Terror-Logik

 

Mit den Waffen der Logik ist Terror oftmals besser beizukommen als mit Grundrechteabbau, Militarisierung und Krieg.

 

 

Von Andreas Hauß

In unserer hochkomplexen Zeit scheint es an Wegen zu mangeln, Terrortaten aufzuklären. Die Darstellung eines „islamistischen“ Terrors trügt oftmals, merkte auch der gutwilligste BKA-Gläubige, als im Fall Amri wieder einmal die „Täterdokumente“ am Tatort gefunden wurden. Doch wie weiter?
Man solle die Menschen an dem Bahngleis abholen, an dem sie stehen. Wohl wahr. Aber, um im Bild zu bleiben:

Was, wenn die Leute in dieser verharrypotterten Gesellschaft am Gleis neundreiviertel stehen?
Was, wenn sie erst eine Bahnsteigkarte lösen, bevor sie zur Revolution fahren?
Was, wenn sie gar nicht am Bahnhof erscheinen, weil sie nirgendwo hinwollen?
Was, wenn man keinen bequemen Zug anzubieten hat, sondern nur eine Draisine, bei der es nur mit der versammelten Kraft aller vorangeht?
Im ersten Semester lernt ein angehender Journalist im ersten Seminar in der ersten Stunde, das er – was auch immer er schreiben will – die W-Fragen beantworten sollte: Was passierte wann wo wie von wem, und am besten auch: warum?

Und Parteizeitungen der fortschrittlichen Kräfte weltweit heißen nicht nur Unita, Vorwärts, L’Humanité, sondern auch „Prawda“ — “Wahrheit“.

Das hat etwas mit der Aufklärung zu tun. Wissen um die Wahrheit ist Vorbedingung für Demokratie, und sie zu finden und dann weiter zu verbreiten ist nichts Anstößiges. Man wird nicht zum belehrenden Langweiler durch beharrliches Nachfragen, und es ist nicht peinlich für einen Politiker, mal zu sagen „ich weiß es nicht – meine Entscheidungen hängen aber von der Sachlage ab“.

Scharf formuliert: die Menschen sind das schnelle, inhaltsleere, der „angesagten“ Richtung folgende Geplapper leid. Die Menschen können durchaus Widersprüche aushalten. Glattgebügeltes Gerede aber immer seltener. Begriffe wie „Lügenpresse“ stammen aus der Linken und dürfen nicht den Dumpfbacken überlassen werden, Begriffe wie „Verschwörungstheorie“ sind Herrschafts-Sprache und dienen dem Niederbügeln kritischer Fragen.

Das plumpe Denken

„Die Hauptsache ist, plump denken lernen. Plumpes Denken, das ist das Denken der Großen. Es besteht darin, einen höchst komplizierten Sachverhalt auf den Punkt zu bringen. Einen Sachverhalt, den noch keiner so recht durchschaut, geschweige denn formuliert hat, so zu artikulieren, dass die Adressaten sich gleichwohl darin wiedererkennen. Das heißt: das neue Denken muss an das alte anschlussfähig sein“, schreibt Walter Benjamin.

Als Bert Brecht die Forderung nach einfacher Denkweise erhob, beschäftigte ihn zugleich der Reichtagsbrand.

Kinder erkennen Märchen sofort anhand von Signalwörtern wie etwa: „böser Wolf“, Hexe, „Frau Holle“ oder „Tischlein-deck-dich“. Diese Signalformeln helfen dem Kind dabei, eine Unterscheidung zu Tatberichten aus dem realen Leben zu treffen. Verkopften Erwachsenen ist manchmal diese Fähigkeit abhandengekommen – aber viele in der Bevölkerung haben „das noch drauf“.

Als zum X-ten Mal „Dokumente des Täters gefunden“ wurden in Berlin, war für sie die Sache klar. Nicht aber für unsere Journaille, die sich sofort durch Details und Aufmerksamkeiterreger jegliche Distanz zu den „Ermittlern“ zuschütten ließen.

