Syrienkonflikt: Der Kreml und die „bellende Maus“ Katar gegen den IS?

 

Katar war einer der Zünder im Syrien-Krieg. In jenem Konflikt stellte sich der Golfstaat auch gegen Russland, seinen geopolitischen Erzfeind. Plötzlich aber sieht Doha Moskau als einen Schlüsselpartner. Welche Interessen stecken hinter dieser neuen Partnerschaft? Dazu hat das Portal „Swobodnaja pressa“ Experten befragt.

Doha will Moskaus Partner werden: Katars Isolation durch andere Golfstaaten hat das internationale Kräfteverhältnis verschoben. In so einer Lage kann Russland durchaus Forderungen an den ehemaligen Rivalen stellen – ein strategisches Interesse hat der Kreml an der Golfmonarchie jedenfalls.

Denn Dohas Avancen an Moskau bieten die Möglichkeit, die Koalition der Golfmonarchien zu zerschlagen, sagt der Politologe Sergej Markow, Direktor des Instituts für Politikforschung. „Die Koalition superreicher arabischer Monarchien unterstützt finanziell Terrorgruppen auf der ganzen Welt, allen voran den IS – auch auf Russlands Boden.“ Diese würden dann ihre Sponsoren verlieren: Gebe es keine Koalition, gebe es auch keine Übereinstimmung zwischen den Geldgebern, so der Experte.
Die freigewordenen Finanzen könnten dann auch sinnvolleren Zwecken dienen. Moskaus weiteres Interesse ist nämlich der Zugang zu frischem Kapital für die russische Wirtschaft.

„In der Weltwirtschaft gibt es heute genug freies Kapital. Konzentriert ist es aber in US-amerikanischen, europäischen und chinesischen Banken. Die Chinesen finanzieren größtenteils ihre eigene Volkswirtschaft, Zugang zum amerikanischen oder europäischen Geld ist Russland wegen der Sanktionen verwehrt. Theoretisch könnte Katars Staatsfond helfen, diese Isolation zu überwinden“, so der Experte.

Im syrischen Friedensprozess sei Dohas Einfluss jedoch zu gering, als dass Moskau davon profitieren könnte, ist der Politologe überzeugt. „Der wichtigste Treiber in der Golfregion und in Syrien ist dann ja doch nicht Katar, sondern Saudi-Arabien.“
Dafür ist die kleine Golfmonarchie einer der größten Erdgaslieferanten für die EU. Hier liegt das Potential für eine sehr lukrative Zusammenarbeit Moskaus mit Doha:

„Russland hat ja einst die Gründung einer Gas-OPEC vorgeschlagen. Jetzt ist die Gelegenheit dafür da. Ein Gaskonsortium bestehend aus Russland, Katar, Iran und Aserbaidschan könnte die Gaspreise auf dem Weltmarkt in die Höhe treiben“, erklärt der Analyst.

Zugleich mahnt der Politologe: „Ob es Russland gelingt, eine solche Partnerschaft auf die Beine zu stellen, ist eine offene Frage. Katars Vorrang gilt ja immer noch mehr den USA als Russland. Auf katarischem Territorium befindet sich ein großer US-Stützpunkt. Auch hat Katar seinerzeit viel Geld in US-Politiker investiert. Heute hofft Doha immer noch, dass diese Investitionen sich auszahlen.“

 

Quelle: Sputnik