Frankreich braucht eine Unabhängigkeit von den USA und von der Nato, aber auch eine Normalisierung mit Russland. Das betonte Marine Le Pen, Präsidentschaftskandidatin der französischen Front National, in einem Interview mit der russischen Tageszeitung „Iswestija“. Sie erklärte auch, ob Frankreichs EU-Austritt zu erwarten wäre.
„Hoffentlich wird die französische Diplomatie am Aufbau einer multipolaren, besser ausbalancierten und folglich ruhigeren Welt teilnehmen. Ich will Frankreich eine Unabhängigkeit von den USA und von der Nato gewähren, aber auch normale Beziehungen zwischen Frankreich und Russland wiederaufbauen – insbesondere durch die Aufhebung der ungerechten und ineffizienten Sanktionen“, sagte Le Pen.
Sie betonte: „Mein Ziel besteht darin, Frankreich frei, unabhängig und angesehen zu machen. Ich will, dass die Fünfte Republik ihren Platz und ihre Stimme in der Welt hat, während die Spitzenvertreter unseres Landes jahrzehntelang dieses Recht mehrmals ignoriert haben und den Ideen des Europäismus trotz unserer eigenen Interessen gefolgt sind. Im Gegensatz zu weiteren Präsidentschaftskandidaten weigere ich mich, einem anderen Land den Fahneneid zu leisten. Anders als François Fillon, Manuel Valls und Emmanuel Macron werde ich keine Genehmigung für meinen Plan in Berlin suchen.“
Marine #LePen: „Ich werde keine Genehmigung in Berlin suchen“https://t.co/hjrPHOJAJk pic.twitter.com/l0eG7wMCut
— Sputnik Deutschland (@de_sputnik) 17. Januar 2017
In Bezug auf die Sanktionen gegen Russland sagte die Politikerin: „Zweifelsohne werde ich mich für eine Aufhebung der Sanktionen einsetzen. Sie sind sinnlos (wenn sie nicht darauf abzielten, die französischen Landwirte ins Elend zu stoßen). Außerdem sind die Sanktionen eine ziemlich dumme Methode in Sachen Diplomatie. Alle Länder müssen einander respektieren, auf Augenhöhe verhandeln und Kompromiss-Entscheidungen treffen, die für alle akzeptabel wären.“
„Wir sollten nicht mit jenem System zu tun haben, wo Großmächte Drittländern wie aufsässigen Kindern ihre Politik gegenüber anderen Staaten aufzwingen. Ich denke, auch in dieser Frage hat ein Teil der französischen Politiker eine inakzeptable Solidarität mit Deutschland sowie eine Treue zu deutschen Befehlen an den Tag gelegt“, kritisierte Le Pen.
Auf die Frage, ob Frankreichs Ausstieg aus der EU möglich wäre, antwortete sie: „Wenn die EU bereit sein wird, Frankreich eine vollständige (territoriale, fiskalische, finanzielle und gesetzgeberische) Souveränität zu gewähren, werde ich mich nach besten Kräften für diese Souveränität einsetzen. Wenn die EU eine kompromisslose Position auf diesem Gebiet einnimmt (was am wahrscheinlichsten ist), werde ich mich nach besten Kräften für den Frexit einsetzen. Ich vertraue völlig dem französischen Volk. Falls ich als Präsidentin gewählt werde, wird meine Aufgabe sein, die Freiheit und die Unabhängigkeit der Fünften Republik wiederherzustellen. Ich bin überzeugt: Falls die Franzosen mich wählen, werden sie mit der Idee des Frexit einverstanden sein, die die notwendigen Bedingungen sichert, damit die Bürger eine vollständige Freiheit zurückbekommen.“
„Für die EU als nationsübergreifende Institution in ihrer derzeitigen Gestalt wäre mein Wahlsieg im Moment offensichtlich gefährlich (…) Für mich wäre ein Verschwinden der Europäischen Union kein Problem, denn sie hat längst gezeigt, dass sie nicht die Interessen der Menschen berücksichtigt, in derer Namen ich das Land regieren will“, unterstrich Marine Le Pen.