Der Medienrummel um angebliche russische Hackerangriffe auf Amerika wird durch immer neue Nachrichten geschürt – und bewirkt einem Zeitungsbericht zufolge satte Gewinne für manche Hacker-Bekämpfer.
Der US-Kongressabgeordnete Don Beyer hat eine Korrektur am Militäretat-Entwurf für 2018 vorgeschlagen, die es verbieten soll, gemeinsame Projekte mit Russland in Sachen Cyber-Sicherheit zu finanzieren. Die russische Onlinezeitung pronedra.ru zitiert Beyer am Dienstag mit den Worten, Donald Trumps Idee zur Gründung einer zuständigen Gruppe mit Russland sei „schrecklich“ und werde die Sicherheit der USA im Cyberraum nur gefährden.
Nachrichten wie diese schüren die Diskussion um die Hacker-Vorwürfe gegen Russland immer wieder. Der Medienrummel um Cyber-Angriffe auf Amerika hat verschiedene Auswirkungen. Unter anderem ließ er nach Angaben der russischen Zeitung „RBK“ die „Einnahmen jener Unternehmen mehrfach steigen, die sich mit der Jagd nach Hackern beschäftigen“.
In diesem Zusammenhang betrachtete die Zeitung die Tätigkeit des von George Kurtz und Dmitri Alperovitch gegründeten Unternehmens CrowdStrike: „Dessen Sternstunde schlug im Dezember 2016, als CrowdStrike seinen Untersuchungsbericht zu den Hacker-Angriffen auf Computer der Demokratischen Partei der USA veröffentlichte. Das Unternehmen behauptete, Beweise für die Verwicklung des russischen Militär-Auslandsgeheimdienstes in die Angriffe gefunden zu haben. Im Ergebnis bekam CrowdStrike neben ungezählten Interviews in führenden Medien weltweit auch einen durchaus greifbaren Profit: Wie seine Sprecher gegenüber ‚TechCrunch‘ mitteilten, erhöhten sich die Einnahmen aus dem Verkauf des zentralen Produkts – einer per Abo angebotenen Komplettlösung in Sachen Cyber-Sicherheit – um nahezu 500 Prozent.“
Das Blatt schrieb, gerade der Kampf gegen die „russische Bedrohung“ habe dem Unternehmen am meisten Bekanntheit verschafft: „Im Jahr 2014 hatte CrowdStrike über Aktivitäten der Hacker-Gruppe Energetic Bear berichtet, die innerhalb mehrerer Jahre Cyber-Attacken auf mehr als 2.000 Firmen weltweit verübte, indem sie sich hauptsächlich auf den Energie-Sektor und auf Industriebetriebe spezialisierte. Fachleute von CrowdStrike gelangten zu dem Schluss, dass russische Militärs hinter Energetic Bear steckten.“
Die Zeitung zitierte aus einem Bericht des russischen Softwareunternehmens Kaspersky Lab: „Der Tag Bear (Bär) spiegelt die Tatsache wider, dass die Gruppe nach Ansicht von CrowdStrike eine russische Herkunft hat. Diese These konnten wir nicht bestätigen.“
„RBK“ schrieb weiter: „Die in Vermont ansässige Firma Burlington Electric, die in Medien als eines der Hauptopfer der Attacke bezeichnet wurde, teilte mit, der einem Mitarbeiter gehörende Laptop, in dem verdächtige Softwares entdeckt wurden, sei an keine Ausrüstungen angeschlossen gewesen, mit denen Energienetze gesteuert werden. Die ‚Washington Post‘ veröffentlichte eine Berichtigung ihres Artikels, in dem es hieß, dass ‚russische Hacker‘ die Kontrolle über das Energiesystem von Vermont erlangt hätten.“
„Im Dezember 2016 veröffentlichte CrowdStrike einen Bericht, der noch mehr Resonanz fand. Demnach sollen Ressourcen des Democratic National Committee während des Wahlkampfes von der Hacker-Gruppe Fancy Bear geknackt worden sein, die angeblich vom russischen Militär-Auslandsgeheimdienst kontrolliert wird. Als Beweis wurde darauf hingewiesen, dass der Server der Demokraten mit demselben Virus geknackt worden sei wie jene Android-App, die die ukrainischen Militärs nutzen, um ihre Berechnungen bei Artillerie-Einsätzen zu vereinfachen“, so die russische Zeitung.
Wie sie feststellt, wurde jener CrowdStrike-Bericht mehrmals kritisiert: „Der Entwickler der erwähnten App für die ukrainischen Militärs stritt beispielsweise den Fakt eines gelungenen Hackerangriffs ab. Verdächtig wirkte auch, dass das Democratic National Committee, das CrowdStrike mit der Untersuchung beauftragt hatte, den FBI-Mitarbeitern den Zugriff auf seine Server verweigerte, als sie den CrowdStrike-Bericht überprüfen wollten.“
„Letztendlich wurden keine erdrückenden Beweise für eine ‚russische Spur‘ geliefert. Dafür kann etwas anderes mit Sicherheit behauptet werden: Dank des Kampfes gegen die unauffindbaren ‚russischen Hacker‘ trugen Kurtz und Alperovitch zur rasanten Herausbildung eines neuen Dienstleistungsmarktes bei, der sich auf alle Aspekte des Schutzes im Cyberraum spezialisiert“, postuliert die russische Zeitung.
Quelle: Sputnik