Internationale Beziehungen: „Übersetzerin aus der Putin-Sprache ins Westliche“ — Merkel, Trump & Putin

Donald Trump will verstehen, wie er die Beziehungen mit der EU gestalten soll. Ob Angela Merkel ihm bei seinen Kontakten mit Russland helfen könnte, steht allerdings nicht fest. In diesem Sinne kommentierten russische Auslandsexperten, die von der Onlinezeitung gazeta.ru befragt wurden, das Washingtoner Treffen von Merkel und Trump am Freitag.

„Die beiden wichtigsten Menschen der westlichen Welt treffen zusammen (…) Niemand erwartet von ihnen Flitterwochen, doch die eigentliche Tatsache ihres Treffens ist gut, denn sie sollten kommunizieren. Trump versucht zu verstehen, wie er die Beziehungen mit der EU gestalten soll“, sagte Andrej Kolesnikow, Programmleiter des Carnegie Moscow Center.

„Die Positionen von Trump und Merkel sind zweifelsohne unterschiedlich. Sie repräsentieren zwei verschiedene Trends in der Weltpolitik. Ausgerechnet deshalb ist es interessant zu verfolgen, wo die Anhaltspunkte für ihre Verständigung lägen“, so Kolesnikow.

Aus seiner Sicht ist Merkel keine „Kommunikatorin“ im Dialog zwischen den USA und Russland: „Zwar hat sie den Ruf einer Person, die es versteht, mit Putin zu reden; die quasi eine Übersetzerin ist aus der Putin-Sprache ins Westliche. Doch diesmal geht es überhaupt nicht darum.“

Die „New York Times“ hatte im Vorfeld des Treffens unter Berufung auf ihre Quellen berichtet, Trump wolle Merkel unter anderem um einen Ratschlag bitten, wie man den Verkehr mit Wladimir Putin besser gestalten soll.

Alexander Konowalow, Chef der russischen Denkfabrik „Institut für strategische Bewertungen“, kommentierte, Merkel und Trump hätten viele Probleme: „Insbesondere geht es dabei um die Zukunft der EU, die Gewährleistung der Sicherheit sowie um eine neue Rolle der Nato. Was die Beziehungen mit Russland betrifft, könnte Merkel zwar helfen, aber nicht weil sie Putin gut kennt, sondern eher dank der Tatsache, dass sie die Spitzenvertreterin der größten europäischen Wirtschaft und eine sehr erfahrene Politikerin ist.“

„Die Politik der Vereinigten Staaten sowohl gegenüber Russland als auch gegenüber der Europäischen Union kann nur effizient sein, wenn sie mit Europa selbst harmonisiert wird“, sagte Konowalow.

Es stehe außerdem nicht fest, dass Russland einen Vermittler für seine Gespräche mit den USA brauche. „Ich kann mir Situationen und Fragen vorstellen, bei denen Putin lieber keine Vermittler hätte“, so der Experte weiter.

Seiner Meinung nach sollte die Bedeutung dieser Verhandlungen zwischen Merkel und Trump nicht übertrieben werden – es wird noch viele solche Treffen geben, denn Trump kennt sich in Sachen Außenpolitik wenig aus und braucht Gespräche unter vier Augen, um die Stimmungen europäischer Politiker zu sondieren und einen eigenen Kurs auszuarbeiten.

 

Quelle: Sputnik Deutschland