Hochrangige US-Militärs und Lobbyisten im Kongress fordern Präsident Donald Trump auf, zusätzliche Mittel in die Entwicklung der Raketenabwehr zu stecken
Anfang Februar erklärte der Befehlshaber der Weltraum- und Raketenabwehrtruppen, General James Dickinson, auf einer Konferenz hinter verschlossenen Türen, die orbitale Raketenabwehrgruppierung sollte ausgebaut werden. Sonst könnten die USA immer neue Gefahren seitens potenzieller Gegner nicht in den Griff bekommen, warnte er.
Dieser Auffassung stimmte auch General Ronald Buckley vom Kommando Nord zu. „Solange wir uns nur auf bodengestützte Sensoren verlassen, wird es in unserer Verteidigung Lücken geben, und unsere Gegner bemühen sich intensiv darum, diese Lücken auszunutzen“, betonte der General.
Von der Verstärkung der US-Raketenabwehr sprechen auch Politiker. Der Vorsitzende des Ausschusses für die Angelegenheiten der Streitkräfte im Repräsentantenhaus, Mac Thornberry, erklärte, dass die Bedeutung der Raketenabwehr für Washington mit der Entwicklung der Raketentechnologien in anderen Ländern immer größer werde, so dass zusätzliche Investitionen in diesem Bereich nötig seien.
Noch als Präsidentschaftskandidat hatte Donald Trump versprochen, für die Entwicklung der Weltraumkomponente der Raketenabwehr zusätzliche Mittel bereitzustellen. Am 20. Januar, wenige Stunden nach seinem Amtsantritt, erschien auf der Webseite des Weißen Hauses eine Erklärung bezüglich der Pläne zur weiteren Verbreitung des Raketenabwehrsystems, das die USA und ihre Verbündeten vor Raketengefahren seitens des Irans und Nordkoreas schützen sollte.
Die Washingtoner Lobbyisten aus der „Allianz zur Unterstützung der Raketenabwehr“ behaupten ihrerseits, in den kommenden fünf Jahren müssten für diese Zwecke mindestens zehn bis zwölf Milliarden Dollar jährlich ausgegeben werden. Ihnen zufolge sollten etwa 200 US-Kriegsschiffe mit Möglichkeiten zur Raketenabwehr versorgt werden. Unmittelbar in den USA sollten mindestens 100 Abfangraketen aufgestellt werden. Auch sollten Raketenabwehrsysteme in Europa, im Nahen Osten und im Pazifischen Ozean entfaltet werden.
Derzeit erfolgt die Raketenabwehrentwicklung in zwei Richtungen: im Weltall und auf der Erde.
Im Sommer 2017 soll die Umsetzung des Programms Spacebased Kill Assessment beginnen, das die Unterbringung von Sensoren auf kommerziellen Satelliten vorsieht. Sie sollen die Abfangergebnisse kontrollieren, nämlich überprüfen, ob das jeweilige gefährliche Objekt getroffen wurde und inwieweit gefährlich es ist.
Gleichzeitig ist im Rahmen des Programms Space Based Infrared System (SBIRS) der Start einer neuen Generation von Satelliten mit infraroten Sensoren geplant, damit Raketenstarts an jedem Ort der Welt möglichst schnell registriert werden. Aber vorerst gibt es technische und auch finanzielle Probleme bei der Umsetzung dieses Programms.
Was die Bodenkomponente der US-Raketenabwehr angeht, so werden derzeit Abfangraketen vervollkommnet. Noch sollen Raketen in neuen Positionierungsgebieten aufgestellt werden, unter anderem in Polen. Das könnte diverse Objekte der Militärinfrastruktur im Westen Russlands gefährden.
Allerdings meint der Vizeleiter des russischen Instituts für USA- und Kanada-Studien, Pawel Solotarjow, dass eine US-Raketenabwehr in Europa das Potenzial der russischen Atomstreitkräfte nicht beeinträchtigen werde.
Dennoch seien damit andere Gefahren verbunden. „Die Aufstellung von Stützpunkten in Rumänien und Polen könnte eine negative Rolle im Falle eines Konflikts mit der Anwendung von konventionellen hochpräzisen Waffen spielen“, so der Experte. „Diese Startanlagen könnten eventuell nicht nur zu Verteidigungs-, sondern auch zu Offensivzwecken eingesetzt werden, und das würde das Kräfteverhältnis zugunsten der Nato verändern.“
Auf der anderen Seite gibt es Solotarjow zufolge vorerst keine finanziellen Voraussetzungen für eine umfassende Aufstockung der Ausgaben für die Raketenabwehr. „Trump wird zwar die Aktivitäten an der Raketenabwehr nicht einstellen, denn dadurch wird die Entwicklung von neuen Technologien gefördert. Aber er wird auch nicht rücksichtslos Geld vergeuden. Für den neuen Präsidenten ist es derzeit wichtiger, diverse Wirtschaftsprobleme und das Haushaltsdefizit in den Griff zu bekommen. Außerdem erklärte er früher, dass die Verbündeten der USA einen Teil der Verteidigungsausgaben tragen sollten, die aber die kostspieligen Programme der Amerikaner nicht mitbezahlen wollen“, stellte der Experte fest.
Quelle: Sputnik