„Iswestija“ über die bilateralen Beziehungen Russlands und Amerikas

Die russisch-amerikanischen Beziehungen haben dem russischen Außenminister Sergej Lawrow zufolge im vergangenen Jahr einen Wendepunkt überschritten, schreibt die russische Tageszeitung „Iswestija“ in ihrer Freitagsausgabe.

 

„Man kann diese Beziehungen kaum noch irgendwie verschlechtern, weil sie schon am Tiefpunkt sind“, sagte der Sprecher des russischen Präsidenten, Dmitri Peskow, über das russisch-amerikanische Verhältnis.


Präsident Barack Obama bezeichnete Russland mehrmals als größte Bedrohung für die USA, die Nato und die gesamte westliche Welt. Die Sanktionen gegen Russland wurden verstärkt, die Liste der Einreiseverbote für russische Staatsbürger wurde ständig erweitert. Viele Experten sprachen vom Beginn eines neuen Kalten Krieges. In diesem Jahr dehnte die Nato ihre Präsenz an den Grenzen zu Russland aus. Vier Nato-Bataillone sollen trotz Protesten aus Moskau im Baltikum und Polen stationiert werden.

Der andauernde Konflikt in Syrien wurde zum Hauptanlass für die Konfrontation. Die führenden US-Medien warfen Russland ohne jegliche Beweise „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ während der Befreiung Aleppos von den Terroristen vor.

 

Washington macht es sich bequem, indem es Moskau alle Probleme vorwirft. So war Russland „schuldig“ an der humanitären Krise in Syrien und dem Scheitern der Demokraten bei der Präsidentschaftswahl in den USA. Russische Hacker sollen die nationale Cybersicherheit bedrohen. Die Beziehungen zwischen Moskau und Washington befanden sich also am tiefsten Punkt seit dem Ende des Kalten Krieges.

Doch im Herbst kam es zu einem „revolutionären“ Ereignis. Am 9. November stand der neue US-Präsident fest. Laut dem Ehrenvorsitzenden des Rates für Außen- und Verteidigungspolitik, Sergej Karaganow, ist der Sieg Donald Trumps ein revolutionäres Ereignis, das auf die Revision der globalistischen Bestrebungen der USA ausgerichtet ist.

„An die Macht in den USA kamen bodenständige Personen – Industrielle und Militärs, die die realen Probleme der Welt kennen. Weiße Amerikaner, die sich auf die Arbeiter- und Mittelklasse stützen, bekämpften die intellektuelle und globalisierte Elite. Das bedeutet große Wandlungen in der US-Politik“, sagte Karaganow.

Auffallend ist, dass der Sieg des „Mannes des Jahres“ auch in Übersee als Revolution bezeichnet wird. So sagte Henry Kissinger, dass er nicht an Trumps Sieg geglaubt habe. Zbigniew Brzezinski „fiel am Morgen aus dem Bett, als er von den Wahlergebnissen erfuhr“.

„Die US-amerikanische Arbeiterklasse gewann, indem sie auf einen Außenseiter setzte und die Oligarchen herausforderte. Falls Trump seine Absichten tatsächlich ernst nimmt und eine Administration ernennt, die seine Ideen umsetzt, wird der Einfluss der Oligarchen abnehmen und das US-Volk unter besseren Bedingungen leben. Trumps Sieg gibt der Welt die Hoffnung, dass alle Kampfhandlungen eingestellt werden, die Washington jetzt führt“, sagte der ehemalige Berater Ronald Reagans, der US-Politologe Paul Craig Roberts.

 

Gegen Trump war die gesamte US-Elite gestimmt. Die Leitmedien führten bis zum Ende einen wahren Krieg gegen ihn. An der Spitze der Propaganda gegen Trump standen „The Washington Post“, „The New York Times“, „The Wall Street Journal“ und CNN. Das liberale Magazin „Politico“ bezeichnete den neuen Staatschef als Idioten, „The Atlantic“ rief dazu auf, trotz des Wahlsiegs seinen Einzug ins Weiße Haus zu verhindern. Laut dem ehemaligen stellvertretenden Generalsekretär der Uno, Sergej Ordschonikidse, waren es geplante Handlungen des ganzen US-Establishments, das Trumps Sieg verhindern wollte.

Die demokratische Kandidatin Hillary Clinton hasste Russland de facto und verheimlichte dies nicht. Clintons Sieg hätte die Stärkung der Konfrontation zwischen Moskau und Washington bedeutet, so Karaganow.

Trump hat eine gesündere und pragmatische Position gegenüber Moskau und sieht keine Notwendigkeit in einer endlosen Konfrontation. „Es gibt nichts Schlimmes daran, gute Beziehungen herzustellen“, sagte Trump. „Ich dachte immer, dass Russland und die USA gut miteinander arbeiten könnten, um den Terrorismus zu bekämpfen.“ Moskau, das stets zur Kooperation bereit ist, sieht in Trumps Sieg eine Chance auf die Verbesserung der Beziehungen, die wegen der destruktiven Politik von Barack Obama auf dem Tiefpunkt angelangt sind.

Quelle: Sputnik

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