Söldnerarmee für Afghanistan — Wie verzweifelt sind die USA?

 

In Moskau betrachtet man Washingtons Pläne zur Entsendung einer Söldnerarmee nach Afghanistan, die dort das reguläre US-Kontingent ersetzen würde, mit großer Skepsis, schreibt die «Nesawissimaja Gaseta» am Donnerstag.

„Das wäre eine Geste der Verzweiflung und Dummheit“, sagte Russlands Präsidentenbeauftragter für Afghanistan, Samir Kabulow.

Dass die Trump-Administration die Entsendung von mehr als 5000 Kämpfern einer privaten Armee in Erwägung ziehe, verriet der Zeitung „USA Today“ der Gründer des Söldnerunternehmens Blackwater (heute unter dem Namen Academi Teil von Constellis Holding), Erik Prince.
Seiner Auffassung nach könnten Academi-Soldaten dieselben Aufgaben übernehmen, wie das „übliche“ internationale Kontingent, das hieße, die afghanischen Sicherheitskräfte zu beraten und anderweitig zu unterstützen.

Aktuell befinden sich am Hindukusch mehr als 8000 US-Soldaten, aber sie können nicht alle Probleme lösen, die sich in den letzten Jahren angehäuft haben. Deshalb sucht man in Washington nach immer neuen Mitteln, um die Situation in den Griff zu bekommen.

„Das übliche militärische Vorgehen funktioniert in Afghanistan nicht, egal welche Zeitspanne wir in Betracht nehmen“, so Prince. „Das war vielleicht sogar in allen 16 Jahren so.“

Sollte seine Initiative gebilligt werden, würden seine Männer engere Kontakte mit den afghanischen Militärs knüpfen. Sie könnten sogar afghanische Militäruniformen tragen, betonte er. Geplant wäre dann auch die Verlegung von 90 Flugzeugen und Hubschraubern nach Afghanistan, damit sie die dortigen Sicherheitskräfte aus der Luft unterstützen. Luftschläge gegen die gegnerischen Stellungen würden sie jedoch nur auf Zustimmung der Behörden in Kabul durchführen, beteuerte Prince.

Erwähnenswert ist, dass sein Unternehmen einen eher fragwürdigen Ruf hat. Im Irak beispielsweise sollte Blackwater die Sicherheit von US-Diplomaten gewährleisten, des Öfteren jedoch ihre Vollmachten überschritten haben. Im Irak behauptete man, das Princes Unternehmen sich de facto weder Washington noch Bagdad unterstellt habe.

So kam es beispielsweise 2007 zu einem großen Zwischenfall, als 14 Zivilisten auf dem Nissur-Platz in Bagdad ums Leben kamen, nachdem Blackwater-Männer auf offener Straße Feuer eröffnet hatten. Nach ihren Worten wollten sie ein Attentat gegen Mitarbeiter des US-Außenministeriums verhindern, doch diese Version überzeugte nicht einmal die US-Justiz. Nach diesem Skandal musste Blackwater schon zwei Mal seinen Namen wechseln und heißt jetzt Academi.

Früher hatte das US-Verteidigungsministerium öfter für einen Ausbau des US-Kontingents am Hindukusch um mehrere Tausend Soldaten plädiert, doch Präsident Trump hatte diese Idee abgelehnt. Nach seinen Worten bringt die Kampagne in Afghanistan nur Verluste. „Wir gewinnen nicht, sondern verlieren nur“, erklärte der Staatschef bei einem Treffen mit seinen Beratern. Laut westlichen Medienberichten führte die ausbleibende Lösung des Afghanistan-Problems dazu, dass Trump die Entlassung des Befehlshabers der US-Truppen am Hindukusch, John Nicholson, erwägt.
Experten betrachten die Idee zur Entsendung von Vertretern privater Sicherheits- bzw. Militärunternehmen nach Zentralasien als Washingtons Versuch, die Verantwortung für die dortige Situation teilweise abzugeben. Davon zeigte sich beispielsweise der Direktor der Moskauer Zentrums für moderne Afghanistan-Studien, Omar Nessar, überzeugt. Falls sich die US-Behörden für die Entsendung neuer Soldaten entscheiden, „wären die möglichen Verluste sehr schmerzhaft für sie. Und private Unternehmen würden das selbst eingehen – vertragsgemäß“, so der Experte. „Andererseits ist es Trumps Strategie, Probleme im ‚Business as usual‘-Stil zu lösen. Möglicherweise gibt es dabei gewisse finanzielle Interessen.“

Nicht zu übersehen ist allerdings, dass die aktuellen Vereinbarungen zwischen Washington und Kabul die Präsenz von Kämpfern aus privaten Armeen nicht vorsehen. „Da geht es nur um ein Militärkontingent“, so Nessar weiter. „Da die afghanischen Behörden finanziell und militärisch von den USA abhängig sind, werden sie wohl offiziell keine Einwände haben. Aber möglicherweise werden gewisse Oppositionskräfte in Afghanistan das tun, die einen Konfrontationskurs gegen Amerika fahren, weil es Aschraf Ghani und sein Team offen unterstützten, diese Frage gelegentlich aufwerfen.“

 

Quelle: Sputnik