Politikanalyst Wight: Russland und China reagieren auf Bedrohung des US-amerikanischen Imperialismus

Washington weigert sich, in der neuen Realität einer multipolaren Welt aufzuwachen. Doch Russland und China sind nicht mehr bereit, das US-amerikanische Diktat zu akzeptieren. Diese Tage sind vorbei, sagt der politische Kommentator John Wight.

Die britische Royal Navy hat sich buchstäblich darum gerissen, drei chinesische Kriegsschiffe zu beschatten, die sich durch britische Gewässer zu den Übungsmanövern mit Russland in der Ostsee bewegten.

Die chinesische Flottille hatte im Mittelmeer Übungen durchgeführt, bevor sie sich auf den Weg nach Europa machte. Beim Befahren der Nordsee begleiteten niederländische Schiffe sie auf ihrer Reise. Pekings Schiffe werden sich einigen russischen anschließen, um am Freitag an gemeinsamen Übungen teilzunehmen.

RT sprach mit dem politischen Analysten John Wight.

Herr Wight, glauben Sie, diese Reaktion war gerechtfertigt, da diese Schiffe so nah am britischen Festland vorbeikamen?

Nein, es ist ein Teil der laufenden Propagandakampagne, die in den westlichen Medien durchgeführt wird, um zu versuchen, Russland und China als eine Art böse Imperien darzustellen, ein Rückfall zu Geheimmitteln des Kalten Krieges und der Versuch, beide Länder zu dämonisieren. Sie nutzen bloß ihr Recht, in den internationalen Gewässern zu segeln und nichts Falsches, Illegales, zu tun. Aber die westlichen Medien entschlossen sich, die Situation als Teil dieses laufenden Kalter-Krieg-Paradigmas zu entfachen, das wir in den letzten Jahren sahen. [Anmerkung: Die chinesische Flotte ging durch die Straße von Dover über den Ärmelkanal, das britisches und französisches Territorium ist].

Es ist das erste Mal seit 2012, dass Russland und China gemeinsame Manöver abhalten, nicht wahr? Ist das nur eine Reflektion der Spannungen, die sich weltweit entwickeln?

Das ist es sicherlich und definitiv. Als Beleg für das wachsende militärische Potential Chinas in den letzten Jahren hat die chinesische Regierung viele Ressourcen in die Modernisierung ihres Militärs gesteckt und dieses Potential vor allem auf See gesteigert. Die Tatsache, dass es in der Lage ist, die eigene Marine in Gewässer, die Tausende von Kilometern von den eigenen Hoheitsgewässern entfernt sind, zu entsenden, ist eine starke Aussage, die offensichtlich für die wachsende Allianz zwischen China und Russland spricht, die für die beiden Staaten notwendig ist, um sich der Bedrohung durch den US-Imperialismus und dessen Verbündete zu stellen. Das macht absolut Sinn und ist nachvollziehbar.

Also, das Eskortieren, was wir sehen, ist nun die neue Normalität. Jedes Mal, wenn die eine oder die andere Seite militärische Übungen durchführt, muss die gegenüberstehende Seite ihre eigenen Mittel einsetzen, um sich mit diesen Übungen auseinanderzusetzen, um ein Zeichen zu senden, dass sie auf jede Bedrohung reagieren können, die impliziert wird. Es besteht implizit eine Gefahr in diesen Situationen und besonders gilt das für Vorfälle in der Luft. Vor kurzem konnten wir eine Situation beobachten, in der das Flugzeug des russischen Verteidigungsministers, als es nach Kaliningrad geflogen ist, von einem NATO-Flugzeug verfolgt wurde. Es kam gefährlich nahe heran und musste von der militärischen Eskorte des Verteidigungsministeriums weggejagt werden. Daher gibt es eine implizite Gefahr bei derartigen Ereignissen. Aber es wird in Anbetracht der internationalen Angelegenheiten immer wieder zu solchen Situationen kommen.

Ist die Tatsache, dass chinesische Schiffe so weit weg von zu Hause sind und in ganz Europa operieren nicht überraschend?

Das ist es allerdings. Es wird die Menschen nicht überraschen, die diese Ereignisse genau verfolgt haben, wie ich bereits gesagt habe. China hat eine Menge Ressourcen in sein Militär gesteckt und besitzt nun seegestützte nukleare Abschreckungsmittel: Fünf nukleare U-Boote und einen Flugzeugträger, der gerade in Dienst genommen wurde. Ein weiterer ist im Bau und ein anderer wird gerade in Dienst genommen. Viele Experten prognostizieren, dass Chinas Marine zum Jahr 2020 in jeder Kategorie, mit Ausnahme der Flugzeugträger, so groß sein wird wie die US-Marine. Daher ist es China sehr ernst, sein militärisches Potential zu steigern. Wie ich bereits sagte, steht China vor einer Bedrohung, denn es ist an einem territorialen Streit im Südchinesischen Meer mit den USA und seinen Verbündeten beteiligt. So hat es einen guten Grund, sein militärisches Potential zu erhöhen. Das sendet eine sehr starke Botschaft an den Westen und die USA, nämlich dass es in der Lage ist, sich mit seinem russischen Verbündeten, um die eigenen Interesse zu kümmern […] Russland und China reagieren auf die Bedrohung des amerikanischen Imperialismus, denn die Leute in Washington weigern sich, in der Realität einer multipolaren Welt aufzuwachen […].

 

Quelle: RT