Südkorea kämpft um russisches Gas

Südkorea ist stark an der Aufstockung seines Flüssiggasimports aus Russland interessiert, schreibt die Zeitung „Iswestija“ am Mittwoch.

Im vorigen Jahr hatte Seoul nur 1,9 Millionen Tonnen Flüssiggas (LNG) in Russland gekauft. Aber schon in diesem Jahr könnte diese Menge 2,5 Millionen Tonnen und bis 2020 sieben Millionen Tonnen LNG erreichen, teilte ein hochrangiger Vertreter des südkoreanischen Handels-, Industrie- und Energieministeriums mit.

„In den letzten 20 Jahren hatten unsere Wissenschaftler nach neuen Gasressourcen am Schelf unseres Landes gesucht, aber erfolglos“, betonte er. „Zum Glück allerdings sind die Öl- und Gaspreise aktuell ziemlich gering, so dass wir die Möglichkeit haben, die Suche zu beenden und langfristige Lieferverträge abzuschließen – bislang hatten wir russisches Gas hauptsächlich auf dem Spotmarkt gekauft.“

Die Verhandlungen hatten in diesem Frühjahr begonnen, aber konkrete Bedingungen des neuen Vertrags konnten noch nicht vereinbart werden. Dem Insider zufolge rechnet Seoul mit einem Rabatt, den er aber nicht nennen wollte. Falls sich die Seiten einigen, könnte Südkorea bis 2030 seinen LNG-Import aus Russland auf zehn Millionen Tonnen pro Jahr aufstocken.

Laut Sberbank CIB verkauft der Energiekonzern Gazprom etwa 90 Prozent des russischen Flüssiggases nach Verträgen, während nur zehn Prozent auf dem Spotmarkt (zu niedrigeren Preisen) abgesetzt werden.

Der Absturz von Öl-Futures und die gleichzeitige Schwächung des russischen Rubels ermöglichten Gazprom beträchtliche Rabatte, so dass die Vertragspreise mit den Spotpreisen vergleichbar wurden, sagte Chris Lafakis von Moody’s Analytics. Der Ausbau des LNG-Exports um fünf Millionen Tonnen würde Gazprom zusätzliche 800 Millionen Dollar bringen.

Laut dem japanischen Institut für Energiewirtschaft (IEEJ) kauft Südkorea einen großen Teil des Flüssiggases (34 Prozent) in Katar, aber wenn es näher gelegene Gaslieferanten finden würde, könnte dieser Anteil bis 2020 auf 20 Prozent und bis 2030 auf nur zwei oder drei Prozent schrumpfen. Gazproms Anteil an den Gaslieferungen nach Korea liegt aktuell bei sieben Prozent, aber eine Aufstockung der Kapazitäten würde das russische Gas attraktiver machen, so dass diese Zahl bis 2030 auf 44 Prozent (17 Millionen Tonnen) erreichen könnte.

Allerdings muss Korea offenbar mit Japan, das bereits seit 2009 Gazproms größter LNG-Abnehmer ist, um das russische Flüssiggas kämpfen – im vorigen Jahr kaufte Tokio 7,3 Millionen Tonnen –, andererseits aber prognostizieren IEEJ-Experten, dass die Japaner zwecks Diversifizierung ihrer LNG-Quellen mehr Brennstoff in den USA und weniger in Russland kaufen könnten.

 

 

Quelle: Sputnik