Logik und Plausibilitäts-Prüfung ersparen Detailhuberei. Und wenn man noch so sehr mit „Informationen“ zugedröhnt wird, die allerdings eben nicht „in-Form-setzen“, weisen die Regeln der Logik Auswege aus dem Chaos der Menge.

Bei der Plausibilität, das betont Wikipedia zu Recht, ist der Kontext entscheidend. Wer davon ausgeht, dass der gute Westen vom bösen Islam bedroht wird, und mehr müsse man nicht wissen, der hält auch die absurdesten Szenarien für plausibel. Mehr zum Thema Kontext (heutzutage neudeutsch „framing“ genannt) findet man in diesem entzückenden Vortrag der politisch naiven Frau Wehling:

 

 

Ich hier werde jetzt eben nicht in die Tiefe der angesprochenen Terror-Vorfälle gehen, ich werde Sie nicht mit unzähligen Bild- und Videoanalysen, „Ungereimtheiten“ hier oder da belästigen, sondern anhand simpler Wikipedia-Zusammenfassungen meist nur der „Anfangssequenzen“ des jeweiligen Narrativs den Irrsinn der betreffenden Terror-Geschichten beleuchten. Dies im vollen Bewusstsein, dass Wikipedia bei politischen Artikeln die lexigraphische Widerspruchsfreiheit im Dienste der herrschenden in Reinkultur darstellt. Die jeweiligen Wenns und Abers, die Detailanalysen, sind u.a. im Forum von Geomatiko zu finden.

Bedenken Sie bitte Ihr eigenes Vorwissen, auch über Ihre Lebenserfahrung im Umgang mit Lügnern. Die sind immer im Vorteil -anfangs – weil es dauert, bis man vom ersten Zweifel über die Nachforschungen bis zur hieb- und stichfesten Widerlegung kommt. Diesen Zeitvorteil nutzen Lügner. Da hilft nur Distanz, Klarheit, Sanktionierung der ersten großen Lüge. Das ist plump, wirkt ein wenig stur, aber Kindern z.B. hilft es, bei einem Märchen das Grausame zu verdauen, Freude am Erkennen des Narrativs zu entwickeln und sich schöne Passagen mehrfach vorlesen zu lassen. Die Basis ist die Erkenntnis: es ist doch nur ein Märchen…

Stade de France: 13. November 2015

Kurz gesagt: Da kamen drei Attentäter also definitiv zu spät zu ihrem gloriosen Ableben, das im Stadion geplant war. Ein Land im Ausnahmezustand seit Charlie Hebdo, davon die Hauptstadt, darin das Stadion im Zentrum, dort der Staatspräsident plus Staatsgast: eine tolle Kulisse für Selbstmord-Attentate. Aber stattdessen: ein mickriger „Wums“, den man zwar hören konnte, aber den niemand sah – so, dass es sich auch um einen — zugegeben: großen — Böller gehandelt haben konnte, der niemanden zu Schaden kommen lässt, nicht einmal Autos auf den Parkplätzen.

Spätestens jetzt hätte doch damit zu rechnen sein müssen, dass alle verfügbaren Polizeieinheiten herbeiflitzen. Jedoch nichts dergleichen: Attentäter Nummer 2 zündet angeblich seine Selbstmordbombe, einsam und verlassen, wieder ohne auch nur den geringsten Schaden, der dann ja auch ein Beweis gewesen wäre. Aber wenn man schon mal da ist… Noch immer keine Polizeisirene, kein Polizeihubschrauber mit Suchscheinwerfern, nichts.

Wo sind eigentlich die Foto- und Filmaufnahmen von den Stellen, an denen die Explosionen stattgefunden haben?

Aus Langeweile oder Übermut sagt sich nun Attentäter Nummer 3: wenn schon die beiden ersten nichts bewirkten, dann will auch ich wenigstens keinen Schaden anrichten oder Beweise hinterlassen. Und so geschieht es. Wums.

