In Frankreich zeichnet sich vor dem zweiten Durchgang der Präsidentschaftswahl am 7. Mai die übliche „Quarantäne“-Strategie der vorgeblich „demokratischen“ Parteien und Institutionen gegen die FN-Kandidatin Marine Le Pen ab. Jetzt veröffentlichten sowohl die Gewerkschaft CGT als auch der Großrabbiner Haïm Korsia einen einschlägigen Aufruf, der ausdrücklich vor einer Wahl Le Pens warnt.
Die CGT appellierte an die Bürger, „die extreme Rechte zu verhindern“. Es dürfe nicht eine einzige Stimme für Le Pen geben. Der Front National sei „eine Gefahr für die Demokratie, für den sozialen Zusammenhalt und die Arbeitswelt“.
Während die Gewerkschaft auf eine Wahlempfehlung für Le Pens Konkurrenten Emmanuel Macron verzichtete, gab der Großrabbiner Korsia eine solche ab. Der Ex-Wirtschaftsminister stehe für „die Hoffnung auf Brüderlichkeit“, sagte Korsia der Nachrichtenagentur AFP. Auch der konservative Ex-Präsident Nicolas Sarkozy will nach Angaben aus seinem Umfeld in den kommenden Tagen zur Wahl Macrons aufrufen.
Die FN-Kandidatin legte unterdessen vorübergehend den Parteivorsitz nieder. Sie wolle „über den Parteiinteressen“ stehen und in der Stichwahl möglichst viele Franzosen hinter sich vereinen, sagte sie am Montagabend dem TV-Sender France 2.
Beobachter halten einen Sieg Le Pens in der Stichwahl im Mai nach wie vor für möglich. In einer aktuellen Wahl-Analyse konstatieren Politikwissenschaftler, daß die Wähler der jetzt ausgeschiedenen Kandidaten im zweiten Wahlgang nicht zwangsläufig den unabhängigen Kandidaten Macron wählen, sondern in nennenswertem Umfang auch aus patriotischen Erwägungen für Le Pen stimmen könnten.
Quelle: Zuerst