Macron und Trump gestehen ihre Niederlage gegen Putin

 

Donald Trump ist nicht zu beneiden. Zuhause verfolgt ihn ein Skandal um den angeblichen „Einfluss Putins auf die US-Wahl“. Und in Paris, wo er seine politische Stärke und die Fähigkeit vor Augen führen wollte, über den neugewählten, aber schwachen französischen Präsidenten zu dominieren, war Trump zutiefst enttäuscht.

Emmanuel Macron gab überraschend bekannt, dass Frankreich seine Position zur Syrien-Krise geändert hat, und unterhöhlte im Grunde genommen den westlichen Konsens zu diesem Problem. Westliche Medien und Analysten werden das ohne Zweifel als noch einen Sieg Putins auslegen.

Das Treffen in Paris war für die beiden führenden Repräsentanten von überaus großer Bedeutung. Macrons Wahlsieg wurde von westlichen Medien, die bei der US-Wahl massenhaft Trumps Rivalin Hillary Clinton und andere Globalisten unterstützt hatten, als ein Beweis dafür gewertet, dass ein Gegengift gegen den Populismus gefunden wurde: Jedes Land sollte nun einen „eigenen Macron“ wählen.

Das Problem besteht darin, dass der „goldene Knabe“ der französischen Politik nicht den Eindruck eines Leaders vermittelt, der in der Lage wäre, sich mit solchen Titanen der globalen Politik wie Wladimir Putin oder Xi Jinping zu messen. Westliche Medien, die sich mit Macron sympathisieren, berichteten buchstäblich über jede Minute des Frankreich-Besuchs von Putin und lobten Macron einfach dafür, dass er nicht ohnmächtig wurde, nicht weinte, nicht ausrastete und sogar versuchte, dem russischen Gast irgendwelche Forderungen in Bezug auf Syrien zu stellen. Allein schon die Tatsache, dass Macron einige Stunden direkten Dialogs mit dem russischen Präsidenten ausharrte, wurde in Medien beinahe als eine Heldentat hingestellt.

Am 14. Juli musste Macron einen zweiten wichtigen außenpolitischen Test durchlaufen – Trumps Besuch in Paris. Zu Beginn lief alles reibungslos für den französischen Staatschef. Trump verhielt sich äußerst diplomatisch und versuchte sogar, höflich zu sein, was für ihn eigentlich untypisch ist. Sein Versuch, der Ehefrau von Herrn Macron ein Kompliment zu machen, wurde vom dünnhäutigen französischen Publikum als eine verschleierte Beleidigung ausgewertet. Kann sein, dass Trump die „gute Form“ von Brigitte Macron tatsächlich gefallen hat, was er denn auch unumwunden sagte.

Macrons größte Leistung bei den Verhandlungen mit Trump war wohl die Änderung der Position Washingtons zu den Pariser Klimaabkommen. Für die gesamte westliche Welt ist dieses Thema überaus empfindlich. Und Trumps jüngste Entscheidung, aus diesen Abkommen auszusteigen, wurde als ein Angriff auf die Zukunft des Planeten und beinahe als Akt des ökologischen Terrorismus bezeichnet. Der bekannte britische Astrophysiker Stephen William Hawking bemängelte sogar, dass Trumps Handlungen dem Planeten einen nicht wieder gutzumachenden Schaden zufügen könnten und die Erde sich in ein globales Treibhaus wie etwa die Venus verwandeln könnte.

In diesem Kontext wurde die von Trump in Paris abgegebene Erklärung, wonach er seine Position zu den Klimaabkommen ändern könnte, als Macrons großer Erfolg im Kampf – nicht mehr und nicht minder – um die Rettung der Erdkugel gepriesen.

Als es klar wurde, dass der mögliche amerikanisch-europäische Handelskrieg kein Verhandlungsthema in Paris sein wird, wurde der erste Frankreich-Besuch des neuen US-Präsidenten als ein wahrer Triumph für das französische Establishment und dessen „goldenen Knaben“ eingestuft. „Alles, was Macron berührt, verwandelt sich ins Gold“, lobpreist CNN-Experte David Andelman.

Die festliche Stimmung erlosch nach Macrons Antwort auf die Frage, wie er die Beilegung der Syrien-Krise sieht. „Frankreich ändert seine Syrien-Doktrin. Unser Hauptanliegen besteht darin, die Terrorgruppierungen, welcher Art auf immer, auszutilgen… Der Rücktritt von (Präsident Baschar al-) Assad ist für Frankreich keine obligatorische Voraussetzung mehr.“

Vor den Augen des erstarrten Publikums verwandelte sich der epische Held Macron, der Donald Trump gezähmt hat, und ein Erfolg symbolisiert, in einen weiteren mittelmäßigen Politiker in einer langen Reihe mittelmäßiger Politiker, die gegen Wladimir Putin verloren haben. Macron gestand diese Niederlage ehrlich, wofür er eigentlich einen Lob verdient. Nur ein Franzose konnte die Niederlage des kollektiven Westens in Syrien derart ruhig hinnehmen und auf das Hauptziel des Westens in der Syrien-Krise verzichten.

Trump hatte eine Möglichkeit, den Lorbeerkranz, den Macron fallen ließ, aufzusetzen. Aber er beschränkte sich nur auf die Erklärung, dass die erlangte Waffenruhe in Syrien ein Resultat seiner Vereinbarungen mit dem russischen Präsident ist. Von Trump wurde ein Auftreten im Stil eines „politischen Macho“ erwartet, während er vor allem auf seine diplomatischen Erfolge bei Kontakten zu Russland stolz ist.

Dass der Westen nicht in der Lage ist, den Abgang des syrischen Präsidenten durchzusetzen, bedeutet ein Ende der monopolaren Welt. Auch das Casting für die Rolle eines Führers des vereinigten Westens, der Wladimir Putin entgegenwirken könnte, scheiterte. Möglicherweise rechnet manch einer noch damit, dass Angela Merkel den Widerstand gegen Putin leiten würde. Aber selbst der CNN-Sender gibt zu, dass eigene politische Probleme Deutschlands die Kanzlerin an Händen und Füßen fesseln. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Macrons Geständnis ein Signal der Bereitschaft ist, nach einem Kompromiss mit Russland zu suchen. Aber die bisherigen Erfahrungen führen vor Augen, dass der Westen unweigerlich versuchen wird, sich für seine Niederlage in Syrien zu rächen, noch bevor der Kompromiss herbeigeführt worden ist.

 

Quelle: Sputnik

 

 

 

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