Nach dem dritten Maidan-Jahrestag hat der Ex-Präsident der Ukraine, Viktor Janukowitsch, nun im „Spiegel“-Interview über Details seiner Flucht aus Kiew im Februar 2014 und sein Verhältnis zu Russlands Präsident Wladimir Putin gesprochen.
Maidan-Jahrestag: Janukowitsch spricht über seine Flucht und Putin https://t.co/eCW2LA1OvX pic.twitter.com/28wLFW51W9
— Sputnik Deutschland (@de_sputnik) 27. Februar 2017
Janukowitsch macht in dem Gespräch Radikale für die Gewaltausbrüche bei einer Studentendemonstration in der Nacht zum 30. November 2013 in Kiew verantwortlich, die als Maidan-Beginn gilt. Die Extremisten sollen die Polizisten speziell provoziert haben. Der Ex-Präsident will keine Befehle zur Auflösung der Demonstrationen erteilt haben, sondern erst am Morgen beim Tennisspielen von den Zwischenfällen erfahren haben. Die Proteste sind seiner Meinung nach das Ergebnis eines Intrigenspiels in seiner Umgebung.
Hinter den Protesten könnten, so Janukowitsch, der ukrainische Oligarch Dimitri Firtasch und der Leiter der Präsidialverwaltung Sergej Lawotschkin stecken, der wegen angeblicher Krankheit Telefonanrufe ignoriert haben soll. Darüber hinaus machte Janukowitsch erneut darauf aufmerksam, dass er weder auf die Macht noch seinen Posten verzichtet habe. Er sei in der Ukraine einfach von den Medien abgeschnitten und verjagt worden.
Auf dem Fluchtweg, so erzählte der Ex-Präsident weiter, habe einmal eines seiner vorausgefahrenen Begleitfahrzeuge auf dem Weg aus Donezk auf die Krim unweit der ostukrainischen Stadt Melitopol eine bewaffnete Gruppe entdeckt. Etwa hundert Menschen mit schweren Maschinengewehren hätten der Präsidentenkolonne den Weg abschneiden können, sagte Janukowitsch. Dank rechtzeitiger Warnung konnte der Präsidentenkonvoi diesem Hinterhalt entgehen, Janukowitsch und seine Lebenspartnerin überlebten.
Seit seiner Flucht sei die Ukraine ein „wildes Land“ geworden, so der Ex-Staatschef. Korruptionsvorwürfe gegen ihn selbst wies Janukowitsch zurück. Er habe weder Konten noch Grundstücke im Ausland besessen.
Zuvor hatte sich Janukowitsch mit offenen Briefen an die führenden Politiker der Welt gewandt. Er rief unter anderem dazu auf, ein Referendum über den Status des Donbass durchzuführen, Vertreter der Regionen zu den Gesprächen im Normandie-Format zuzulassen und eine Sonderkommission zur Ermittlung der Ereignisse auf dem Kiewer Maidan von 2014 zu bilden. Zudem hält Janukowitsch es für nötig, Druck auf Kiew auszuüben, damit die ukrainischen Behörden die Minsker Vereinbarungen einhalten.Janukowitsch will zwar einen Brief an Putin geschrieben haben, mit ihm jedoch nicht über eine mögliche Verlegung russischer Truppen in die Ukraine gesprochen haben.
„Spiegel“-Korrespondent Neef sagte später, Janukowitsch habe komplizierte Fragen vermieden, aber trotzdem offen über sein Privatleben erzählt.
Bei den blutigen Unruhen auf dem Protestplatz Maidan waren mindestens 100 Menschen ums Leben gekommen. Die neuen ukrainischen Behörden, die nach dem Umsturz in Kiew die Macht übernommen hatten, machten Janukowitsch und die „Berkut“-Spezialkräfte des Innenministeriums für das Geschehene verantwortlich.
Janukowitsch hatte am 22. Februar 2014 die Ukraine verlassen und hält sich seitdem in Russland auf.