Welch vermaledeite Planung! Erst zu spät kommen und dann sinnlos sich selbst „wumsen“, wo simple Böller denselben Effekt gehabt hätten.

Jede Logik besagt: und es waren nur Böller. Beweise blieb die französische Polizei für diese Irrsinnsgeschichte schuldig. Fotos, Videos, Körperfetzen, Zeugen, all das wurde ihr angesichts der folgenden Ereignisse von Medien und Politik auch nicht abverlangt.

Kinder würden sagen: also ein Märchen… .

Charlie Hebdo: 7. Januar 2015

Zusammengefasst: Die Attentäter vertun sich zunächst in der Adresse, erhalten aber, maskiert und schwer bewaffnet wie sie waren, dann die korrekte Auskunft. Pariser Häuser sind normalerweise durch ein Türöffnersystem gesichert, dass die frühere Conciergerie ersetzt und zum Beispiel den Zugang für Clochards, Bettler, Bösewichte, Flugblattverteiler, also das Großstadt-Gelichter, versperren soll. Aber sie kamen rein – und was erfolgte? Alarm? Davon ist nichts bekannt.

Die faszinierende Planung setzt sich fort: die Täter erreichen unbehelligt die richtige Adresse. Ihre Planung muss wiederum eine offene Tür vorgesehen haben – denn sie kommen rein. Zufällig war kurz zuvor das stationierte Polizeiauto vor der Tür als Sicherung abgezogen worden, aber noch saß ein Wachmann in der Redaktion, und die Redaktionsräume waren verschlossen. Die geniale Planung muss nun vorgesehen haben, dass ein Wunder oder ein Zufall auch diese Tür öffnet, unbemerkt, so dass der Polizist nicht einmal seine Waffe ziehen konnte. Das Wunder geschieht, die Dinge nehmen ihren Lauf.

Aber sicher doch – so mag ein Einwand lauten – es gibt Zufälle. Die gibt es. Aber wer bindet Zufälle in seine Planung ein? Welcher Brandstifter hofft, dass bei vier Feuern, die er legt, an vier verschiedenen Orten, die vier verschiedenen Feuerwachen vier Mal nicht ausrücken, weil kein Personal da war, man an falschen Alarm dachte, das Auto nicht betankt oder der Fahrer sich verirrt hatte? Bei 9/11 soll eben das geschehen sein: eine Planung auf der Basis, dass vier Mal die Luftabwehr versagt…

Bei Charlie Hebdo öffnen sich zufällig drei Mal sonst verschlossene Türen, und dieses Wunder muss geplant gewesen sein. Andernfalls, bei Türsprengungen, Geballer, Geiselnahmen und Geschrei, wären ja der Wachmann alarmiert worden, die Redaktionsmitglieder auf das Dach geflüchtet, die allgegenwärtige Polizei im Herzen der Hauptstadt Paris alarmiert worden.

Kinder würden sagen: also ein Märchen…

Würzburg: 18. Juli 2016

Zusammengefasst: In Würzburg hatte also ein Afghane einen Hass auf die Deutschen entwickelt, schnappt sich eine Axt und geht abends in einen Zug damit (statt beispielsweise in eine belebte Fußgängerzone), um dort Chinesen zu attackieren (Inbegriff deutschen Aussehens und deutscher Art und Leitkultur).

Planung und Ausführung auch dieser Tat scheinen mir schon jetzt nicht einmal für den miesesten Hollywood-Streifen als Drehbuch-Plot zu reichen. Dann hält er den Zug an – und trifft dort auf ein zufällig vorhandenes SEK der Polizei. Die ihn angesichts seiner weiterhin ungestümen Aggressivität per Axt zwar mal wieder sauber mehrfach erschießt – aber bis in den Mittag des Folgetags die Axt nicht finden kann.

