Nordkorea-Krise: Was macht Russland im Kriegsfall?

Der Vize-Chef des Beratungsunternehmens „Zentrum für politische Technologien“, Alexej Makarkin, hat in einem Interview mit der Zeitung „Moskowski Komsomolez“ erläutert, welche Rolle Russland in der Konfrontation zwischen den USA und Nordkorea spielen kann.

Die Eskalation auf der koreanischen Halbinsel sei für Russland überaus unangenehm, denn sie schaffe die Gefahr einer Anwendung von Nuklearwaffen, und das an der russischen Grenze, musste der Experte zugeben.

Allerdings zweifelt Makarkin daran, dass Russland als Vermittler bei der Regelung des Konflikts auftreten könnte. Sowohl in Nordkorea als auch in den USA seien zurzeit sehr ambitionierte Politiker an der Macht: Kim Jong-un suche nach Selbstbehauptung in den Augen seiner Generäle und „treuen Untertanen» und Donald Trump sei „in der Politik sehr unerfahren» und impulsiv.

Nicht zufällig habe Russland seine Luftabwehrsysteme im Fernen Osten in erhöhten Bereitschaftszustand versetzt, meint der Politologe.

„Dieser Schritt ist durchaus verständlich. Angesicht eines möglichen Nuklearschlages gegen Nordkorea durch die USA und der unklaren fachlichen Kompetenz der Soldaten in den nordkoreanischen Raketentruppen ist es unmöglich, mit hundertprozentiger Genauigkeit zu sagen, wohin eine Rakete fliegen würde. Russland muss selbstverständlich darauf vorbereitet sein, einen Sprengkopf abzuschießen, der zufällig in unsere Richtung fliegen würde», sagte er.

Die Vorwürfe gegen Russland, das nordkoreanische Regime wirtschaftlich zu „sponsern», hält Makarkin für kaum begründet: Im Unterschied zu China führe Russland keine nordkoreanischen Güter und Rohstoffe ein. Auf dem russischen Staatsgebiet gebe es zwar Unternehmen, in denen nordkoreanische Arbeitnehmer tätig seien, allerding habe dies keine außerordentliche Bedeutung für die Wirtschaft Nordkoreas.

„Das Ausmaß unserer wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Pjöngjang ist also bedeutend niedriger, als es mit China der Fall ist.»

Außerdem sei diese Zusammenarbeit bereits während der Amtszeit des Vaters des heutigen nordkoreanischen Staatschefs gestartet worden, betonte der Politologe. Damals habe Nordkorea noch an den internationalen Verhandlungen teilgenommen, und zwischen dem Norden und dem Süden seien damals Beziehungen aufgebaut worden.

„Damals sah man das wirtschaftliche Zusammenwirken mit Nordkorea nicht als Förderung eines totalitären Regimes an, sondern als eine Möglichkeit, dieses Regime zu verändern, es offener zu machen und eine nordkoreanische Mittelschicht entstehen zu lassen. Und die USA nahmen das ganz gelassen wahr», sagte der Experte abschließend.

 

Quelle: Sputnik

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