Viktor Juschtschenko im Januar 2010 Bandera mit dem Ehrentitel „Held der Ukraine» versah.
Die EU-Länder schienen auch vergessen zu haben, dass der im Februar 2014 gestürzte Viktor Janukowitsch durch freie und faire Wahlen ins Amt gekommen sei, was auch EU-Beobachter bestätigt hätten. „War es wie bei Bandera, verdienten es die Begleitumstände, vernachlässigt zu werden, wenn nur der gewünschte regime change zustande kam», fragt der „Freitag»-Autor.
Krim wollte schon lange nach Russland Außerdem würden die EU-Beamten immer wieder ihre Ignoranz in Geschichts-Fragen zeigen, wenn sie das Thema Krim ansprächen. Nachdem die Halbinsel Krim 1954 auf Betreiben von Chruschtschow an die Ukraine abgetreten worden sei, habe man auf der Krim mehrfach versucht, aus dem ukrainischen Staatsverband auszusteigen. Bereits 1994 habe die Bevölkerung der Halbinsel bei einer Volksabstimmung mit einer Mehrheit von 78,1 Prozent der Stimmen für einen Abschied gestimmt. Der Wille zur Sezession, um die Entscheidung von 1954 zu korrigieren, habe lange vor Putin und der neuen Administration in Kiew begonnen, „die keinen Hehl aus ihrer nationalistisch-ukrainischen Ausrichtung und dafür aber Anstalten machte, Russisch als zweite Amtssprache abzuschaffen». Unbeliebte Tatsachen „Sträflich leichtsinnig» wäre es, die Sowjetzeit der Ukraine nicht zu beachten, „die es ohne Russland so nicht gegeben hätte».
Noch vor der Gründung der UdSSR 1922 habe die bolschewistische Führung der Ukraine den bis dahin zu Russland gehörenden Donbass als Industrierevier überlassen. Ein wichtiger Punkt in der Wirtschaftsgeschichte des Landes. Die Abneigung gegen bestimmte Fakten sei zu einem typischen Charakterzug des heutigen Europa geworden. Immer wieder würden unbequeme Tatsachen ignoriert. Dies war nicht nur in der Ukraine der Fall, sondern auch in Afghanistan und in Syrien. Die westlichen Konfliktbefunde „zeigen wenig Mut zur Wahrheit, sie zehren lieber vom Augenblick, der scheinbar ohne Vorleben ist».
Quelle: Sputnik