Warum unterstützte Iran Erdogan während des Putschversuchs in Türkei?

 

Der unabhängige iranische Nahost-Experte Fazad Ramazani Bonesh hat in einem Interview für Sputnik Gründe dafür genannt, warum der Iran dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan vor genau einem Jahr, in der Nacht des Putschversuchs, Unterstützung erwiesen hatte.

Hätte der Iran Erdogan nicht geholfen, würde die ausgebrochene innertürkische Krise die gesamte Region, darunter auch den Iran, gefährden. Darum habe Teheran eilig gehandelt, so Bonesh.
Der Iran habe damals alle Risiken und ernsthaften Folgen für den Fall berechnet, dass in der Türkei ein Umsturz erfolgen würde, so der Experte. Trotz ernsthafter Differenzen mit der Türkei im außenpolitischen Bereich habe der Iran als einer der ersten Staaten die gewählte türkische Regierung, Präsident Erdogan und seine Anhänger unterstützt und damit einen großen Schritt in die Zukunft gemacht.

Früher habe es Spannungen in etlichen außenpolitischen Fragen, darunter hinsichtlich der Beilegung der Syrien-Krise, gegeben, so Bonesh. Die Unterstützung für Erdogans Anhänger habe Ankara dazu veranlasst, einige seiner Positionen zu revidieren.

Bonesh zufolge hat sich das Verhältnis zwischen dem Iran und der Türkei nach dem gescheiterten Putschversuch verbessert. Beide Länder seien bei mehreren geopolitischen regionalen Fragen einander näher gekommen, obwohl es in anderen Bereichen, z.B. beim Dammbau und bei der Trockenlegung von Flüssen, immer noch Differenzen und strittige Fragen gebe.
Erdogan, der in eine verklemmende Situation geraten sei, habe darin eingesehen, dass es besser sei, auf mehrere politische Taktiken zu verzichten und keine Konfrontation mit Nachbarn einzugehen, sagte der Experte.
Der Präsident sei sich dessen bewusst geworden, dass viele Länder, darunter arabische, diesen Umsturz unterstützt hätten und die Türkei nur ihren eigenen Interessen zugunsten nutzen würden. Dabei haben die Länder wie der Iran und Russland zu seiner Verwunderung den Putschversuch verurteilt und den türkischen Präsidenten unterstützt. Im Ergebnis der Bemühungen Russlands und des Iran habe die Türkei in Sachen Syrien-Krise und Einmischung in die Angelegenheiten des Irak Zugeständnisse gemacht und ihre bisher aggressive Außenpolitik revidiert.

Nach Meinung des Experten könnte dies letztendlich dazu beitragen, in Zukunft ein Zusammenwirken zwischen Teheran und Ankara sowie Moskau bei der Bekämpfung des internationalen Terrorismus anzubahnen.

 

Quelle: Sputnik