Chinas Marine demonstriert der Nato ihre Flagge in der Ostsee

 

China führt eine Marineübung dort durch, wo es seine nationalen Interessen erfordern. In diesem Fall stimmen die russischen und chinesischen Interessen überein, und die chinesische Marine wird dort präsent sein, wo sie es als notwendig erachtet. Die Nato kann diese Militärübung beobachten, was sich aber nicht auf ihren Ort und ihre Ziele auswirkt.

So kommentierten die von Sputnik befragten Experten die erste Reaktion der Nato, insbesondere Dänemarks, auf die am 22. Juli in der Ostsee beginnende gemeinsame russisch-chinesische Marineübung „Maritimes Zusammenwirken 2017“.

Die Schiffe der chinesischen Flotte – der Zerstörer Hefei, die Fregatte Yuncheng und das Marine-Versorgungsschiff Loumahu — haben auf der Fahrt  in die Ostsee bereits ein Übungsschießen im Mittelmeer absolviert. Bald darauf erklärte der Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg, dass die Allianz die Russisch-chinesische Marineübung in der Ostsee beobachten wolle.

„Sollen sie sie ruhig beobachten, dies wird nichts daran ändern“, sagte hierzu der Militäranalytiker der Akademie für geopolitische Probleme, Konstantin Siwkow. Die Übungen seien ein Kernbestandteil bei der Entwicklung der russisch-chinesischen Beziehungen.

„Es ist völlig klar, dass sich die Schiffe der Nato-Länder in der Ostsee heimisch fühlen, aber Russland und China demonstrieren nun, dass sie in geeinter Front, in geeinter Gefechtsordnung handeln können. Die Übung widerspiegelt ihre Bereitschaft, einander zu unterstützen und gemeinsam vorzugehen. Das ist keine Aggressivität, das ist die Festigung des Zusammenwirkens im Interesse der nationalen Sicherheit“, sagte der russische Experte.

Die Vorwürfe des Westens, dass diese Marineübung aggressiver Art sei, seien für Russland und China unwichtig. Und dass die Nato diese Übung beobachten wolle, sei ihr gutes Recht, meinte Siwkow.

„Meines Wissens nach, ist dies die erste Übung, die Russland und China in der Ostsee abhalten. Sie ist zwar nicht die erste gemeinsame Marine-Übung überhaupt, aber sie hat einen aggressiveren Ton als andere“, meinte Flemming Splidsboel Hansen, Forscher am Dänischen Institut für Internationale Studien, gegenüber der „Schleswig-Holstein Zeitung“, nachdem die drei chinesischen Kriegsschiffe am 19. Juli auf der Fahrt zur Marine-Übung in neutralen Gewässern Dänemark passierten. Der dänische Experte verwies auf die 2016 im Südchinesischen Meer abgehaltene Militärübung beider Länder. Dieses Mal sei es die Ostsee. Nun sei ihm zufolge zu erkennen, „dass die beiden Staaten sich auch in den Konfliktgebieten des jeweils anderen engagieren würden“. Er wertete dies als eine Reaktion auf die Stationierung der Nato-Truppen im Baltikum.

„Diese Publikation widerspiegelt ein übriges Mal die Politik der US- und Nato-Führung, die es nicht gewohnt sind, dass jemand anderes eigene nationale Interessen in diesen oder jenen Regionen oder Meeresgebieten haben kann“, sagte hierzu im Gespräch mit Sputnik der russische Militärexperte und Chefredakteur der Zeitschrift „Nazionalnaja oborona“ (Nationale Verteidigung), Igor Korotschenko.

Die russisch-chinesische Marine-Übung ist ihm zufolge ausschließlich eine innere Angelegenheit Russlands und Chinas. Beide Seiten trainieren hier den Kampf gegen internationale Piraterie und Terrorismus sowie den Schutz der eigenen nationalen Interessen. Deshalb werden sie Übungen dort abhalten, wo sie es als notwendig erachten und sich diesbezüglich mit niemandem beraten. China agiere in voller Übereinstimmung mit dem Völkerrecht und halte dort Übungen ab, wo es seine Interessen erfordern. Dänemark und die Nato bräuchten also nicht besorgt zu sein. Die souveränen Entscheidungen Moskaus und Pekings könnten sie in keiner Weise beeinflussen, betonte Korotschenko.

Der chinesische Experte des Zentrums für internationale Beziehungen am Institut für Kommunikationen, Yang Mian, sagte Sputnik gegenüber, dass diese gemeinsame Militärübung in der Ostsee die feste Zusammenarbeit beider Länder widerspiegle, darunter auch im militärischen Bereich, ebenso die gegenseitige strategische Unterstützung. Die russisch-chinesische Marineübung sei nicht gegen Drittländer gerichtet, spiele aber eine Rolle bei der strategischen Eindämmung im Fall einer möglichen Entfesselung einer Aggression. Zudem solle sie der Welt zeigen, dass gemeinsame Militärmanöver an einem beliebigen Ort abgehalten werden können, wenn dies die Sicherheitsinteressen beider Seiten berühre. China setze jetzt auf Fernfahrten seiner Marine im globalen Maßstab, auf die Entwicklung des Potentials der militärischen Ausbildung. Und die Ostsee sei für China eine ferne Region und eine gute Trainingsmöglichkeit für seine Marine.

Vom 24. bis 27. Juli findet in der Ostsee die aktive Phase der gemeinsamen Übung statt, an der insgesamt etwa zehn Schiffe der verschiedensten Klassen sowie mehr als zehn Flugzeuge und Hubschrauber teilnehmen werden. Es sollen das gemeinsame Manövrieren, die Abwehr von Sabotageakten, die U-Boot- und Luftabwehr und die Schiffsverteidigung geübt werden, ebenso die Befreiung eines „von Piraten gekaperten Schiffes“, die Rettung aus Seenot und die Hilfe für ein havariertes Schiff.

 

Quelle: Sputnik