«Nesawissimaja Gaseta“ : Engagement von Ausländern in der Rüstungsindustrie geplant

Moskau ändert den Modus seiner traditionellen militärtechnischen Zusammenarbeit mit dem Ausland. Nach Angaben der russischen Tageszeitung will Russland seinen Partnern, darunter auch NATO-Ländern, modernste Waffen verkaufen.

„Dabei will die Regierung in Moskau ausländischen Unternehmen eine Teilprivatisierung russischer Rüstungsbetriebe genehmigen“, hieß es. Einer der ersten Schritte in diese Richtung dürfte die geplante Veräußerung eines Aktienpakets der Holding Helicopters Russlands werden, wie der Chef des Technologiekonzerns Rostec, Sergej Tschemesow, Journalisten mitteilte.

Das Paket geht an ein vom Russischen Fonds direkter Investitionen (RFPI) gebildetes Konsortium internationaler Anleger, darunter einiger Fonds im Nahen Osten. Der aktuelle Marktwert von Helicopters Russlands beträgt Experten zufolge etwa 2,35 Milliarden US-Dollar. Die Übernahme erfolgt in zwei Etappen. Zuerst wird ein 12-prozentiges Aktienpaket verkauft. Dabei sind Investitionen in Höhe von 300 Mio Dollar geplant, die später verdoppelt werden könnten. Dann sollen die restlichen 9,5 Prozent aus dem zum Verkauf geplanten 21,5-prozentigen Paket veräußert werden, hieß es.

Helicopters Russlands ist eine Tochter des Konzerns Oboronexport, der zu 100 Prozent von Rostec kontrolliert wird. In der 2007 gegründeten Holding sind Kapazitäten von fünf Hubschrauberwerken, zwei Konstruktionsbüros und mehreren Betrieben zur Produktion von Originalteilen gebündelt. Unter den Hauptkunden der Holding sind das Verteidigungs-, das Innen- und das Zivilschutzministeriums Russlands sowie russische und ausländische Flugunternehmen.

Rostec hatte im Juni 2016 die Absicht bekundet, 21,5 Prozent der Anteile an Helicopters Russlands an das Konsortium von RFPI und Nahost-Fonds zu verkaufen. Künftig dürfte das Konsortium seinen Anteil an der russischen Holding auf 25 Prozent aufstocken.

 


Unter Berufung auf Tschemesow schreibt das Blatt ferner, dass Russland und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) im nächsten Jahr auf der Basis der MiG-29 mit der Entwicklung eines Kampfjets fünfter Generation beginnen. „Die Arbeiten dürften sieben bis acht Jahre in Anspruch nehmen. Geld fließt größtenteils aus den VAE. Russland stellt Produktionskapazitäten und Know-how zur Verfügung“, wird der Rostec-Chef zitiert.

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte zuvor mitgeteilt, dass die Entwicklung des russischen multifunktionalen Jagdflugzeugs T-50 fünfter Generation mindestens 60 Milliarden Rubel gekostet hatte. Die «Nesawissimaja Gaseta» vermutet, dass für die Entwicklung der russisch-arabischen Maschine etwa die gleiche Summe von rund 1 Mrd. Dollar erforderlich sein dürfte.

„Der Beschluss Russlands, drei modernste Luftabwehrkomplexe S-400 ‚Triumph‘ an die Türkei zu verkaufen, resultiert höchstwahrscheinlich ebenfalls aus dem Bestreben, einen weiteren reichen Kunden zu bekommen“, schreibt das Blatt weiter. „Es sei bemerkt, dass Russland sich selbst bislang nicht vollständig mit S-400-Systemen eingedeckt hat… Erst gegen 2020 dürften die geplanten 56 Anlagen bzw. 28 Regimenter von S-400 an die Truppen ausgeliefert werden. Derzeit verfügt die russische Armee über 18 Regimenter mit 296 S-400-Startrampen.“

Russlands Industrie- und Handelsminister Denis Manturow hofft darauf, dass es künftig gelingt, ein Gleichgewicht der Interessen herbeizuführen. „Beim Verkauf auch nur eines Regiments von S-400 an die Türkei wird der russische Militäretat eine solide Summe erhalten. Aber hierbei gibt es auch Probleme“, hatte der Minister neulich in Abu Dhabi gesagt.

Der Militärexperte Juri Netkatschew erinnerte das Blatt daran, dass in der Türkei Elemente einer US-Raketenabwehr stationiert sind, die die Sicherheit Russlands bedrohen. „Die Türkei befürwortet Pläne der Allianz, die auf die Aufstockung ihrer Kräfte vor russischen Grenzen gerichtet sind. Und wir wollen S-400 an Ankara verkaufen, wodurch die Türkei und die NATO noch stärker werden sollen.“ Den geplanten Deal bezeichnete der Generalleutnant als „absurd“.

Ihm widersprach Oberst Michail Chodarjonok: „Der Verkauf von S-400 an die Türkei birgt keine Gefahr für Russland in sich… Es geht doch um eine Exportvariante, die deutlich niedrigere technisch-taktische Charakteristika hat als S-400, die Russland für die eigenen Belange baut… Ankara ist in der Lage, schnell zu zahlen. Dieses Geld könnte dann in den Ausbau der Produktion von S-400 und in die Entwicklung der weiteren Modifikation – S-500 – angelegt werden“, sagte der Experte.

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