Russischer Öl-Vorstoß in Arktis: Erfolge und Hürden

 

Um das soeben entdeckte Ölvorkommen in der arktischen Laptewsee zu erschließen, braucht Russland eine entsprechende Infrastruktur, darunter Eisbrecher. Die Frage ist auch, welche Investoren aus dem Ausland mitmachen könnten. Dies hängt davon ab, ob neue westliche Sanktionen kommen. Die Onlinezeitung vz.ru analysiert die Lage.

 

 

Der russische Analyst Dmitri Absalow sagte der Onlinezeitung, die Ölförderung in Westsibirien gehe derzeit zurück. Vor diesem Hintergrund nehme die Bedeutung der Vorräte in Ostsibirien und in der Arktis zu.

„Die Arktis wird zu einer grundsätzlich wichtigen Region“, so Absalow. Dank der Klimaerwärmung werde die Ölförderung dort einfacher, es entstehe weniger Packeis. Dies ermögliche niedrigere Kosten bei Bohrungen sowie neue Transportwege, hieß es.

Der russische Staatskonzern Rosneft hatte am Sonntag eine erfolgreiche Suchbohrung am Kontinentalschelf der Laptewsee gemeldet. „Bereits die Anfangsforschungen lassen darauf schließen, dass ein neues Ölvorkommen entdeckt wurde, dessen Ressourcen-Potenzial je nach der Fortsetzung der Bohrarbeiten zunimmt“, teilte der Konzern mit.

Absalow wagte allerdings keine Prognose in Bezug darauf, wie lange es in Anspruch nehmen wird, mit der unmittelbaren Ausbeutung des entdeckten Vorkommens zu beginnen: „Die Probleme hängen hauptsächlich mit der Einrichtung einer Infrastruktur zusammen.“ Außerdem sei eine Eisbrecher-Flotte nötig. Diese werde in Russland derzeit wiederaufgebaut.

Absalow sagte weiter, die Einrichtung einer Infrastruktur und die Ölförderung am arktischen Kontinentalschelf seien ein sehr forschungsintensiver Vorgang, der eine ernsthafte Herausforderung für Rosneft bedeute. Dem Konzern stünden vorerst nicht alle erforderlichen Technologien zur Verfügung. Wegen der westlichen Sanktionen sei es dabei unmöglich, die entsprechenden Ausrüstungen im Ausland zu kaufen. Es komme also darauf an, ob der Konzern fähig sei, diese Technologien selbständig zu erschließen bzw. andere Lieferanten zu finden.

Außerdem ist kein Konzern laut Absalow in der Lage, solch ein Mammutprojekt im Alleingang zu finanzieren, deshalb wären ausländische Investitionen gefragt, die wiederum durch neue drohende Sanktionen des Westens verhindert werden könnten: „Man wird dann entweder die Chinesen oder die Inder heranziehen müssen – oder sonst jemanden, der damit zu tun hat.“ Nach Ansicht des Experten könnten auch Investoren aus Katar mitmachen, die ohnehin mit Rosneft zusammenarbeiten.

Die Erschließung der neuen Lagerstätte hänge auch vom Ölpreis ab, aber auch von der Frage, auf welche Märkte das dort geförderte Erdöl kommen soll. Eine Rolle spiele dabei dessen Qualität – ebenso wie die Logistik mit ihren Kosten. Ob das Vorkommen sich rentiere, werde also erst später klar sein, so der Experte.

Präsident Wladimir Putin hatte beim jüngsten „Heißen Draht“ die Arktis als äußerst wichtige Region bezeichnet, die die Zukunft Russlands mit sichern soll. Auch Länder aus anderen Regionen bekunden laut Putin aktiv ihr Interesse für die Arktis: „Das ist gut, wir sollten aber unsere Priorität markieren.“

 

Quelle: Sputnik