Militär: Deutsche Panzerentwicklung von Rheinmetall hat 10 Jahre Rückstand zu Russland

«Die deutschen Panzer sind 10 Jahre im Rückstand», schreibt das Contra Magazin. Während Russland bereits neue Panzerkanonen samt passender Munition im Dienst hat, kommt Rheinmetall bei der Entwicklung neuer Panzerwaffen nicht hinterher. Der Entwicklungsrückstand liegt bei rund zehn Jahren.

Von Viribus Unitis

2015 gab es Gerüchte, die Russen wären wohl mit ihrem neuen Panzer fertig und würden ihn auf der Siegesparade im Mai 2016 präsentieren. Der neue russische Kampfpanzer T14 war dann auch auf der Siegesparade 2016 zu sehen. Die Politik – naja, war durch Flüchtlingskrise und anderes gebunden. „Leopard“-Hersteller KMK teilte mit, man habe „erste Entwürfe“ für einen neuen Kampfpanzer. Von der Presse wird er «Leopard 3» genannt. Immerhin hatte man mit dem Leo3 bereits 2012 zu planen begonnen, dann 2015, nach 3 Jahren Entwicklungsarbeit – „erste Entwürfe“ – na wow!

 

Bei Rheinmetall schaltete man schnell. Privat finanzierte Entwicklungstätigkeiten für eine neue Panzerkanone wurden aufgenommen. Man brauchte einen Ersatz, für die Rh 120mm L/44 bzw. L/55.
Für Interessierte: Das L= Length / bezeichnet die Rohrlänge der Kanone in Kalibern. L/55 ist also Rohrlänge = 55 Kaliber / Rohrdurchmesser = 55 x 120 mm = Rohrlänge 6,60 m.


Die Rh120mm L/44 bzw. L/55 wird in den USA für den US-Eigenbedarf und den Export in Lizenz gebaut. «America’s Cannon Factory», die 1813 gegründeten, im Besitz der US-Army stehenden Watervliet Arsenal, in der 10.000-Einwohner- Städtchen Watervliet, NY,, ca. 15 km außerhalb von Albany, der 85.000 Einwohner großen Hauptstadt des Bundesstaates New York. Watervliet liegt damit ca. 230 km nördlich von New York City.

Watervliet Arsenal (WVA) ist ein Komplex aus 72 Gebäuden, mit über 111.000 m² Produktionsfläche. Derzeit wird mit ca. 2000 Mitarbeitern produziert, wobei damit die Produktionsanlagen nur zu 20 Prozent ausgelastet sind. Gebaut werden Panzer- Schiffs- und Artillerie-Kanonen, wobei Watervliet hier vor allem die Kanonenrohre macht, die Lafetten werden von anderen Herstellern produziert. Auch Scherenbrücken, sowie Marine- und Raketen-Motoren sind im Produktionsprogramm.

Die US-Lizenzbauten gehen, neben dem Eigenbedarf, auch an jene Staaten, die politisch zu sensibel wären, als das sie von Deutschland selbst beliefert werden könnten. So hat der israelische Kampfpanzer «Merkava» den Watervliet-Lizenzbau als Hauptwaffe. Was bei deutschen U-Booten für Israel in Ordnung geht, dargestellte deutsche Waffen-Wertarbeit, ist bei israelischen Panzern von den Israelis unerwünscht.

Deutsche Panzerkanonentechnik ist in der westlichen Welt global im Einsatz. Es gibt ein Quasi-Monopol der Rh 120mm, bezogen darauf, dass manche ihre Rh 120 aus Deutschland beziehen, und andere Panzerhersteller bei Watervliet den Lizenzbau kaufen.

Dass die alte Rh120mm Kanone L/44 oder L/55 angejahrt ist, weiß Rheinmetall schon länger. Man braucht Ersatz. Beim Leopard war dies schon offensichtlich geworden, eine neue Kanone sollte her, das ging aber schief. Im Kanonenbereich schaffte man es gerade Mal, einige Modelle des Leopard 2 von der Rh 120mm L/44 zur Rh 120mm L/55 aufzurüsten.

Man hatte auch ehrgeizige Ziele gehabt, diese aber nicht erreicht. Rheinmetall hatte man sich an einem größerem Kaliber, der NPzK-140 / Rh 140, also 140mm versucht, und war gescheitert. Dann dachte man man könne die Rh 120 so aufrüsten, dass sie doch modernen Standards genügen würde. Die daraus entstandene Rh 120 LLR L/47 (LLR=Light-LowRecoil) war aber auch eine Pleite.

Der russische T90 ist mit der 125-mm-Glattrohrkanone 2A46M2 ausgerüstet, die als „ungefähr“ vergleichbar mit der Rh120 gilt. Wegen des größeren Kalibers und der ausgereifteren Munition gilt die russische 125er Kanone im Vergleich zur Rh 120mm als durchschlagskräftiger.

Der neue russische T14 Kampfpanzer aus der Armata-Familie hat in einer Version die 125-Millimeter-Glattrohrkanone 2A82-1M als Hauptwaffe. Im Vergleich zur 125mm Kanone des T90, wurden die 2A82-1M Kanone und die Munition weiter optimiert. Das heißt die Durchschlagskraft ist sehr viel besser als beim T90.

