Geld vom Staat für linke Demonstranten? Das steckt dahinter

Werden Linke Demonstranten vom deutschen Staat für ihre Aktionen bezahlt? Nach dem G20-Gipfel flammt das Thema wieder stärker auf. Was wirklich dahinter steckt. 

Berlin — Als Satire war es gedacht, was die taz unter dem Titel „Demo-Geld für Antifas“ schrieb. Die Ironie des Textes verstanden nicht alle, der Inhalt wurde von manchen für bare Münze genommen, und der hat es in sich: Im Text heißt es, dass Antifa-Anhänger, das sind Personen aus der linken bis hin zur linksradikalen Szene, Geld vom Staat „für ihre Teilnahme an Demonstrationen“ bekämen. Parteien und Regierung würden als Unterstützer agieren. Der Text erschien 2015, bis heute hält sich der Glaube, insbesondere bei rechten Gruppierungen, dass das stimmt.

So veröffentlichte im Juni dieses Jahres dieFrankfurter Rundschau einen Text unter dem Titel „Rechte Mythen“, in dem jenes Phänomen aufgegriffen wird. „25 Euro Stundenlohn sollen all diejenigen bekommen, die an antifaschistischen Protesten in Deutschland teilnehmen. Und weiter: In einem internen Organisationsschreiben eines Vereins namens „Antifa e.V.“ würde das geschrieben stehen. In dem Verein sei man gut aufgestellt, nicht weniger als 48 Busse solle es geben, die zu den Protesten gegen Pegida und Legida am 9. Februar 2015 gefahren sein sollen, samt Vergütung für alle Mitfahrer, Freibier und Vermummungsmaterial. Tatsächlich gibt es im Internet eine Seite, die sich als  Antifa e.V. ausgibt, deren Unterstützung jedoch von der Bundesregierung nie bestätigt worden wäre.

Von Satire zu Mythos

Was, wie erwähnt, als Satire der taz gedacht war, entwickelte sich als anhaltender Mythos in der rechten Szene — nach den gewaltsamen Ausschreitungen während des G20-Gipfels in Hamburg umso mehr. Indes soll in Teilen der AfD der Verdacht gehegt werden, dass „Berufsdemonstranten“ einen Stundenlohn erhalten, wie die Frankfurter Rundschau schreibt.

Es gilt sich zu fragen, wie es zu diesem Glauben kommen kann. Warum für viele Menschen die absurd anmutenden Behauptungen als seriös und überzeugend gelten? Der Journalist und Autor Patrick Gensing (ARD) sagt in der Frankfurter Rundschau, dass solche Legenden von einer staatlich bezahlten Antifa gerne aufgenommen werden. „Man glaubt solche Geschichten, weil man sie glauben will.“

Glaubwürdigkeit ist, was ich hören will

Für die Rechten sei das eine Bestätigung darin, dass sie selbst gegen den Staat kämpfen müssten. Gensing weiter: „Die Selbstinszenierung als Opfer, als Rebell sowie als Widerstandskämpfer“ sei zentral und „je skrupelloser das System, das angeblich sogar Straßenschläger bezahlt, umso mutiger kann man sich selbst präsentieren“.

Glaubwürdigkeit entstünde damit nicht durch Fakten, sondern dadurch, dass  jemand das sagt, was ich hören will – und das sei, dass Antifas vom Staat bezahlt würden. Beispielsweise ginge laut Frankfurter Rundschau die sächsische AfD-Fraktion davon aus, dass der Verdacht bestehe, dass die Staatskanzlei Gegendemonstranten zu Standorten in der Vergangenheit gefahren habe, um sie dort Luftballons aufsteigen zu lassen. Das nutze dann die Linkspartei, um den politischen Gegner bloßzustellen. Die Sächsische Staatsregierung verneinte: Zu keinem Zeitpunkt seien bezahlte Demonstranten eingesetzt worden.

 

Quelle: Merkur.de