Ohne Russland verliert Siemens Milliarden

 

Öl- und Gasförderung, Bahnverkehr, Medizintechnik – Russland ist für Siemens ein Milliardengeschäft. Dass der deutsche Konzern diese Zusammenarbeit aufgibt, ist absolut unwahrscheinlich. Dies sagte Stanislaw Mitrachowitsch, Chef-Analyst bei der Stiftung Nationale Energiesicherheit, dem Portal „rueconomics“.

Das Russlandgeschäft von Siemens „hat eine lange Geschichte, ist sehr erfolgreich und für den deutschen Konzern sehr lukrativ“, sagte der Branchenanalyst laut dem Portal.

„Sollte Siemens die Kooperation beenden, würde der Technologiekonzern einfach Marktanteile in Russland an andere Firmen vergeben, die davon gerne profitieren.“

Es gebe genug Unternehmen auf der Welt, die Siemens in allen Segmenten des russischen Markts ablösen könnten, sagt Mitrachowitsch. Dabei stünden ihnen nicht mal Sanktionen im Weg: „Das sind chinesische Firmen, die im selben Segment aktiv sind und den deutschen Technologiekonzern bald in Preis und Qualität eingeholt haben werden.“

Siemens sei auch klar: „Die Russische Föderation hat noch zu Sowjetzeiten gelernt, Sanktionen zu umgehen und Ausrüstung aus dem Ausland zu importieren“, so der Analyst. Was jetzt passiere, falle deshalb gar nicht aus dem Rahmen des Üblichen.

Würde Siemens den russischen Markt aufgeben, wären seine Verluste enorm. „Allein an den besagten Gasturbinen hat das Unternehmen rund eine Milliarde Dollar verdient“, sagte Mitrachowitsch laut dem Portal.
Erinnert sei auch an den russischen Hochgeschwindigkeitszug Sapsan: Ein Gemeinschaftsprojekt mit Siemens. „Und dann stehen ja noch weitere Bahnprojekte an, die Schnellstrecke zwischen Moskau und Kasan etwa. Kurzum: Für Siemens ist Russland ein großer und vielversprechender Markt, weil Russland zu bauen und zu investieren bereit ist.“

Ob die USA Siemens dazu drängen werden, Russland zu verlassen? „Unwahrscheinlich“, sagt der Experte. „Das würde das Verhältnis zwischen den USA und Europa über Gebühr belasten.“ Vielmehr würde der US-Senat diese Gelegenheit dazu nutzen, den Kongress zur Verschärfung der Anti-Russland-Sanktionen zu bewegen. Natürlich werde auch der Exportweltmeister Deutschland von allzu scharfen Reaktionen absehen, ist der Experte überzeugt.

„Jetzt gibt der Konzern einfach nur lautstarke Erklärungen ab, um die Folgen des Skandals abzumildern und sich aus der Schusslinie zu bringen. Dass Siemens tatsächlich Aktiva aus Russland abzieht, ist absolut unwahrscheinlich“, konstatiert der Experte.

Deutsche Medien haben heute berichtet, Siemenschef Joe Kaeser prüfe die Möglichkeit eines Ausstiegs aus Siemens Gas Turbines Technologies, einem Gemeinschaftsunternehmen mit dem russischen Konzern Power Machines, und dem russischen Technologieausrüster Interautomatika. Eine Taskforce sei eingesetzt.

Diese Berichte seien nur eine Interpretation des Artikelverfassers, sagte ein Konzernsprecher russischen Medien. Das Unternehmen werde lediglich die Folgen des „Turbinen-Skandals“ prüfen.
Ein Vertrag von 2015 verbiete dem in Petersburg ansässigen Gemeinschaftsunternehmen Siemens Gas Turbines Technologies die Ausfuhr von Ausrüstung auf die Halbinsel Krim, schrieben deutsche Zeitungen weiter.

Dass Siemens Gasturbinen auf die Krim geliefert habe, meldeten westliche Zeitungen Anfang Juli. Der Konzern erklärte, die Maschinen seien entgegen seinem Willen auf die Halbinsel geliefert worden, und verklagte den Lieferanten Technopromexport.

Auf russischer Seite hieß es: Alle Ausrüstung, die auf der Krim verbaut werde, stamme aus russischer Fertigung, enthalte jedoch ausländische Komponenten.

 

Quelle: Sputnik