(Die Axt wurde bei Wikipedia durch ein Beil ersetzt, die beim Angriff auf die Polizisten wieder zur Axt mutiert, und die Geschichte der Suche danach wird verschämt verschwiegen, so wie die Nationalität der Opfer nicht als Widerspruch zur offiziellen Motivation diskutiert wird.)

Kinder würden sagen: also ein Märchen…

Deutsche Politiker und Journalisten aber sehen da keinen Anlass zum Nachhaken. Sind ja auch nur verletzte Chinesen und ein toter Afghane – ist das der Grund?

Die AMAQ meldet angeblich die IS-Verantwortung für verschiedene Terroranschläge. Aber so wie Sie nicht so schnell eine Axt in Ihrer Nähe finden werden, einen rechten Sinn in Planung und Durchführung der Terrortaten, so suchen Sie auch vergeblich im Internet nach dieser „Nachrichtenagentur“.

Irgendwie schaffen es einzig die kalifornische SITE oder die deutsche „Superjournalistin“ Sabine Rossi, irgendein Auftreten von AMAQ zu orten. Wenn Sie persönlich eine Website erstellen möchten, benötigen Sie Zeit und Identifikation und manches mehr, um eine eindeutige Adresse mit einem .eu oder .de oder .com anzumelden.

Die AMAQ aber wechselt angeblich teils im Stundentakt ihre Adresse. Wie um alles in der Welt schafft es da nur ein google-crawler, deren Webinhalte zu finden und zu verlinken? Wie verbreitet AMAQ die „Nachrichten“, wenn sie nicht gefunden werden kann? Außer wie gesagt durch unsere Qualitätsmedien und deren Journalisten, Rossi z.B.

Kinder würden sagen: also ein Märchen…

Polizeiterror in München: 22. Juli 2016

«So gingen nach der Tat bei der Münchner Polizei mehr als 4300 Notrufe ein. Fast 2400 Anrufer fragten nach vermissten Personen. Und rund 72 000 Menschen suchten über soziale Medien direkten Kontakt. 71 Meldungen aus dem gesamten Stadtgebiet berichteten von Schießereien. Allesamt „Fehlwahrnehmungen oder Falschmeldungen“, so Hampel – die aber dennoch von Beamten überprüft werden mussten», schreibt die Augsburger Allgemeine.

Fotos belegen die Schilderungen der Münchener, die teils zu Hunderten oder Tausenden in Kinos, Kaufhäusern etc. eingesperrt wurden – angeblich zu ihrem eigenen Schutz, aber von Männern, die in ihrem schwarzen Outfit nicht zu erkennen waren als Polizisten. Hände über dem Kopf wurden sie in langen Reihen abgeführt.

Kinder würden fragen, ob sich denn ein Terrorist von der Erschießung von Passanten mit hochgehaltenen Händen abbringen lassen würde. Oder ob der Schutz darin besteht, dass sie mit dem „Männchenmachen“ nicht von schießwütigen Polizisten abgeballert werden. Eine „falsche Bewegung“ wie ein Griff zur rutschenden Hose würde dann also als „Griff zur Waffe“ fehlinterpretiert und wäre als „putative Notwehr“ von unserer Justiz gutgeheißen.

Eine andere Erklärung als die, den „Terror offensichtlich machen“ fällt mir nicht ein. Ja- das alles soll mit der Erzählung von einem Amokläufer in einem Einkaufszentrum zusammen hängen. Den Tausende Polizisten allerdings nicht zu fassen kriegten, so dass er sich dann angeblich auch noch selbst erschießen musste.

(Am Rande sei angemerkt: Meine Strafanzeige wurde abgewiesen.)

Dafür darf „seit München“ die Bundeswehr bei Terrorlagen mitmischen. Wenn also z.B. die Bevölkerung einer deutschen Großstadt Männchen machen soll – das will eingeübt werden.

Kinder würden sagen: also ein Märchen…

 

Quelle: Rubikon

 

 

 

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