
Nach dem Motto: «Bonn Voyage» -Beim G20-Außenministertreffen am Donnerstag in Bonn ist der russische Chefdiplomat Sergej Lawrow erstmals mit seinem neuen US-Amtskollegen Rex Tillerson zusammengetroffen
In dieser Situation bräuchte Tillerson dringend Hilfe durch einen erfahreneren Kollegen, doch damit gibt es gerade Probleme: Viele Mitarbeiter des Außenministeriums kündigten ihren Job, weil sie die Politik des neuen Präsidenten Donald Trump nicht gutheißen. Zudem lehnte Trump den für Tillerson wünschenswerten Stellvertreter Elliott Abrams im letzten Moment ab, weil ein Assistent ihm einen Artikel Abrams‘ aus dem Jahr 2016 gezeigt hatte, in dem er Trump noch scharf kritisiert hatte. Das war nicht gerade positiv für das Image des neuen Spitzendiplomaten.
Hinzu kommt, dass die neue US-Administration vorerst kein klares außenpolitisches Programm hat. Laut amerikanischen Medienberichten erfahren Beamte und Diplomaten über den politischen Kurs des Weißen Hauses oft erst aus dem Twitter-Profil Trumps. Gerade darum war das erste Treffen mit Lawrow auch so wichtig. US-Medien behaupteten unter Berufung auf Quellen in der amerikanischen Delegation, Tillerson reise nach Deutschland, um „zuzuhören“, obwohl seine Gesprächspartner in Bonn eher damit rechneten, dass er selbst reden würde. Lawrow sagte zum Auftakt des Treffens, er freue sich, Tillerson kennenzulernen, und stellte fest, dass sie gleich verschiedene Themen zu besprechen hätten, vor allem die, die schon die Präsidenten Putin und Trump bei ihrem Telefonat am 28. Januar erörterten.
Die russische Seite soll den Amerikanern eine gemeinsame Pressekonferenz vorgeschlagen haben, doch diese lehnten dies ab. Nach dem Treffen las Tillerson lediglich eine Erklärung für Journalisten vor, in der er Moskau aufforderte, die Minsker Vereinbarungen zur Konfliktregelung in der Ostukraine einzuhalten.
Zugleich zeigte sich der US-Außenminister dazu bereit, mit Russland zusammenzuarbeiten, wenn dies auch günstig für Amerika sei. „Wie ich bei der Behandlung meiner Kandidatur im Senat klar zu verstehen gab, werden die USA Kooperationsmöglichkeiten mit Russland auf denjenigen Gebieten erwägen, auf denen das dem amerikanischen Volk gut tun könnte“, hieß es. „Wenn unsere Positionen nicht übereinstimmen, werden die USA die Interessen und Werte Amerikas und seiner Verbündeten verteidigen.“
Lawrow zeigte sich seinerseits redseliger: Das Treffen mit Tillerson nannte er „pragmatisch und produktiv“. „Wir bestätigten, dass wir gemeinsame und übereinstimmende Interessen haben, vor allem bei der Bekämpfung des Terrorismus, im Kontext der Syrien-Krise und der Situation in anderen Nahost-Ländern, wo die Wurzeln des Terrorismus stecken. Wir besprachen auch die Situation in Afghanistan und der Ukraine. In allen diesen Richtungen zeigten sich unsere amerikanischen Partner bereit, die Bemühungen um die Regelung dieser Konflikte zu unterstützen.“ Der entsprechende Dialog wird nach seinen Worten beginnen, sobald „das neue Team im US-Außenministerium und anderen Behörden gebildet worden ist.“
Lawrow räumte ein, dass „in den Beziehungen zwischen Großmächten wie Russland und die USA nie absolut alle Probleme gelöst werden können“, gab sich jedoch optimistisch: „Wir haben Verständnis dafür, dass wir auf den Gebieten, wo unsere Interessen übereinstimmen – und solche gibt es viele, – vorwärts gehen und die Fähigkeit der USA und Russlands zeigen müssen, die Rolle zu spielen, die ihnen dank ihrer Positionen in der internationalen Arena zusteht.“
Auf die Frage, ob auf der Tagesordnung das Thema Sanktionen gestanden hätte, sagte Lawrow: „Wir besprechen die Sanktionen nie, denn wir gehen davon aus, dass sie anomal sind.“ Die Länder, die die Russland-Sanktionen verhängt haben, müssen selbst entscheiden, „ob solche Maßnahmen zum normalen Umgang zwischen Ländern beitragen und ob ihre Bemühungen um die Politisierung dieser oder jener Themen ihren eigenen Interessen entsprechen.“
Quelle: Sputnik Deutschland