Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Thomas Bach, hat die Frist für die endgültige Entscheidung über die Zulassung der russischen Mannschaft zu den Olympischen Winterspielen 2018 im südkoreanischen Pyeongchang benannt, schreibt die Zeitung „Kommersant“ am Freitag.
Die „New York Times“ veröffentlichte vor kurzem einen großen Artikel zum bevorstehenden USA-Besuch von IOC-Chef Bach. Im Mittelpunkt stand zwar sein geplantes Treffen mit US-Präsident Donald Trump, aber ein großer Teil des Artikels war auch den aktuellen Doping-Ermittlungen gegen Russland gewidmet.
Bach zufolge wird die Entscheidung über die Teilnahme der russischen Athleten an den Spielen in Korea spätestens im Oktober getroffen.
Der Doping-Skandal in Russland brach 2016 aus, als ein entsprechender Bericht von WADA-Präsident Richard McLaren veröffentlicht wurde, dem zufolge es in Russland ein umfassendes Doping-System gab, von dem auch höchste Staatsbeamte gewusst hätten. McLaren berief sich dabei in Teilen auf den früheren Direktor des Moskauer Anti-Doping-Labors, Grigori Rodtschenkow, der in die USA geflohen war und in einem großen Interview – ebenfalls für die „New York Times“ – sehr offen von vielen Manipulationen bei den Dopingtests russischer Sportler während der Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi gesprochen hatte.
Der erste Teil des McLaren-Berichts, der im Juli erschien, hätte das russische Olympia-Team beinahe die Teilnahme an den Spielen in Rio de Janeiro gekostet. Der zweite Teil, der bereits nach den Spielen veröffentlicht wurde, könnte für die Russen traurige Folgen im Vorfeld der Spiele in Pyeongchang haben. Für die Überprüfung der Informationen aus dem McLaren-Bericht wurden im IOC gleich zwei Sonderkommissionen gebildet, deren Arbeit streng vertraulich verläuft.
Der Beitrag in der „New York Times“ scheint ziemlich überraschend. Dabei geht es nicht nur darum, dass Bach gegenüber der Zeitung die genaue „Deadline“ für die Entscheidung über Russlands Teilnahme an den bevorstehenden Winterspielen nannte, sondern vielmehr darum, dass er sich dabei ungewohnt kritisch äußerte. Unter anderem sagte der IOC-Präsident, er habe den Eindruck, in Russland würden einige Personen meinen, dass, wenn sie sich mit der Zukunft beschäftigen, die Vergangenheit in Vergessenheit geraten würde. Man dürfe aber nicht vergessen, was in Sotschi passiert sei, so Bach.
Die dafür Verantwortlichen sollten nach seinen Worten bestraft werden. Zugleich versicherte er, dass das IOC an einem schnellen Abschluss der Ermittlungen interessiert sei, damit konkrete Sanktionen verhängt werden können. Bach begrüßte, dass Präsident Wladimir Putin höchstpersönlich eingeräumt habe, dass es in Russland Probleme mit dem Doping gebe, andererseits aber bedauerte der IOC-Chef, dass einige russische Beamte und Parlamentarier diese Probleme ignorieren.
Vertreter von russischen Sportbehörden kommentierten Bachs Interview für die „New York Times“ nur ungern. Eine Quelle in den Anti-Doping-Strukturen sagte allerdings, man sollte dieses Interview „nicht unbedingt als Demonstration der Unvermeidlichkeit von Sanktionen betrachten“, denn Bach habe „nichts Neues gesagt“. Bereits zuvor habe er sich dahingehend geäußert, dass Russland sich zuerst mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen und die Ursachen der Krise herausfinden müsse, bevor es sich mit seiner Zukunft befassen kann. Zu dem allgemeinen Ton des Bach-Interviews sagte der Insider, man sollte bedenken, dass dies ein Interview für eine US-amerikanische Zeitung ist.
Eine andere Quelle aus dem russischen Sport vermutete, dass der Ton der Aussagen von Thomas Bach und „die Verzögerung der Ermittlungen“ davon zeugen könnten, „dass das IOC wenigstens Gründe für die Erwägung von Sanktionen hat“.
Quelle: Sputnik