Rheinmetall fand einen Kompromiss, um zumindest diese 125mm-Herausforderungen der Russen zu beantworten. An die alte Rh 140mm-Technik traute man sich nicht mehr heran, daran war man schon gescheitert. Seit 2015 arbeitet man an einer neuen Panzer- Kanone, wobei der erste „Technical Demonstrator“ im Mai 2016 fertig wurde. Er hatte keine 140mm Kaliber mehr, sondern nur mehr 130mm.

Man darf da aber nicht nur die Kanone alleine sehen. Es ist auch die Munition die man braucht. Rheinmetall entwickelt gerade eine neue 130 mm «high-explosive air-bursting munition» (HE ABM). Diese HE ABM wird eine Weiterentwicklung der bereits bekannten 120 mm DM11 HE ABM sein, die in der Rh 120 L/44 und L/55 schon verwendet wird. Zusätzlich wird eine neue Generation von «armour-piercing fin-stabilised discarding sabot» (APFSDS) Projektilen. Das sind jene «Projektile» die dann Feindpanzer abschießen sollen. Damit hofft man auch die Panzerung des neuen russichen T14 durchdringen zu können. Man hofft, hat dies auch als Entwicklungsziel, weiß aber nicht ob das überhaupt gelingen wird.

Wann die Munitionsentwicklung abgeschlossen sein wird? Weiß keiner. Was man weiß ist, dass die Russen schon fertig sind, mit der Kanone und der Munition. Rheinmetall ist im Rückstand!

Den russischen 125mm-Durchschlagswundern will Rheinmetall mit der neuen 130mm-Glattrohrkanone, der Rh 130mm L/51 begegnen. Ob die neue Kanone in der Endausführung eine Mündungsbremse erhalten wird oder nicht, steht offenbar noch nicht fest.

Im Westen wird man auch nicht müde, die Rh 130mm L/51 als neuen Star am Panzer-Kanonenhimmel zu würdigen. Bei einer Länge von 51 Kalibern hat das Kanonenrohr 6,63m. Gerade das Gewicht der Kanone beeindruckt die Journalisten. 3.000 kg, also 3 Tonnen würde die ganze Kanone wiegen, 1400 kg allein das Kanonenrohr. Was für ein Koloss, wird bewundernd bewertet.

Fachleute sehen dieses Star-Gewicht als Problem. Je geringer das Gewicht desto besser, so das Credo. Und mit 3 Tonnen ist die Rh 130 ziemlich gewichtig. Fachleute meinen die Kanone müsse sich wohl noch einem Weight-Watchers-Club anschließen um mit jeder Menge Slim Fast Gewicht zu reduzieren.

Was im Westen auch zu denken geben sollte: Die 125mm 2A82-1M des T14 ist schon fertig. Vom «Konkurrenzprodukt», der Rheinmetall Rh130mm L/51 wurde gerade mal im März 2016 ein Demonstrator aufgestellt. Ein Demonstrator ist nicht mal ein Prototyp, das ist einfach ein Real-Modell wie man sich die Kanone vorstellt. In der Autoindustrie wird so etwas als Mock up bezeichnet. Was ist ein Mock up? Wikipedia: Der aus dem Englischen stammende Begriff Mock-up oder Mockup (auch Maquette) bezeichnet im Deutschen beispielsweise eine Attrappe.

Beim Mock up weiß man noch nicht, wie man den Wunsch technisch umsetzt. Rheinmetall hat die Rh 140mm nicht geschafft. Wissen wir ob sie die Rh 130mm technisch lösen können wird – und wenn ja, in welchem Zeitraum? Die Russen sind schon fertig. Rheinmetall fängt gerade erst an! Entwicklungsrückstand? – JA! Wie lange? Rheinmetall ist mindestens 10 Jahre in Entwicklungsrückstand.

Gut, alles ist im Rückstand. Der russische T14 geht Anfang 2018 in den Truppendienst – aktuell sind schon ca. 30 Vorserien-Panzer produziert worden, mit denen Enderprobungen laufen. Der deutsch-französische Konkurrent des T14, der MGCS (Main Ground Combat System), auch schon Leopard 3 genannt, wird erst 2030 einsatzbereit sein. Zwölf Jahre Rückstand. Eigentlich kann sich Rheinmetall Zeit lassen.

Insgesamt aber, naja, 130mm müssten doch zu beherrschen sein, und mit guter Munitionsentwicklung würde man so der russischen 125mm 2A82-1M Kanone zumindest ebenbürtig sein. Dieses Ziel könnte man durchaus erreichen, bezogen auf jene russischen T14 die mit der 125mm 2A82-1M ausgestattet sind.

Was aber macht man mit jenen T14, die mit dem neuen russischen „Big Bum Bum“ ausgerüstet sind? Mit der neuen 152 mm 2A83 ausgerüstet werden. So ausgerüstete T14-Panzer sollen ab 2019/2020 in Dienst gehen. Bis dorthin hat Rheinmetall noch nicht mal die Entwicklung der Rh 130mm L/51 abgeschlossen. Was setzt der Westen diesem 152mm Monster entgegen?

Wenn nicht Rheinmetall, wer sonst könnte den Russen bei Panzerkanonen Paroli bieten. Nur, Rheinmetall ist mit der 140mm Panzerkanone gescheitert, die Russen haben mit 152mm ein größeres Kaliber erfolgreich umgesetzt.

Fazit: Es gibt Niemanden im Westen der den Russen-Panzern die Stirn bieten kann. Lesen Sie auch.