Donald Trump scheint nicht fähig zu sein, das US-System zu überwinden und die Beziehungen mit Moskau neu zu gestalten. Die Hoffnungen auf einen Wandel erweisen sich offenbar als illusorisch
Kolumnist Michail Rostowski schreibt in einem Beitrag für die Zeitung: „Trumps Pläne, die Beziehungen mit Russland ins rechte Gleis zu bringen (falls diese Pläne wirklich bestanden und kein Wahlkampftrick waren), zerfallen augenfällig. Wer hat in Amerika das Sagen – der Präsident oder das System? Es ist Zeit, diesen Streit zu beenden. Die Antwort lautet: das System natürlich!“
„Warum halte ich die aktuellen Geschehnisse für tragisch? Nicht weil ich überzeugt bin, dass die schlechten Beziehungen mit den USA fatal für Russland wären. Fatal sind sie überhaupt nicht. In den letzten drei Jahren waren unsere Beziehungen mit Amerika schauderhaft. Na und? Ist unser Land zusammengebrochen? Nein, es lebt weiter. Ich halte das Geschehen für tragisch, weil ich sehe: Die Chance darauf, die Welt durch die russisch-amerikanische Zusammenarbeit zu verbessern, schwindet“, so Rostowski.
„Trumps Beschwerden darüber, dass Fake-News in Medien dabei stören, sich mit Russland im Interesse des Allgemeinwohls zu verständigen, stellen erst in zweiter Linie einen Vorwurf dar. In erster Linie räumt er damit seine Machtlosigkeit ein, seine Unfähigkeit, etwas zu ändern“, heißt es im Kommentar.
Es sei völlig offensichtlich, dass es dem neuen US-Präsidenten an politischen Ressourcen mangle, um eine Wende der amerikanischen Politik gegenüber Russland zu vollbringen, postuliert Rostowski.
„Potenzielle Anschieber einer solchen Wende im Umfeld von Trump sind entweder eingeschüchtert oder nicht mehr im Amt. Oder haben sie ganz andere Ansichten als der Präsident. Beachten Sie beispielsweise das äußerst verklemmte Verhalten des neuen US-Außenministers Rex Tillerson beim öffentlichen Teil seines jüngsten Treffens mit dem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow in Bonn“, so der Kommentar weiter.
„Natürlich wäre es für Russland verfrüht, Trump außer Acht zu lassen. Was wir aber beenden sollten, ist unsere ‚Romanze‘ mit Trump, unsere Art ‚Verliebtheit‘ in den neuen US-Präsidenten. Dieser schien ein Hauch frischer Luft zu sein, ein Symbol für einen kommenden Wandel zum Besseren in den Beziehungen zwischen Russland und den USA. Vorerst ist Trump aber nicht so – und wird möglicherweise überhaupt nicht so werden“, meint der Kolumnist.
Er schreibt zum Schluss: „In seinem Land hatte Donald Trump praktisch keine ‚Flitterwochen’, die für einen neuen Staatschef sonst üblich sind. Dafür hatte Trump solche ‚Flitterwochen‘ in Russland. Nun (oder zumindest bald) sind sie zu Ende. In der russischen Gesellschaft sieht man allmählich ein: Die Beziehungen mit Trumps Amerika werden nicht weniger kompliziert sein als die mit Amerika von Obama oder Clinton. Diese Einsicht ist nur zu begrüßen. Illusionen muss man loswerden – je früher, desto besser.“
Quelle: Sputnik