Treffen der Anti-IS-Koalition in Washington: Europäer wollen IS nicht vernichten

 

Darüber erfährt die Öffentlichkeit aus den etablierten „Qualitätsmedien“ nichts, und man muß sich bei nonkonformen Nischenmedien umhören, um etwas zu erfahren. Die Rede ist von einem Treffen der Anti-IS-Koalition in Washington, an dem am 22./23. März Vertreter aus den 68 Ländern teilnahmen und bei der gemeinsame Strategien gegen die Terrormiliz beschlossen werden sollten.

 

 

Eine eingehendere Berichterstattung über das Treffen, das bezeichnende Unterschiede in den Positionen der USA und der Europäer erkennen ließ, findet man dagegen auf dem unabhängigen Portal „Voltaire Netzwerk“, das von dem französischen Publizisten und Politik-Experten Thierry Meyssan betrieben wird.

 

Meyssan zufolge erinnerte US-Außenminister Tillerson im Vorfeld des Treffens an die von US-Präsident Trump ausgegebene Marschrichtung, die auf die Vernichtung des „Islamischen Staates“ (IS) ausgehe und nicht nur seine „Reduzierung“ verfolgen dürfe, wie es die Obama-Verwaltung wollte. Doch mit dieser Zielstellung sind einige Mitglieder der vorgeblichen „Anti-IS“-Koalition offenbar nicht einverstanden. Bei dem Treffen zeigten sich Meyssan zufolge vielmehr die unterschiedlichen Interessen der Europäer und Amerikaner. Vor allem Briten und Franzosen seien gegen die von den USA vorangetriebene Auslöschung des IS.

 

Obwohl es in einer Abschlußerklärung hieß, man sei entschlossen, gemeinsam den IS auszulöschen, verfolgen die beiden Länder eigene Ziele. So hätten die Regierungen in London und Paris den jüngsten Angriff auf Damaskus und Hama koordiniert, um die syrische Armee zu zwingen, die Städte zu verteidigen, und ihre Präsenz rund um die IS-Hochburg Raqqa zu schwächen. Den IS-Kämpfern solle so die Flucht in Richtung türkischer Grenze ermöglicht werden, so Meyssan.

 

Europa wolle Raqqa zwar vom IS befreien – allerdings nicht, um es an Syrien zurückgegeben. Es sei vielmehr zu erwarten, daß Großbritannien und Frankreich – frühere Kolonialmächte in der Region – ihrerseits gegen Raqqa vorgingen, um die Kräfte des IS von dort zu vertreiben und gleichzeitig zu retten. Die IS-Kämpfer könnten dann in Richtung türkischer Grenze oder sogar in die Türkei flüchten, wo sie die dort lebenden Kurden bekämpfen könnten.

 

Meyssan zufolge stieß US-Außenminister Tillerson die Europäer noch in einem weiteren Punkt vor den Kopf: Tillerson machte sich dafür stark, daß die aus Syrien vertriebenen Syrer wieder in ihre Heimat zurückkehrten, was vor allem beim portugiesischen Außenminister Santos Silva auf Unverständnis stieß. Dieser argumentierte, Europa dürfe sich seiner Verantwortung für den Schutz der „Flüchtlinge“ nicht entziehen.

 

Quelle: Zuerst