Der verbale Schlagabtausch zwischen den USA und Nordkorea gewinnt zunehmend an Schärfe, schreibt die Zeitung «Kommersant» am Montag.
US-Präsident Donald Trump, der jüngst versprochen hatte, Pjöngjangs aggressive Pläne mit „Feuer und Wut“ zu beantworten, fand diese Formulierung „nicht hart genug“ und ergänzte gestern auf Twitter: „Unsere militärischen Maßnahmen sind vollständig vorbereitet worden. Alles ist einsatzbereit für den Fall, dass sich Pjöngjang unvernünftig verhält. Ich hoffe, dass Kim Jong-un einen anderen Weg wählen wird!“ Sollte dieser „etwas mit Guam tun, würde in Nordkorea etwas passieren, was die Welt noch nie gesehen hat“, so Trump.
Damit reagierte er auf die Mitteilung der nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA, laut der die Behörden in Pjöngjang an einem Plan zum Raketenstart in Richtung der Pazifik-Insel Guam arbeiten, wo US-Militärobjekte liegen. Insgesamt vier Raketen Hwasong-12 sollten etwa 3400 Kilometer, unter anderem über den japanischen Präfekturen Shimane, Hiroshima und Koti, fliegen und etwa 30 Kilometer weit von Guam ins Meer fallen.
Pentagon-Chef James Mattis bestätigte gestern, dass die USA zu einer militärischen „Lösung“ des Konflikts mit Nordkorea bereit wären, versicherte jedoch, dass Washington eine friedliche Regelung vorziehen würde.
Vertreter von gleich mehreren Ländern und internationalen Organisationen, darunter der Uno, forderten gestern Washington und Pjöngjang abermals zur Zurückhaltung auf. Ein Berater des südkoreanischen Präsidenten sagte, Trump und Kim sollten aufhören, „sich gegenseitig zu ärgern“, und sich „auf neue Verhandlungen vorbereiten“.
Die japanische Zeitung „Yomiuri Shimbun“ berichtete inzwischen, in Tokio erwäge man die Aufstellung von zusätzlichen Abfangraketen in den Gebieten, über denen die nordkoreanischen Raketen fliegen könnten. Zudem könnten dabei Kriegsschiffe mit Aegis-Anlagen an Bord eingesetzt werden.
Die chinesische Zeitung „Global Times“ schrieb ihrerseits, Peking sollte im Falle des Raketenstarts durch Nordkorea und der eventuellen Antwort Washingtons neutral bleiben. „Sollten aber die USA und Südkorea einen Schlag versetzen, um das Regime in Nordkorea zu stürzen und das politische Modell auf der koreanischen Halbinsel zu verändern, würde China sie dabei behindern“, geht außerdem aus dem Artikel hervor.
Der russische Außenminister Sergej Lawrow musste gestern einräumen, dass das Risiko eines Militärkonflikts zwischen den USA und Nordkorea „sehr groß“ sei. „Leider übersteigt die Rhetorik in Washington und Pjöngjang allmählich das Maß“, stellte er bedauernd fest.
Lawrow unterstrich, dass für Russland ein Szenario inakzeptabel wäre, in dem es auf der koreanischen Halbinsel Atomwaffen geben würde, und erinnerte abermals an Moskaus gemeinsame Initiative mit Peking: „Wir und China schlugen einen vernünftigen Plan vor, der eine doppelte ‚Einfrierung‘ vorsähe. Kim Jong-un würde alle Atomtests und Raketentests auf Eis legen, und die USA samt Südkorea würden ihre großen gemeinsamen Übungen auf Eis legen, die für Nordkorea einen Vorwand für immer neue Tests ausmachen.“
Nach diesen Schritten sollte man sich „hinsetzen und ein Papier verfassen, in dem der Respekt für die Souveränität aller dort liegenden Länder, darunter Nordkoreas, unterstrichen werden sollte“. „Und dann sollte man Bedingungen schaffen, damit wir unser gemeinsames Ziel, das vom UN-Sicherheitsrat gebilligt wurde, erreichen können: die atomare Abrüstung der koreanischen Halbinsel, was Nordkoreas Verzicht auf sein Atomprogramm und Südkoreas Verzicht auf die Aufstellung von US-Atomwaffen auf seinem Territorium vorsehen würde“, präzisierte der russische Chefdiplomat.
Quelle: Sputnik