Eskalation des Konflikts am Tempelberg: Krise nimmt internationales Ausmaß an

Die Auseinandersetzungen am Tempelberg reichen über die Grenzen Israels hinaus. Ein Angriff vor der israelischen Botschaft in Amman stürzt Israel in eine diplomatische Krise. Der Tempelberg-Konflikt legt radikale Ideologien offen und ist mit den Vorjahren nicht vergleichbar.

Am 14. Juli kamen zwei israelische Polizisten im Zuge der Gewalteskalation in Jerusalem ums Leben. Am Zugang des Tempelberges wurden daraufhin Metalldetektoren installiert. Was die Lage deeskalieren sollte, hatte den gegenteiligen Effekt. Am Freitag wurde eine jüdische Familie in der Siedlung Halamish zum Opfer eines Messerangriffs. Daraufhin wurden drei Palästinenser in einem israelischen Schusswechsel getötet und im jordanischen Amman kam es zu einem ernstzunehmenden Zwischenfall.

Der Tempelberg wird immer wieder zum Schauplatz von Konflikten. In den Jahren 1990, 1996, 2000 und auch in 2015 kam es hier zu Auseinandersetzungen in der heiligen Stätte. Die israelische Regierung sieht Jerusalem als seine ungeteilte Hauptstadt an. Die Palästinenser beanspruchen den Ostteil der Stadt für sich. Religiöse Konflikte vermischen sich aber immer mehr in die nationalen Konflikte.

Am Montag schickten die USA einen Sondergesandten nach Israel, um die Krise am Tempelberg zu beenden. Wegen der Eskalation der Gewalt haben Schweden, Frankreich und Ägypten eine Sondersitzung des Weltsicherheitsrats beantragt. Auch der Schwiegersohn Trumps Jared Kushner ist in die Gespräche involviert. Die israelischen Haaretz-Nachrichten kritisieren die verspätete Reaktion der USA auf die Krise und das Unverständnis Trumps Regierung zu Angelegenheiten im Mittleren Osten.

Auch in Jordanien ereignete sich ein Vorfall, der auf die Tempelberg-Krise zurückzuführen ist. Mit einem Schraubenzieher soll ein israelischer Sicherheitsmann der Botschafterresidenz Israels in Amman durch einen Jordanier verletzt worden sein. In einem Akt der Selbstverteidigung erschoss der Botschaftsarbeiter nicht nur den jordanischen Angreifer sondern auch einen weiteren unbeteiligten Jordanier, der das Haus neben der Botschaft bewohnte.

In den jordanischen Nachrichten wird der vorausgehende Angriff des Jordaniers ignoriert. Der Vorfall beschert Israel eine diplomatische Krise. In Israel griffen die Behörden nach dem Ereignis ebenfalls zur Zensur. So wurde die Öffentlichkeit, die die Weltpresse noch nicht gelesen hatte, erst zwölf Stunden später über den Vorfall in Amman informiert.

Nachdem Raketen am Wochenende aus Gaza in Richtung Israel flogen, antwortete das israelische Militär mit Luftschlägen auf eine Stellung der Hamas im Süden des Gazastreifens. Der Stabschef der israelischen Streitkräfte (IDF) Gadi Eizenkot bezeichnete die Lage in Gaza als angespannt und komplex.

Es bestünde die berechtigte Sorge, dass die Lage im Westjordanland und in Jerusalem angesichts der Tempelberg-Krise auf den Gazastreifen überspringe. Der IDF-Sprecher Brigadegeneral Ronen Manelis sprach am Samstag von einer anderen Motivation im Vergleich zu den Jahren zuvor.  Es mischten sich „religiöse Elemente mit ein, die wir so zuvor noch nicht gesehen haben.“

Auch der Versuch der vergangenen Woche, Israelis zu überfahren und zu erstechen, werden im Zusammenhang mit der Tempelberg-Krise gebracht. In den sozialen Netzwerken drohen palästinensische Männer und Frauen damit Anschläge zur Vergeltung der Ereignisse auf dem Tempelberg zu verüben.

Avigdor Liberman, isrealischer Verteidigungsminister mahnte an, dass Israel sich auf eine «neue Runde im Kampf gegen die Hamas» bereitmachen müsse. Seiner Ansicht nach werde dies der letzte seiner Art sein, denn danach würde das Hamas-Regime in Gaza endgültig zusammenbrechen.

Quelle: RT