Die Ukraine verhandelt über den Verkauf von 100 Panzern des Typs T-84 Oplot an Pakistan. Vor einem Vierteljahrhundert hatte Kiew an dieses Land bereits 320 Panzer T-84UD für etwa 600 Millionen Dollar geliefert. Deshalb ist man zuversichtlich und will den Erlös für die neue Exportpartie in die nationale Rüstungsindustrie investieren.
Die ukrainische Waffenexportbehörde Ukroboronprom verspricht zudem, die Produktion von Oplot-Panzern für die ukrainische Armee auszubauen. Präsident Petro Poroschenko erklärte im Juli, für den Ankauf von neuen Panzern wären mehr als 300 Millionen Griwna (umgerechnet etwa zwölf Millionen Dollar) vorgesehen. Wie viele Panzer infrage kämen, präzisierte er allerdings nicht.
Ob die ukrainische Rüstungsindustrie heutzutage aber einen solchen Auftrag auch verkraftet?
Im Januar hatte das Verteidigungsministerium Thailands einen Vertrag zur Lieferung von 54 Oplot-Panzern (die modernisierte Version des sowjetischen T-80-Modells) aufgelöst, weil die ukrainische Seite die Vertragsbedingungen nicht erfüllen konnte. Den Kontrakt über 241 Millionen Dollar hatten die Seiten im September 2011 abgeschlossen. In den fünf Jahren danach bekam Bangkok aber nur fünf Maschinen geliefert. Angesichts dessen räumte der thailändische Verteidigungsminister ein, dass die ukrainischen Panzer zu einem großen Problem für seine Armee im Kontext der Umrüstung geworden seien. Sie könne nicht mehr auf sie warten und habe sich deshalb für chinesische VT-4-Maschinen entschieden.
Dabei halten die Ukrainer ihren Oplot-Panzer für eine Konkurrenz zum russischen T-90A und den „Amerikaner“ M1 Abrams. Und behaupten sogar, der Oplot wäre sogar mit dem neuesten russischen Modell Armata vergleichbar.
Rabenschwarze Zeit
Zuvor hatte auch Litauen auf ukrainische Panzertechnik verzichtet, weil sie den Nato-Standards nicht entspricht. Zwar wären die ukrainischen Maschinen 80 Prozent billiger, doch Vilnius entschied sich für den Kauf von 80 Panzerfahrzeugen Boxer des deutsch-niederländischen Konsortiums Artec (für 385,6 Millionen Euro).
Wegen der Nichteinhaltung der zeitlichen Vertragsbedingungen und Fehlproduktion wurde auch der Vertrag mit dem Irak über die Lieferung von 450 Panzerwagen über 458 Millionen Dollar aufgelöst. Die ukrainische Seite konnte nur 88 Schützenpanzerwagen herstellen und liefern, wobei sie die Verzögerung auf „objektive Schwierigkeiten“ zurückführte. Aber Bagdad verzichtete angesichts der Nachlässigkeit seiner Partner und der technischen Defekte einfach auf die ukrainische Technik. Dieselbe Entscheidung traf später auch Aserbaidschan, das sich für russische T-90MS-Panzer entschied.
Zuvor hatte das türkische Unternehmen Aselsan mit Ukroboronprom über eine Modernisierung ukrainischer Panzer und anderer Panzertechnik verhandelt, doch es wurde kein entsprechendes Abkommen unterzeichnet. Die Ukraine befasst sich selbstständig mit der Modernisierung der Modelle T-55, T-64 und T-72, aber damit kann sie die Welt kaum überraschen.
Ende des 20. Jahrhunderts hatte die Ukraine zu den führenden Waffenexporteuren der Welt gehört und noch 2013 im entsprechenden SIPRI-Rating auf dem achten Platz vor Italien und Israel gestanden. Viele Jahre lang verkaufte Kiew seit den Sowjetzeiten auf seinem Territorium zurückgebliebene Militärtechnik an China, den Irak, Nigeria, Thailand, Äthiopien, den Sudan, usw. Allein zwischen 2005 und 2014 verkaufte die Ukraine 838 Panzer, 722 Schützenpanzerwagen, 236 Hubschrauber, 200 Flugzeuge, 5000 Automobile sowie etliche Luftabwehranlagen, Schusswaffen und Munition. Aber die alten Vorräte waren nun einmal nicht endlos.
Nach dem Staatsstreich Anfang 2014 übernahmen in Kiew „Revolutionskräfte“ die Führung, sie nur an schnellen eigenen Profiten interessiert waren. Hinzu kam Kiews einseitiger Verzicht auf die militärtechnische Kooperation mit Moskau. Jetzt aber können die Ukrainer die russischen Zulieferteile für ihre Militärtechnik nicht ersetzen, und die USA samt der Nato können ihnen dabei unmöglich helfen.
„Särge auf Rädern“
Wenn man die von der Ukraine selbstständig – ohne Russlands Beteiligung – entwickelte Panzertechnik scharf ins Auge fasst, muss man weinen und lachen zugleich. In Kiew behauptet man, das neue Panzerfahrzeug Kosak würde den Nato-Standards entsprechen, wäre für die Feuerdeckung und Beförderung lebender Kraft bestimmt und gegen Schüsse aus 7,62-Millimeter-Waffen, Splittern und Minen sicher. Kosak besitzt das italienische Chassis Iveco Eurocargo 4×4 und die finnische zwölf Millimeter dicke Panzerung. Seine Schlagkraft ist nicht gerade beeindruckend, aber für die Zerstreuung von Protestaktionen dürfte das schon reichen.
Der unbemannte Schützenpanzerwagen Fantom hat eine Reichweite von 20 Kilometern und wird per Funk aus einer Weite von bis zu 2,5 Kilometern bzw. per Kabel aus fünf Kilometern gelenkt. Dieses „Wunder der Panzertechnik“ kann mit einer Drohne integriert werden (vielleicht auch per Kabel?). Aber in einem richtigen Gefecht wäre das Schicksal dieser Maschine wohl viel kürzer als das Kabel.
In einem Panzerbetrieb in der Stadt Lwow ist aus Geldmangel ein Programm zur Serienproduktion von neuen Panzerwagen Dosor-B gescheitert.
Möglicherweise hätte man durch den Verzicht auf die Satellitennavigation und die Klimaanlage zusätzlich sparen können. Und wenn man Panzerfahrzeuge mit „Pferdeantrieb“ bauen würde (und hinzu kämen die blutreinen ukrainischen Gewehre Gopak), wäre das noch viel billiger.
In dieser Situation überlegen sich die klügsten Köpfe in Kiew noch, wie sie Russland vom Waffenmarkt verdrängen können, damit Moskau Milliarden Dollar verliert.
Aber warum denn nicht? Mit Pakistan liegt der Deal bereits in trockenen Tüchern. Es bleibt nur noch, Indien und China auf die eigene Seite zu ziehen.
Quelle: Sputnik