„Kommersant“: Mit der irakischen Stadt Mossul wird dem IS seine Hauptstadt entrissen

Die irakische Regierung hat den Beginn der Offensive auf West-Mossul angekündigt. Im Erfolgsfall könnte diese Operation der entscheidende Angriff gegen die Stellungen des „Islamischen Staates“ (IS, auch Daesh) im Lande werden

Der Beginn der Operation im westlichen Teil Mossuls wurde am Sonntag im lokalen Fernsehen vom irakischen Premier Haider al-Abadi angekündigt. Er hat seine Truppen gebeten, die friedlichen Einwohner bei der Erstürmung nicht zu gefährden und die Menschenrechte zu respektieren. Kurz zuvor hatten irakische Luftstreitkräfte über den westlichen Vierteln Flugblätter mit Aufrufen an IS-Extremisten verbreitet, die Waffen niederzulegen und aufzugeben, sowie mit Anweisungen für Zivilisten, wie sie sich auf das Eintreffen der Regierungstruppen vorbereiten sollten. Bereits am Sonntag teilte der Kommandeur der Operation, Generalleutnant Abdul Amir Jarallah, mit, dass die Kontrolle über zwei Siedlungen im Westen Mossul übernommen wurde.

Der Kampf um Mossul begann am 17. Oktober mit der Erstürmung des östlichen Teils der Stadt. Die Regierungstruppen und die sie unterstützenden schiitischen Gruppierungen rüсkten sehr langsam vor und stießen auf erbitterten Widerstand der IS-Extremisten, deren Hauptwaffe mit Sprengstoff gespickte Autos waren. Die Kampfeinheiten der irakischen Armee trugen schwere Verluste, was das Vorrüсken deutlich verlangsamte. Allerdings endete die Erstürmung erfolgreich. Am 13. Januar wurde Ost-Mossul unter Kontrolle genommen, allerdings kam die Operation fast zum Erliegen, weil alle Brüсken über den Tigris vernichtet wurden. Die Erstürmung von West-Mossul wurde seit mehr als einem Monat vorbereitet.

Der Beginn der Offensive wurde vom Chef der internationalen Anti-IS-Koalition in Syrien und im Irak, US-General Stephen Townsend, begrüßt. „Die gesamte Koalition segnet die irakischen Soldaten, die für die Befreiung ihres Landes kämpfen“, hieß es in einer Erklärung Townsends. Die Kämpfe um die westlichen Wohnviertel Mossuls können Militärexperten zufolge weitere drei bis vier Monate in Anspruch nehmen. In diesem Teil der Stadt mit seinen vielen engen Straßen kann schweres Kriegsgerät, vor allem Panzer, kaum eingesetzt werden.

Nach Angaben humanitärer Agenturen können sich in West-Mossul bis zu 800.000 friedliche Einwohner befinden. Nachdem vor drei Monaten die nach Syrien führende Straße gesperrt wurde, kommen dorthin keine Güter mehr. Nach Unicef-Angaben ist im westlichen Teil der Stadt außerdem ein Trinkwassermangel zu erkennen.

Laut dem Politologen Alexander Ignatenko ist es kein Zufall, dass die irakischen Behörden gerade jetzt die Kampfhandlungen gegen den IS intensiviert haben. US-Präsident Donald Trump unterzeichnete am 28. Januar einen Erlass über die notwendige Vorbereitung eines revidierten Plans binnen eines Monats zur Zerschlagung des IS. „Bagdad reagiert auf die Impulse, die von der neuen US-Administration ausgehen. Anscheinend will die in Mossul kämpfende Koalition, die irakische Truppen, proiranische schiitische Aufständische und Kurden einschließt, die Amerikaner überholen, ohne zu warten, bis sie ihr Anti-IS-Projekt ins Leben rufen“, so der Experte.

Quelle: Sputnik