Gazprom bewegt sich entschlossen zu einem neuen Exportrekord und will in diesem Jahr 185 Milliarden Kubikmeter Gas ins Ausland liefern, schreibt die Zeitung „Kommersant“ am Donnerstag.
Die Gazprom-Lieferungen ins ferne Ausland stiegen seit Jahresbeginn bis 15. August um 12,7 Milliarden Kubikmeter (12 Prozent) auf 118,3 Milliarden Kubikmeter. Laut „Kommersant“-Quellen beläuft sich die Exportprognose auf 185 Milliarden Kubikmeter Gas (früher sprach Gazprom von 180 Milliarden Kubikmetern). Das ist ein neuer historischer Rekord des Monopolisten.
Der Grund für die gestiegenen Lieferungen ist der Wetter-Faktor (kalter Winter und heißer Sommer), was zum Wachstum des Gasverbrauchs sowohl direkt, als auch bei der Stromerzeugung führte, sowie das Wachstum der Wirtschaft in den europäischen Ländern. Laut Gazprom Export stieg die Gasnachfrage im fernen Ausland in der ersten Jahreshälfte um 5,4 Prozent auf 296,3 Milliarden Kubikmeter. Gas gewinnt weiterhin im Wettbewerb mit Kohle unter anderem in Großbritannien, wo wegen zusätzlichen Zahlungen für Kohlendioxidausstöße der Anteil von Gas bei der Stromerzeugung auf rekordhohe 94,1 Prozent stieg.
In Deutschland, wo es keine zusätzlichen Zahlungen für Ausstöße gibt, ist die Kohle immerhin effektiver, weshalb nur die effektivsten Gaskraftwerke beladen sind.
Fast alle größten Konkurrenten Gazproms – Norwegen, Algerien und Lieferanten von Flüssiggas erhöhen ebenfalls ihre Lieferungen, jedoch mit einem geringeren Tempo. Norwegen stockte seine Lieferungen in der ersten Jahreshälfte um zwei Prozent auf 65,8 Milliarden Kubikmeter auf. Der Import von Flüssiggas in Europa stieg um 6,9 Prozent auf 32 Milliarden Kubikmeter, darunter 1,1 Milliarde aus den USA. Gazprom lieferte in der ersten Jahreshälfte auf den europäischen Markt (einschließlich der Türkei) 95,8 Milliarden Kubikmeter (Zuwachs von 12,5 Prozent). Der Anteil des Unternehmens am Gasverbrauch in der EU stieg im Ergebnis um 1,9 Prozent auf 30,7 Prozent.
Zugleich senkten einige Großlieferanten ihre Lieferungen. Der größte Akteur auf dem Flüssiggas-Markt, Katar, verlagerte seine Liefermengen nach Asien, weshalb die Lieferungen nach Europa um 10,2 Prozent sanken. Niederlande leiden weiterhin unter der eingeschränkten Förderung in Groningen, weshalb die Lieferungen aus den Niederlanden um elf Prozent auf 21,5 Milliarden Kubikmeter sanken.
Niedrige Gasvorräte in europäischen Speichern, die auf den kalten Winter zurückzuführen sind, bieten Gazprom die Möglichkeit, das hohe Exporttempo aufrechtzuerhalten. Allerdings verschärft sich allmählich der Wettbewerb – die Flüssiggas-Lieferungen nach Europa waren in der ersten Jahreshälfte höher als die Kennzahlen der vergangenen drei Jahre und nähern sich den Zahlen 2012. Das ist mit dem Rückgang der „asiatischen Prämie“ (höhere Gaspreise in Asien als in Europa) verbunden, die auf dem Markt in den vergangenen zehn Jahren vorhanden ist, jetzt jedoch auf weniger als ein US-Dollar pro mmBtu sank. Das Wachstum der Flüssiggas-Produktion in den USA sowie die weitere Senkung der asiatischen Prämie können zur Rückkehr einer Flüssiggasmenge nach Europa und Verschärfung des Wettbewerbs mit russischem Gas zu Beginn des kommenden Jahres führen.
Quelle: Sputnik