Dem bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer steht eine heikle Russland-Reise bevor, weil er dabei zwei widersprüchliche Rollen erfüllen werden muss.
Demnach reist Seehofer einerseits mit einer Wirtschaftsdelegation nach Moskau, die von ihm erwartet, dass er sich für bayerische Interessen stark mache, wie er es schon bei seinem Russland-Besuch Anfang 2016 getan habe. Damals hatte der CSU-Chef eine baldige Aufhebung der Sanktionen gegen Moskau gefordert und den Ukraine-Konflikt als „Schießereien“ bezeichnet. Kaum ein kritisches Wort habe Seehofer über Russland geäußert.
„Dass er so die harte Linie gegen Russland von Kanzlerin Angela Merkel konterkarierte, war ihm egal“, heißt es in dem SZ-Kommentar. „Es kam Seehofer sogar gelegen als Machtdemonstration gegenüber der Kanzlerin.“
Bei dieser Russland-Reise könnte sich Seehofer aber in einer schwierigeren Lage wiederfinden: Besonders nachdem er Merkel mit zur Kanzlerkandidatin erklärt und ihr außerpolitisches Engagement hervorgehoben habe.
Seehofer könne Merkel nicht als geschickte Außenpolitikerin loben und ihr gleichzeitig in Moskau in den Rücken fallen. Wenn der bayerische Ministerpräsident auch diesmal keine Kritik an Russland übe, würde dies nicht nur den Beziehungen zwischen der CDU und CSU schaden, sondern auch Deutschlands Position gegenüber Russland schwächen.