«Kommersant»: Moskau und Ankara entzünden ein Licht der Freundschaft

Wie die russische Zeitung „Kommersant“ am Freitag über den Vorfall von Donnerstagabend schreibt, darf der Tod türkischer Soldaten durch einen versehentlichen Angriff der russischen Luftwaffe in Syrien nicht zu einer Abkühlung der diplomatischen Beziehungen führen.

Zwischen den russischen und türkischen Streitkräften ereignete sich am Donnerstag der zweite tödliche Vorfall seit Beginn des Militäreinsatzes in Syrien. Nahe der Stadt Al-Bab im Norden des Landes flog ein russischer Kampfjet versehentlich einen Angriff auf türkische Militärs während deren Gefechts gegen IS-Einheiten. Drei türkische Soldaten kamen dabei ums Leben, elf wurden verletzt. Der russische Präsident Wladimir Putin drückte seinem türkischen Amtskollegen Recep Tayyip Erdogan kurz nach dem Vorfall per Telefon sein Beileid aus. Nach ersten Reaktionen Ankaras zu urteilen wird diese tragische Episode jedoch keine Krise in den bilateralen Beziehungen auslösen – im Unterschied zum Abschuss des russischen Su-24-Militärjets durch die türkische Luftwaffe im November 2015.

Der Generalstab der türkischen Streitkräfte beriet sich umgehend über den Vorfall. „Russische Militärflugzeuge haben während der Luftangriffe gegen IS-Objekte versehentlich ein Gebäude getroffen, in dem sich türkische Militärs befanden, die an der Operation ‚Schutzschild Euphrat‘ beteiligt waren“, so ein Sprecher der Behörde. Im russischen Verteidigungsministerium hieß es, dass die Seiten nach außerordentlichen Gesprächen zwischen Generalstabschef Waleri Gerassimow und seinem türkischen Kollegen Hulusi Akar eine engere Koordinierung gemeinsamer Handlungen sowie besseren Informationsaustausch über die Lage am Boden vereinbarten. Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu sagte später, die militärische Führung beider Länder habe beschlossen, den Abstimmungsmechanismus gemeinsamer Handlungen im Kampf gegen die IS-Terroristen in Syrien zu vervollkommnen.

Laut Militärquellen wurden die Koordinaten der Ziele für Angriffe, die auf Basis von Aufklärungsdaten ausgewählt werden, im Voraus zwischen den Generalstäben beider Länder abgestimmt. „Kommersant“-Quellen zufolge könnte eine nicht abgestimmte Bewegung der türkischen Bodentruppen in ein zuvor für Angriffe gewähltes Quadrat der Grund für die Tragödie gewesen sein.

Unmittelbar nach ersten Berichten über die Tragödie bei Al-Bab, als noch nicht bekannt war, wer den Angriff gegen die türkischen Soldaten flog, gab es ein Telefongespräch zwischen Putin und Erdogan. „Bei dem Anruf an den Präsidenten der Türkei und der Äußerung der Beileidsworte ging Wladimir Putin sehr richtig vor“, sagt der türkische Experte Kerim Has. Der Vorfall in Al-Bab werde die Kommandos beider Länder zur engeren Koordinierung in Syrien bewegen.

 

Laut ersten Reaktionen der türkischen Behörden wird der tragische Vorfall nicht zur Abkühlung der Beziehungen zu Moskau führen. Im Unterschied zum November 2015, als Russland und die Türkei beim Syrien-Konflikt noch auf verschiedenen Seiten standen und Ankara sieben Monate brauchte, um sich für den Abschuss des russischen Su-24-Jets zu entschuldigen, hat sich der politische Kontext mittlerweile geändert.

Die Beziehungen beider Länder zueinander sind durch eine klare Annäherung gekennzeichnet, die sich in einer gemeinsamen Friedensinitiative zu Syrien äußert. Darüber hinaus agieren Moskau und die zur Nato gehörende Türkei bei den Kämpfen in der Umgebung von Al-Bab als Militärverbündete. Ihre Flugzeuge absolvierten einige gemeinsame Operationen gegen die Extremisten. Die russischen Fliegerkräfte unterstützten die Offensive der türkischen Armee in Al-Bab.

Quelle: Sputnik