Jemen: Pro-Huthi-Armee droht Saudi-Arabien mit Raketenangriffen auf Riad

Droht dem vergessenen jemenitischen Krieg die Eskalation über die Landesgrenzen hinweg? Ein Kommandeur der Pro-Huthi-Armee warnt Saudi-Arabien, dass die schiitischen Milizen technisch in der Lage seien, mit Raketen Riad anzugreifen.

Der Sprecher der jemenitischen Pro-Huthi-Armee, General Sharq Luqman, drohte damit, dass jemenitische Raketen Riad erreichen können. Über einen möglicherweise bereits erfolgreichen Angriff auf den saudiarabischen Luftwaffenstützpunkt «King Salman» nahe der saudischen Hauptstadt gibt es widersprüchliche Informationen vonseiten der verfeindeten Parteien.

Die Raketen vom Typ Borkan-2, in deren Besitz die Milizen zu sein behaupten, haben eine Reichweite von 1.400 Kilometern. Erst vor wenigen Tagen soll Saudi-Arabien eine jemenitische Rakete aus den Reihen der gegnerischen Huthis abgefangen haben, die die Öl-Firma Aramco in Jizan im Visier hatte.

Von einem solchen Schlag gegen Riad erhoffen sich die schiitischen Milizen eine Wende im Krieg zu ihren Gunsten. Saudi-Arabien beschuldigt die Iraner, im Jemen einen Stellvertreterkrieg zu führen und die Rebellengruppe der Huthis zu unterstützen. Jedoch gibt es abseits öffentlich geäußerter wechselseitiger Sympathiebekundungen zwischen Teheran und den Huthis keine bestätigte Verbindung.

Die US-amerikanische und die israelische Regierung teilen hingegen die Ansicht Saudi-Arabiens und sehen im Auftreten der Huthis eine Erscheinungsform des Terror-Exports vonseiten des Iran. Vor zwei Jahren bildete Saudi-Arabien eine Allianz, um die Huthis und die Sympathisanten des ehemaligen Präsidenten Abdullah Saleh zu bekämpfen. Die Koalition wird von den Amerikanern und auch von Großbritannien gestützt.

Im Jahr 2014 besetzten Huthi-Rebellen die jemenitische Hauptstadt Sanaa. Der Konflikt zwischen ihnen und der Regierung eskalierte. Saudi-Arabien unterstützt die jemenitische Regierung mit Angriffen aus der Luft. Auch Al-Kaida und der so genannte Islamische Staat mischen in dem Konflikt mit.

Der Jemen ist das ärmste Land der arabischen Welt. Die Weltgesundheitsorganisation warnt, dass Millionen Menschen dort der Hungertod droht. Am vergangenen Freitag griff zudem ein Apache-Helikopter eines der Flüchtlingsboote an, in denen 140 Somalier, darunter Frauen und Kinder, dem Krieg entfliehen wollten. Saudi-Arabien ist im Besitz von amerikanischen Apache-Helikoptern, wollte sich aber nicht zu dem Angriff bekennen. Die USA betanken saudi-arabische Kampfflugzeuge. Sie sind der größte Waffenlieferant Riads und bilden saudi-arabische Piloten für den Krieg aus.

Die geführte Koalition der Saudis forderte die Vereinten Nationen auf, den westlichen Hafen von Hodeidah, der zum Unglücksort des Flüchtlingsbootes wurde, zu überwachen. Die Hafenstadt steht unter der Kontrolle der Huthis und liegt nahe der Bab-al-Mandab-Straße, welche auch als das Tor der Tränen bezeichnet wird. Diese ist eine 27 Kilometer lange Meeresstraße, die eine hohe strategische Bedeutung hat. Jeden Tag werden über diesen Seeweg vier Millionen Tonnen Öl befördert.

Die derzeitigen Gewinner des Kriegs im Jemen sind die Dschihadisten. Ein schwacher Jemen ist im Interesse Riads, weshalb die Saudis auch eine diplomatische Lösung unterbinden.

Unterdessen will US-Präsident Donald Trump Hilfeleistungen an die Vereinten Nationen um die Hälfte reduzieren. Militärisch knüpft Trump im Jemen-Krieg hingegen nicht nur an seinen Vorgänger Obama an, er erwägt sogar, die Drohneneinsätze auszuweiten. Über 10.000 Menschen sind im Jemen-Krieg bereits gestorben, weitere 2,8 Millionen wurden vertrieben.

US-Verteidigungsminister James Mattis bezeichnete den Iran unterdessen erneut als größten Terrorfinanzierer. Im Jemen heißt der Feind, wie es scheint, nicht Islamischer Staat oder Al-Kaida, sondern Iran. Noch werden die Huthi-Rebellen von Teheran nicht offiziell unterstützt. Eine aggressive Politik gegen den Iran kann jedoch schnell zu einer Trendwende führen und den Iran dazu zwingen, die Huthi-Rebellen zum Schutz gegen eine arabische Koalition einzusetzen.